Throne of Glass – Die Erwählte
grimmig, als es ins Schwarze traf.
Neben ihr fluchte Nox unflätig, als sein Messer auf seiner eigenen Zielscheibe nur den dritten Ring traf. Celaenas Lächeln wurde breiter, trotz der zerfetzten Leiche, die irgendwo im Schloss lag.
Sie zog das nächste Messer, stockte aber, als Verin ihr aus dem Boxring, wo er mit Cain trainierte, zurief: »Zirkustricks werden dem Champion des Königs nicht viel nützen!« Sie richtete den Blick auf ihn, blieb aber zur Zielscheibe gewandt. »Du solltest dich besser auf den Rücken legen und Tricks lernen, die einer Frau hilfreich sind. Ich kann dir heute Nacht welche beibringen, wenn du willst.« Er lachte und Cain stimmte ein. Celaena umklammerte den Griff des Messers, dass es wehtat.
»Hör einfach nicht hin«, murmelte Nox. Er warf das nächste Messer und verfehlte wieder das Schwarze. »Nicht einmal, wenn eine Frau splitternackt in ihr Schlafzimmer spaziert käme, wüssten sie, was sie mit ihr anfangen sollten.«
Celaena warf ihr Messer und die Klinge schepperte, als sie haarscharf neben der landete, die sie bereits in die Mitte versenkt hatte.
Nox’ dunkle Brauen wanderten nach oben, was seine grauen Augen betonte. Er konnte höchstens fünfundzwanzig sein. »Du kannst unglaublich gut zielen.«
»Für ein Mädchen?«, fragte sie herausfordernd.
»Nein«, erwiderte er und warf das nächste Messer. »Überhaupt.« Sein Messer verfehlte wieder das Schwarze. Nox ging zur Zielscheibevor, zog alle sechs Messer heraus und schob sie in die Scheiden, bevor er zur Wurflinie zurückkehrte.
Celaena räusperte sich. »Du stehst nicht richtig«, sagte sie, leise genug, dass die anderen Champions sie nicht hören konnten. »Und du hältst das Handgelenk falsch.«
Nox ließ den Arm sinken. Sie nahm die Grundhaltung ein. »Die Beine so«, erklärte sie. Er musterte sie kurz, stellte sich dann genauso hin. »Geh leicht in die Knie. Die Schultern zurück, das Handgelenk locker. Wirf beim Ausatmen.« Sie führte es ihm vor und ihr Messer traf ins Zentrum.
»Zeig es mir noch mal«, sagte Nox anerkennend.
Sie tat es und traf wieder das Schwarze. Dann warf sie mit der linken Hand und unterdrückte einen Triumphschrei, als die Klinge sich in den Griff eines anderen Messers grub.
Nox blickte zur Zielscheibe und hob den Arm. »Jetzt hast du mich aber beschämt«, sagte er und lachte leise, bevor er sein Messer höher hielt.
»Lass das Handgelenk noch lockerer«, erwiderte sie. »Davon hängt alles ab.«
Nox tat wie geheißen und mit einem tiefen Ausatmen warf er sein Messer. Es traf nicht die Mitte, landete aber im innersten Ring. Seine Brauen hoben sich. »Das war schon etwas besser.«
»Etwas«, sagte sie und wich nicht von der Stelle, als er die Messer aus den Zielscheiben zog und ihre mitbrachte. Sie steckte sie in den Gurt. »Du bist aus Perranth?«, fragte sie. Obwohl sie nie in Perranth, der zweitgrößten Stadt in Terrasen, gewesen war, löste die Erwähnung ihrer Heimat immer noch Angst und Schuldgefühle bei ihr aus. Es war zehn Jahre her, dass die Königsfamilie abgeschlachtet worden war, zehn Jahre, seit der König von Adarlan mit seiner Armee einmarschiert war, zehn Jahre, seit Terrasen sein schlimmes Schicksal mit gesenktem Haupt und Schweigen hinnahm. Sie hättees nicht erwähnen sollen – eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie ihn überhaupt gefragt hatte.
Als Nox nickte, signalisierte sie mit ihrem Gesichtsausdruck höfliches Interesse. »Ich bin zum ersten Mal aus Perranth weg. Du hast gesagt, du bist aus Bellhaven, oder?«, fragte er.
»Mein Vater ist Händler«, log sie.
»Und was hält er von einer Tochter, die davon lebt, Juwelen zu stehlen?«
Sie erlaubte sich ein Lächeln und warf ein Messer auf die Zielscheibe. »Er wird mich garantiert eine Weile nicht sehen wollen.«
»Immerhin bist du in guten Händen. Du hast von allen den besten Trainer. Ich habe euch frühmorgens laufen sehen. Meinen Trainer muss ich anflehen, die Flasche abzusetzen und mich außerhalb des Unterrichts trainieren zu lassen.« Nox deutete mit dem Kopf auf einen Mann, der an der Wand saß, die Kapuze seines Umhangs über die Augen gezogen. »Er schläft mal wieder.«
»Manchmal geht mir der Captain der Garde ziemlich auf die Nerven«, sagte Celaena, als sie das nächste Messer warf, »aber du hast recht, er ist der beste.«
Nox schwieg einen Moment, bevor er sagte: »Wenn wir das nächste Mal zu zweit trainieren sollen, nimm mich, in Ordnung?«
»Warum?« Sie wollte nach dem
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