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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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zweifellos von der Ewigkeit geschädigt, die er im Sud seines eigenen Hasses verbracht hatte. Alebin vermutete, dass er sich nicht mehr an jene Dinge erinnerte, die zu seiner Bestrafung geführt hatten. Nur noch winzige Details waren in Thanmórs Gedächtnis haften geblieben: ein paar Personen- und Ortsnamen, ein Bündel unterschiedlicher Emotionen, die er kaum zueinander in Relation bringen konnte – und der Wunsch nach Rache.
    »Einzig und allein Lyonesse ist wichtig«, sagte Alebin. »Ihr müsst eure Aufgabe erfüllen. Solltet ihr versagen oder ich sterben, kann euch niemand mehr von den Splittern befreien. Ihr wäret für alle Zeiten verflucht, wie lebende Tote durch die Weltgeschichte zu wandern; so, wie ihr eine Ewigkeit lang im Tümpel eures Hasses gelegen habt.«
    »Rache«, murmelte Thanmór. »Wir werden uns rächen. An Bandorchu, an Fanmór. An den Feinden von Lyonesse.«
    »Gut so.« Alebin nickte zufrieden.
    »Und an dir«, fügte das Wesen hinzu. »Ganz besonders an dir.«
    Der Skorpionschwanz pfiff abermals durch die Luft und verfehlte ihn nur knapp.
    Sie erreichten Bandorchus ehemalige Festung. Ringsum waren breite Schollen der Spiegelfläche weggebrochen. Darunter zeigte sich saftige schwarze Erde. Schmetterlinge trieben von einer Fläche zur nächsten, Bienen summten trunken über Wiesen voller Blüten. Wesen, die vom Staub des Vergessens überzogen gewesen waren, befreiten sich allmählich aus ihren Hüllen. Sie alle wirkten ratlos, aber glücklich. Glücklich, den Schrecknissen des Schattenlandes entkommen zu sein.
    »Das Tor ist dort vorn«, sagte Alebin und deutete vage in jene Richtung, in die sie sich bewegten. Es war nicht mehr weit. Dann mussten sie gemeinsam mehrere Transitübergänge überstehen. In Menschenzeit gemessen, war Lyonesse vielleicht noch einen Tagesmarsch entfernt.
    Für einen Augenblick hielt er inne. Warum sollte er den schwierigeren Weg wählen, wenn er genauso gut bleiben und wie ein König leben konnte? Warum sollte er sich all die Mühen antun und einen Kampf mit zweifelhaftem Ausgang ausfechten, wenn ihm an diesem Ort bereits alles in den Schoß fiel? Er könnte Bandorchus verlassenes Schloss nutzen, sich dank seines Wissens zum Herrscher über diese Welt aufschwingen und mithilfe von Thanmórs Truppen ein Reich errichten, das es niemals zuvor gegeben hatte.
    Nein! Er musste Prioritäten setzen. Er war der Auserwählte, war es immer gewesen. Lyonesse war bloß der Anfang. Sobald er seine Macht in dem kleinen Königreich gefestigt hatte, würde er sich um Fanmór und Bandorchu kümmern. Waren diese beiden Konkurrenten erst einmal mithilfe Talamhs und der Ruhenden Streitkräfte des Thanmór aus dem Weg geräumt, gab es niemanden mehr, der ihn aufhalten konnte.
    Merlin wäre stolz auf ihn gewesen.

24 Pläne, Intrigen, Vorbereitungen
    Die Tage vergingen wie im Flug. Nadja hatte alle Hände voll zu tun, um ihren Pflichten nachzukommen. Sie war Mutter und Verschwörerin zugleich, sie diente als Anlaufstelle eines stetig wachsenden Netzwerks an Informanten. Die Harpyien wurden Teil dieses Spinnennetzes wie auch der kleine Hadubey, den sie fortwährend ermahnen musste, nur ja kein Wort zu viel zu sagen.
    Koinosthea ließ sich kaum in der Öffentlichkeit blicken. Sie verbarrikadierte sich im Thronsaal und erledigte von dort aus ihre Verwaltungsaufgaben. Die wenigen Menschen und Elfen aus Lyonesse, die mit Alebin kollaborierten, legten der alten Hexe gegenüber ein gehöriges Misstrauen an den Tag. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie sich offen von ihr abwandten.
    Wie lange war Alebin bereits fort? Der Frühling war über Lyonesse hereingebrochen; die Sonne schmolz letzte Reste des Schnees von den Hängen, da und dort bohrten sich die kräftigen Köpfe der Ganterblümchen durchs Erdreich. Mit dem milderen Klima tauten auch die Bewohner von Lyonesse auf. Gewiss, sie fürchteten ihren neuen Herrscher; doch der Wetterumschwung und die milden Winde brachten den Duft der Hoffnung mit sich.
    Sooft es tagsüber ging – und es Talamh erlaubte –, verließ Nadja das Schloss und spazierte durch die engen Straßen der Stadt. Sie wurde freundlich gegrüßt, und an gewissen Fingerhaltungen erkannte sie Mitglieder der stetig wachsenden Widerstandsgruppe. Die Harpyien hielten persönliche Kontakte, Nadja gab Instruktionen aus. Tag und Nacht musste sie neue Informationen in ein großes Ganzes einordnen, den Überschwang allzu eifriger Rebellen bremsen und die Protagonisten des

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