Throne of Glass – Die Erwählte
nicht schlaksig, und neigte den Kopf in ihre Richtung. Sie beobachtete ihn noch eine Weile, etwa wie er das Gewicht aufs linke Bein verlagerte und worauf er zuerst achtete, wenn er den nächsten Gegner unter die Lupe nahm.
Neben Herzog Perrington stand ein gewaltiger Mann, der ganz aus Muskeln und Stahl gemacht schien – und der nicht die Mühe gescheut hatte, dies in einem Brustharnisch zur Schau zu stellen. Seine Arme sahen aus, als könnte er mit ihnen den Schädel eines Pferdes zerquetschen. Er war dabei nicht hässlich – sein gebräuntes Gesicht war eigentlich sogar recht angenehm anzuschauen, aber da war etwas Abstoßendes in seinem Gebaren und in seinen obsidianschwarzen Augen, als er sich umsah und sich ihre Blicke trafen. Seine großen Zähne schimmerten weiß.
Der König sprach weiter: »Jeder von Euch kämpft darum, meinChampion zu werden, mein rechtmäßiges Schwert in einer Welt, in der es von Feinden wimmelt.«
Ein Anflug von Scham flackerte in Celaena auf. Was war »Champion« anderes als ein beschönigendes Wort für einen Mörder? Würde sie es ertragen können, für ihn zu arbeiten? Sie schluckte. Es musste sein. Sie hatte keine andere Wahl.
»In den nächsten dreizehn Wochen sollt Ihr unter meinem Dach wohnen und gegeneinander antreten. Ihr werdet jeden Tag trainieren und einmal die Woche geprüft werden – eine Prüfung, bei der jeweils einer von Euch ausscheidet.« Celaena rechnete nach. Sie waren vierundzwanzig – und es waren nur dreizehn Wochen. Als hätte er ihre Frage gespürt, fügte der König hinzu: »Diese Prüfungen werden nicht einfach, genauso wenig wie Euer Training. Einige von Euch werden dabei ihr Leben lassen. Wenn wir es für nötig halten, werden zusätzliche Prüfungen angesetzt. Und wenn Ihr zurückfallt, versagt oder mich verärgert, wird man Euch in das dunkle Loch zurückschicken, aus dem Ihr gekommen seid.
In der Woche nach dem Julfest werden die vier verbleibenden Champions in Zweikämpfen gegeneinander antreten, um den Titel zu erringen. Bis dahin werdet Ihr das hier für Euch behalten.« Mit einer Bewegung seiner großen, narbenbedeckten Hand schloss er den gesamten Raum ein. »Bei Hof ist man nur davon unterrichtet, dass zwischen meinen engsten Freunden und Vertrauten eine Art Wettkampf stattfindet. Das kleinste Fehlverhalten Eurerseits – und ich lasse Euch am Haupttor pfählen.«
Unwillkürlich fiel Celaenas Blick auf das Gesicht des Königs und sie merkte, dass seine dunklen Augen sich in ihre bohrten. Der König grinste spöttisch. Ihr Herz schrak zurück und klammerte sich an die Gitterstäbe ihres Brustkorbs.
Mörder .
Eigentlich sollte er am Galgen hängen. Er hatte sehr viel mehrMenschen getötet als sie – wehrlose Menschen, die es nicht verdient hatten. Er hatte ganze Kulturen zerstört, unschätzbares Wissen, so vieles, was einmal wahr und gut gewesen war. Sein Volk sollte sich auflehnen. Ganz Erilea sollte sich auflehnen, wie die wenigen Rebellen, die es gewagt hatten. Celaena kämpfte, um seinem Blick standzuhalten. Sie musste jetzt Rückgrat beweisen.
»Ist das klar?«, fragte der König und starrte sie immer noch an.
Mit schwerem Kopf nickte sie. Sie hatte nur bis nach dem Julfest Zeit, um sie alle zu schlagen. Eine Prüfung pro Woche – vielleicht mehr.
»Sprecht!«, brüllte der König in den Saal und Celaena bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. »Seid Ihr nicht dankbar für diese Gelegenheit? Wollt Ihr mir nicht danken und mir Treue schwören?«
Celaena senkte den Kopf und starrte auf seine Füße. »Danke, Eure Majestät. Ich bin Euch sehr dankbar«, murmelte sie und ihre Worte verschmolzen mit denen der anderen Champions.
Der König legte die Hand auf Nothungs Griff. »Das sollten interessante dreizehn Wochen werden.« Noch immer spürte Celaena seinen Blick auf ihrem Gesicht und sie biss die Zähne zusammen. »Erweist Euch als vertrauenswürdig, werdet mein Champion, und Wohlstand und ewiger Ruhm sind Euch gewiss.«
Nur dreizehn Wochen, um die Freiheit zu erringen.
»Ich muss nächste Woche in eigenen Angelegenheiten abreisen und werde nicht vor dem Julfest zurückkehren. Aber glaubt nicht, dass mich das daran hindert, jeden von Euch hinrichten zu lassen, falls mir Probleme oder Zwischenfälle zu Ohren kommen.« Die Champions nickten wieder.
»Wenn das alles war, muss ich mich leider empfehlen«, unterbrach Dorian ihn laut und beim Klang seiner Stimme neben ihr – und der Frechheit, seinen Vater zu
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