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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirken?«, hakte er nach. »Bist du in der Lage, dich unerkannt durch den Rosen-Palast zu bewegen und, sagen wir mal, Nadja Nachrichten zukommen zu lassen?«
    »Selbstverständlich. Allerdings erst nach Dienstschluss.«
    »Wie lange musst du arbeiten?«
    »Dreiundzwanzig Stunden am Stück, dann habe ich eine ganze Stunde Ruhepause. Alebin gibt sich mitunter recht großzügig.«
    »Wie man’s nimmt. Wenn ich dir jetzt einige wirklich, wirklich vertrauliche Dinge verrate, die nur für Nadjas Ohren bestimmt sind – hätte ich die Sicherheit, dass du sie nicht weitersagst?«
    »Nicht einmal meiner Cousine? Oder Doolin? Oder Koinosthea?«
    »Niemandem, vor allem nicht Koinosthea. Denk doch mal nach! Sie würde in Windeseile herausfinden, dass du auf meiner Seite stehst, und dich in deinem eigenen Feuer rösten. Du darfst
unter keinen Umständen
mit ihr sprechen.«
    »Unter keinen Umständen …«, echote Hadubey. »Weißt du, welche Last du mir da aufbürdest? Wir Hadubeys sind recht mitteilungsbedürftige Glücksdrachen …«
    »Und vermutlich bald recht tote Drachen, wenn ihr nicht wisst, wann ihr das Maul zu halten habt.«
    »Tot. Toter. Am totesten.« Der Kleine schüttelte sich. »So, wie du das sagst, hat es einen schmerzhaft endgültigen Beiklang.« Er seufzte so laut, dass irgendwo ein Stalaktit abbrach und klirrend auf dem Höhlenboden zerschellte. »Ich bekomme das hin, bekomme ich. Ganz sicher. Weil der arme Hadubey noch ein paar Jahrtausende lang leben will.«
    »Na also!« Konnte sich der Prinz wirklich auf den Glücksdrachen verlassen? Nun, er würde es darauf ankommen lassen müssen. »Du wiederholst vor Nadja, was ich dir jetzt sage. Zudem achtest du darauf, dass sie allein ist, wenn du mit ihr redest. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    »Dann hör mir gut zu: Du erzählst ihr alles, was du über die Ruhenden Streitkräfte des Thanmór gehört hast. Sie soll diese Informationen unbedingt weitergeben. Fanmór und Bandorchu werden wissen, was sie damit anfangen sollen. Und dann sagst du ihr noch, dass …«

23 Die Ruhenden Streitkräfte des Thanmór
    Da lagen sie. Sieben, nein!, acht menschenähnliche Gestalten. Ihre Gesichter waren nach oben gewandt, in Richtung der unbarmherzig herabbrennenden Sonne. Sie ruhten in einer öligen Flüssigkeit, die sie vor neugierigen Blicken verbarg. Nur andeutungsweise waren weitere dieser schrecklichen Wesen zu erkennen. Schichtweise lagen sie übereinander, Geschöpf neben Geschöpf. Wesen, die man in einen Halbschlaf gezwungen hatte und die wohl zu mächtig waren, um sie jemals zur Gänze zu vernichten.
    Alebin schauderte es. Es hieß, die Streitkräfte des Thanmór stammten aus einer Zeit vor der Zeit. Vermutlich trafen diese Gerüchte zu. Schon der Anblick der Ruhenden erzeugte Bilder in seinem Gehirn, die er nicht verstand und nicht in Verbindung miteinander bringen konnte.
    Die Wesen waren
falsch
. Sie besaßen keinerlei Existenzberechtigung, gehörten nicht an diesen Ort.
    Alebin wandte sich angewidert ab. Zum ersten Mal in seinem langen Leben fühlte er sich grenzenlos überfordert. Dennoch nahm er all seine Kraft zusammen und studierte das menschenähnliche Wesen in der Mitte der Ruhenden. Sein Anblick löste Assoziationen an loses Geröll aus, das über einem Wanderer zusammenbrach; es erinnerte ihn an blendenden Blitzschlag, an den Biss einer Medusa, an die Schmerzen einer Kastration, an eine magische Tretfalle, die sich um seinen Fuß wickelte, und an hundert Sachen mehr.
    Jede von ihnen war unangenehmer als die vorherige.
    Schweigend starrte er Thanmór ins Gesicht und versuchte zu erkennen, was ihn ausmachte. Er war die zentrale Figur der Streitkräfte. Alles ging von ihm aus, alles endete bei und mit ihm.
    Rings um den Anführer trieben seine Begleiter langsam und träge dahin. Die blubbernde Flüssigkeit ließ sie ein wenig schwanken, und wenn eines ihrer Körperglieder an die Oberfläche des kleinen Sees geriet, setzte sich dort eine Art Schleim ab, der allmählich an Konsistenz gewann, wie sich verfestigendes Kerzenwachs. Eine Vielzahl dieser Brocken trieb um die Ruhenden. Irgendwann, wenn ihr Eigengewicht zu groß wurde, versanken sie, um von unterseeischen Strömungen mal hier-, mal dorthin getragen zu werden.
    Alebin stockte der Atem. Konnte es sein, dass …?
    Er hatte zu viel gesehen und zu viel gehört, um nicht noch das Unmöglichste für möglich zu halten. Naturgesetze hatten in der Schattenwelt ohnedies keinerlei Bedeutung. Was hinderte ihn also

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