Throne of Glass – Die Erwählte
Sollte ich meinem Champion wohl noch größere Gemächer zur Verfügung stellen?«
»Wenn es Euch Freude macht.«
Dorian lachte auf. »Ich freue mich, dass Eure spitze Zunge nicht unter dem Anblick Eurer Gegner gelitten hat. Was haltet Ihr von Cain?«
Sie wusste, wen er meinte. »Vielleicht solltet Ihr mich mit demselben Zeug füttern, das er von Perrington vorgesetzt bekommt.« Als Dorian sie nur anstarrte, verdrehte sie die Augen. »Männer seiner Größe sind in der Regel nicht besonders schnell oder beweglich. Er könnte mich wahrscheinlich mit einem einzigen Kinnhaken bewusstlos schlagen, aber dafür müsste er erst einmal flink genug sein, um mich zu treffen.« Sie warf Chaol einen kurzen Blick zu, forderte ihn heraus, ihre Behauptung infrage zu stellen, aber Dorian war schneller:
»Sehr gut. Ich habe das Gleiche gedacht. Und was ist mit den anderen? Irgendwelche potenziellen Rivalen? Einige der Champions haben einen ziemlich schaurigen Ruf.«
»Alle anderen sehen erbärmlich aus«, log sie.
Das Lächeln des Prinzen wurde breiter. »Ich wette, sie erwartennicht, von einer so schönen Dame vernichtend geschlagen zu werden.«
War das alles nur ein Spiel für ihn? Bevor Celaena nachfragen konnte, knickste jemand direkt vor ihnen. »Eure Hoheit! Was für ein Zufall!« Die Stimme war hoch, glatt und berechnend. Es war die Frau aus dem Garten. Sie hatte sich umgezogen, jetzt trug sie ein weiß-goldenes Kleid, das Celaena einfach bewundern musste. Es war nicht fair, wie fantastisch sie aussah.
Und Celaena wäre jede Wette eingegangen, dass das hier alles andere als ein Zufall war – die Frau hatte wahrscheinlich schon eine Weile gewartet.
»Lady Kaltain«, sagte Dorian kurz angebunden und merklich angespannt.
»Ich komme direkt von Ihrer Majestät der Königin«, sagte Kaltain und kehrte Celaena den Rücken zu. Hätte die Assassinin irgendein Interesse am Leben bei Hofe gehabt, hätte sie diese Geringschätzung vielleicht zur Kenntnis genommen. »Ihre Majestät wünscht Eure Hoheit zu sehen. Natürlich habe ich Ihre Majestät darüber informiert, dass Ihr in einer Versammlung seid und nicht …«
»Lady Kaltain«, unterbrach Dorian sie, »ich fürchte, Ihr wurdet meiner Freundin noch nicht vorgestellt.« Celaena hätte schwören können, dass sich der jungen Frau die Haare sträubten. »Erlaubt mir, Euch Lady Lillian Gordaina vorzustellen. Lady Lillian, das ist Lady Kaltain Rompier.«
Celaena knickste und unterdrückte den Impuls, einfach weiterzulaufen.Wenn sie sich ständig mit diesem höfischen Firlefanz abgeben musste, war sie in Endovier vielleicht doch besser aufgehoben. Kaltain deutete einen Knicks an. Die Goldfäden in ihrem Kleid glitzerten im Sonnenlicht.
»Lady Lillian stammt aus Bellhaven – sie ist gestern erst angekommen.«
Die Frau richtete die Augen unter den dunklen, gezupften Brauen eingehend auf Celaena. »Und wie lang werdet Ihr bei uns bleiben?«
»Nur ein paar Jahre«, sagte Dorian seufzend.
»›Nur‹! Aber Eure Hoheit! Wie witzig! Das ist eine sehr lange Zeitspanne!« Celaena betrachtete Kaltains unglaublich schmale Taille. War sie wirklich so schlank? Oder konnte sie in ihrem Korsett kaum atmen?
Sie bemerkte einen Blickwechsel zwischen den beiden Männern – Verzweiflung, Ärger, Herablassung. »Lady Lillian und Captain Westfall stehen sich sehr nahe«, sagte Dorian theatralisch. Zu Celaenas Vergnügen errötete Chaol. »Die Zeit wird ihnen sehr kurz vorkommen, das kann ich Euch versichern.«
»Und Euch, Eure Hoheit?«, fragte Kaltain geziert. In ihrer Stimme schwang eine gut verborgene Schärfe mit.
In Celaena hüpfte und wand sich der Schalk, aber Dorian antwortete bereits: »Ich denke, auch für mich und Lady Lillian wird der Abschied irgendwann schwierig werden. Vielleicht sogar noch mehr«, sagte er in affektiertem Ton und sah Celaena mit seinen leuchtend blauen Augen an.
Sofort richtete Kaltain ihre Aufmerksamkeit auf Celaena. »Wo habt Ihr nur dieses Kleid her?«, sagte sie schmeichelnd. »Es ist außergewöhnlich.«
»Ich habe es für sie anfertigen lassen«, sagte Dorian beiläufig und betrachtete seine Fingernägel. Die Assassinin und der Prinz sahen sich an, in ihren blauen Augen spiegelte sich derselbe Gedanke. Wenigstens hatten sie einen gemeinsamen Feind. »Es sieht wirklich außergewöhnlich an ihr aus, nicht wahr?«
Kaltain spitzte kurz ihre Lippen, ließ sie dann aber zu einem Lächeln erblühen. »Einfach fantastisch. Obwohl das helle Grün ihre
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