Throne of Glass – Die Erwählte
zerschlagen, dass keiner mehr Adarlans Herrschaft anfechten würde. Erst gestern hatte Perrington der Ratsversammlung einen Plan unterbreitet: Sie würden weitere Truppen aufmarschieren lassen und Nehemia hier festhalten, um die Rebellen von Vergeltungsmaßnahmen abzuhalten. Dorian wollte ungern auch noch eine Geiselnahme in sein politisches Repertoire aufnehmen und hatte über Stunden dagegen argumentiert. Doch obwohl noch andere Ratsherrenihr Missfallen zum Ausdruck gebracht hatten, schienen die meisten die Strategie des Herzogs für vernünftig zu halten. Dorian hatte sie immerhin dazu überredet, die Sache zu vertagen, bis sein Vater zurück war. Das würde ihm Zeit geben, einige der Unterstützer des Herzogs auf seine Seite zu bringen.
Jetzt, wo er vor der Prinzessin stand, wandte er schnell den Blick ab. Wenn er nicht der Kronprinz wäre, würde er sie warnen. Aber wenn Nehemia früher als geplant abreiste, würde der Herzog wissen, wer ihr Bescheid gesagt hatte, und seinen Vater informieren. Und es stand schlecht genug zwischen Dorian und dem König; er konnte darauf verzichten, auch noch als Freund der Aufständischen abgestempelt zu werden.
»Geht Ihr zum Bankett heute Abend?«, fragte Dorian die Prinzessin und zwang sich, sie anzusehen und ein gleichgültiges Gesicht aufzusetzen.
Nehemia blickte zu Celaena. »Werdet Ihr auch kommen?«
Celaena schenkte ihr ein Lächeln, das nur Ärger verhieß. »Bedauerlicherweise habe ich andere Pläne. Nicht wahr, Eure Hoheit?« Die Assassinin gab sich keine Mühe, ihren verärgerten Unterton zu verbergen.
Chaol hüstelte und zeigte plötzlich brennendes Interesse für die Beeren an den Sträuchern. Von seiner Seite war keine Hilfe zu erwarten, Dorian würde allein klarkommen müssen. »Ich bin unschuldig«, sagte er sanft. »Ihr selbst habt schon vor Wochen diese Einladung in Rifthold angenommen.« Ihre Augen flackerten, aber Dorian würde nicht nachgeben. Er konnte sie nicht auf das Bankett mitnehmen, nicht bei so zahlreichen Beobachtern. Das gäbe zu viele Fragen. Ganz abgesehen von den vielen Menschen. Man würde sie zu leicht aus den Augen verlieren.
Nehemia sah Celaena stirnrunzelnd an. »Dann geht Ihr also nicht hin?«
»Nein, aber ich bin sicher, Ihr werdet viel Spaß haben«, sagte Celaena und fügte noch etwas auf Eyllwe hinzu. Dorians Eyllwe reichte wenigstens so weit, um in etwa den Sinn zu verstehen: »Seine Hoheit weiß sehr gut, wie man Frauen unterhält.«
Nehemia lachte und Dorians Gesicht wurde warm. Sie waren wirklich ein fürchterliches Gespann. Man musste vor ihnen auf der Hut sein.
»Nun, wir sind sehr wichtig und sehr beschäftigt«, sagte Celaena zu ihm und hakte sich bei der Prinzessin unter. Vielleicht war es gefährlich, ihnen zu erlauben, Freundinnen zu werden. »Wir müssen weiter. Euch einen guten Tag, Eure Hoheit.« Sie knickste und die roten und blauen Edelsteine auf ihrem Gürtel funkelten in der Sonne. Als sie die Prinzessin tiefer in den Garten führte, sah sie über die Schulter zurück und warf Dorian ein spöttisches Lächeln zu.
Dorian sah Chaol an. »Besten Dank für deine Hilfe.«
Der Captain klopfte ihm auf die Schulter. »Du glaubst, das war schlimm? Du solltest sie mal erleben, wenn sie richtig in Fahrt kommen.« Mit diesen Worten ging er den Frauen nach.
Dorian hätte schreien und sich die Haare raufen können. Es war schön gewesen, Celaena neulich Nacht zu sehen – sogar sehr schön. Aber in den letzten Wochen war er aus Ratssitzungen und Hofhalten nicht herausgekommen und hatte sie nicht noch einmal besuchen können. Wenn nur das Bankett nicht wäre, dann würde er heute zu ihr gehen. Er hatte sie mit seiner Bemerkung über das Kleid nicht verärgern wollen – auch wenn es wirklich altmodisch war – und auch nicht geahnt, dass sie wegen des Banketts dermaßen wütend war, aber …
Missmutig machte Dorian sich auf den Weg zu den Hundezwingern.
~
Celaena lächelte in sich hinein, während sie den Finger über eine akkurat gestutzte Hecke gleiten ließ. Sie fand das Kleid wunderschön. Und festlich noch dazu!
»Nein, nein, Eure Hoheit«, sagte Chaol gerade zu Nehemia, so langsam, dass sie es verstehen konnte. »Ich bin kein Soldat, sondern Mitglied der königlichen Leibgarde.«
»Das macht keinen Unterschied«, entgegnete die Prinzessin mit starkem Akzent und ein bisschen holprig. Trotzdem verstand Chaol genug, um gereizt zu reagieren, und Celaena konnte ihre Schadenfreude kaum verbergen.
In den
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