Throne of Glass – Die Erwählte
Schlafzimmer zurück und stieg auf die Matratze, um das behelfsmäßige Messer in eine der Falten des Baldachins zu stecken, der über dem Kopfteil des Bettes befestigt war. Danach sah sie sich noch einmal im Raum um. Irgendetwas an den Abmessungen schien nicht ganz zu stimmen – es hatte mit der Höhe der Wände zu tun, aber sie war sich nicht ganz sicher. Abgesehen davon bot der Baldachin jede Menge Platz, um Dinge zu verstecken. Was konnte sie sonst noch nehmen, ohne dass es jemand merkte? Wahrscheinlich hatte Chaol den Raum vor ihrer Ankunft überprüfen lassen. Sie lauschte an der Schlafzimmertür nach irgendwelchen Zeichen von Aktivität. Als sie sicher war, dass niemand in ihren Gemächern war, betrat sie den Vorraum und ging zum Spielzimmer hinüber. An der gegenüberliegenden Wand hingen Billardqueues und auf dem grünen Filztisch lagen schwere farbige Kugeln. Celaena musste grinsen. Chaol war nicht annähernd so clever, wie er dachte.
Sie ließ die Billardausrüstung dann aber doch an ihrem Platz – es würde nur Verdacht erregen, wenn alles verschwand. Aber falls sie fliehen musste, wäre es ziemlich einfach, sich ein Queue oder eine der schweren Kugeln zu holen und die Wachen damit bewusstlos zu schlagen. Erschöpft ging sie in ihr Schlafzimmer zurück und ließ sich auf das riesige Bett fallen. Die Matratze war so weich, dass sie mehrere Zentimeter einsank, und breit genug, dass drei Leute darin schlafen konnten, ohne sich zu berühren. Celaena rollte sich zusammen und ihre Lider wurden immer schwerer.
Sie schlief eine Stunde, bis ein Dienstmädchen hereinkam und ankündigte, dass der Schneider käme, um sie mit angemessener Hofkleidung auszustatten. Und so verging eine weitere Stunde mit Maßnehmen und Abstecken und einer Präsentation verschiedener Stoffe und Farben. Die meisten fand sie scheußlich. Einige wenige weckten ihre Aufmerksamkeit, aber wenn sie bestimmte Schnitte zu empfehlen versuchte, die ihr gut standen, winkte der Schneider nur ab und verzog mürrisch das Gesicht. Sie erwog, ihm eine seiner Perlenkopfstecknadeln ins Auge zu stechen.
Sie badete, denn sie fühlte sich fast genauso schmutzig wie in Endovier und war dankbar für die freundlichen Dienerinnen, die ihr zur Hand gingen. Auf vielen Wunden hatte sich Schorf gebildet und einige waren nur noch als schmale weiße Linien zu sehen, aber ihr Rücken sah immer noch schlimm aus. Nachdem sie fast zwei Stunden lang verwöhnt worden war – Haare schneiden, Nägel feilen und die Hornhaut an Händen und Füßen entfernen –, lächelte Celaena in den Spiegel im Ankleideraum.
So hervorragende Arbeit leisteten nur Dienerinnen in der Hauptstadt. Sie sah fantastisch aus. Absolut umwerfend. Sie trug ein Kleid, dessen Röcke und lange Ärmel in Weiß mit zartlila Streifen und Tupfen gehalten waren. Das indigoblaue Mieder hatte eine schmale Goldborte und von ihren Schultern hing ein schneeweißer Umhang.Ihr Haar, halb hochgesteckt und mit einem fuchsiafarbenen Band befestigt, fiel in lockeren Wellen herab. Aber als ihr wieder einfiel, warum sie eigentlich hier war, stockte ihr Lächeln.
Der Champion des Königs? Sie sah eher wie sein Schoßhündchen aus.
»Was für eine Schönheit!«, ertönte eine ältere weibliche Stimme und Celaena drehte sich um und mit ihr die vielen unpraktischen Meter Stoff. Das Korsett – dieses blöde, verfluchte Ding – drückte ihr so heftig auf die Rippen, dass ihr die Luft wegblieb. Genau aus diesem Grund trug sie eigentlich lieber Tunika und Hose.
Es war eine etwas füllige Frau, die jedoch in dem pfirsichgelben und kobaltblauen Kleid der Dienerinnen des königlichen Haushalts trotzdem eine gute Figur machte. Ihr Gesicht war ein wenig faltig, aber ihre Wangen waren rot und sie war geschickt geschminkt. Sie machte einen Knicks. »Philippa Spindlehead«, sagte die Frau, als sie sich wieder aufrichtete. »Eure persönliche Zofe. Ihr seid bestimmt …«
»Celaena Sardothien«, sagte sie geradeheraus.
Philippas Augen weiteten sich. »Behaltet das für Euch, Miss«, flüsterte sie. »Ich bin die Einzige, die es weiß. Und die Wachen, nehme ich an.«
»Was denken die Leute denn über all meine Wachen?«, fragte sie.
Philippa kam näher, ohne sich um Celaenas finstere Miene zu kümmern, als sie die Falten am Kleid der Assassinin zurechtzupfte und an den richtigen Stellen bauschte. »Oh, bei den anderen … ähm, Champions stehen ebenfalls Wachen vor den Zimmern. Vielleicht glauben die Leute auch, Ihr
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