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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zurückhaltende und den Traditionen verpflichtete Forschungseinrichtung, die von den Archäologen des Landes ebenso geachtet wie beneidet wurde.
    Nora sah zu, wie die letzten ihrer Studenten den niedrigen Saal verließen, und steckte ihre Unterlagen in eine große Aktentasche aus Leder. Es war die letzte Vorlesung mit dem Titel »Gründe und Voraussetzungen für die Aufgabe von Chaco Canon« gewesen, und wieder einmal hatte Nora sich darüber gewundert, wie ruhig und respektvoll die Studenten ihr zugehört hatten. Manchmal kam es ihr vor, als könnten die meisten von ihnen ihr Glück, einen zehnwöchigen Studienaufenthalt am Institut absolvieren zu dürfen, noch immer nicht fassen.
    Sie trat aus dem kühlen Halbdunkel des im Pueblo-Stil erbauten Hauses hinaus ins Sonnenlicht und ging langsam den Kiesweg entlang. Die Sonne des frühen Vormittags tauchte die Institutsgebäude mit ihren organisch anmutenden, ein wenig schief stehenden Wänden und daraus hervorragenden Balken in ein warmes, rötliches Licht. Über den Bergen ballte sich eine Gewitterfront mit unten dunklen und oben schneeweißen Wolkentürmen zusammen. Als Nora hinaufsah, schoss ihr ein stechender Schmerz durch ihren lädierten Nacken, der noch immer nicht in Ordnung war. Sie massierte sich die schmerzende Steile und beobachtete, wie sich die Wolken langsam vor die Sonne schoben.
    Nora ging am Parkplatz vorbei in den hinteren Teil des Campus, wo sie einem kopfsteingepflasterten, von Pyramidenpappeln und alten chinesischen Ulmen gesäumten Fußweg bis zu einem unauffälligen Gebäude folgte, an dem ein kleines Schild mit der einfachen Aufschrift ARCHIV hing.
    Nora zeigte dem Wachmann am Eingang ihren Ausweis, trug sich in ein Besucherbuch ein und betrat das Gebäude. Sie schritt einen kurzen Gang entlang und blieb dann vor der Treppe stehen, die hinunter in den Keller mit den Karten führte.
    Beim Anblick der dunklen Stufen zuckte sie zusammen, weil sie an die Vorfälle des vergangenen Abends denken musste: an die Glasscherben, die sich ihr in die Haut gebohrt hatten, den schraubstockartigen Griff der pelzigen Klauen, den ekelhaft süßlichen Geruch...
    Nora schob die Erinnerungen beherzt beiseite und stieg die schmale Treppe hinab.
    Die Sammlungen des Museums umfassten viele unbezahlbare Artefakte, aber nichts auf dem gesamten Campus war so wertvoll und wurde so gut bewacht wie der Inhalt des Kartenkellers. Obwohl die Landkarten, die hier aufbewahrt wurden, keinen materiellen Wert an sich darstellten, waren sie dennoch unersetzlich, denn sie enthielten die exakten geografischen Angaben einer jeden prähistorischen Fundstätte im Südwesten Amerikas. An manchen dieser mehr als dreitausend Stellen befanden sich lediglich ein paar alte Steine, an anderen jedoch riesige Ruinenstädte mit Hunderten von Räumen, aber sie alle waren haargenau auf den topografischen Karten des Instituts eingezeichnet. Nora wusste, dass nur ein Bruchteil dieser Fundstätten schon ausgegraben war; der Rest schlummerte noch immer im Wüstensand oder in verborgenen Höhlen. Jede Nummer auf den Karten entsprach einem Eintrag in der mehrfach gesicherten Datenbank des Instituts, die alles von detaillierten Inventarverzeichnissen über Lagepläne bis hin zu eingescannten Skizzen und Briefen enthielt. Mit diesen Informationen stellte sie eine elektronische Schatzkammer dar, die den Zugang zu prähistorischen Kunstgegenständen im Wert von vielen Millionen Dollar ermöglichte.
    Nora hatte es immer ziemlich seltsam gefunden, dass der Kartenkeller ausgerechnet von Owen Smalls bewacht wurde. Owen, ein muskulöser Mann, der meistens abgeschabte Lederhosen trug, wirkte immer so, als wäre er gerade von einer anstrengenden Expedition in eines der entlegensten Gebiete der Erde zurückgekehrt. Nur wer ihn genauer kannte, wusste, dass Owen von der Ostküste kam und an der Brown University mit summa cum laude seinen Doktor gemacht hatte. Er wäre, hätte man ihn irgendwo in der Wüste ausgesetzt, binnen einer Stunde heillos in die Irre gelaufen, wenn nicht sogar umgekommen.
    Die Treppe endete an einer Metalltür, neben der ein kleiner Chipkartenleser in die Wand eingelassen war. An dem Gerät brannte ein rotes Licht. Nora holte ihren Institutsausweis aus der Aktentasche und steckte ihn in den Leser. Als das grüne Lämpchen aufleuchtete, drückte sie die Tür auf und trat ein.
    Smalls residierte in einem kleinen, stets peinlich aufgeräumten Büro vor dem eigentlichen Kartenkeller. Als er Nora

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