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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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intensiver sehen, erleben, fühlen und schmecken. Sie brachte ihn zum Weinen, wenn ihm gar nicht danach war, und sie erzeugte Gedanken, von denen er bislang nicht gewusst hatte, dass er sie denken konnte.
    Nun diente ihm dieses
unräumliche
Ding, das so viel gab und noch mehr nahm, auch als Gefäß für jene Energien, die er Ethon vorenthielt.
    Der Adler ließ von ihm ab; David verstummte. Ein breiter Flügel streifte wie zum Gruß über sein Gesicht, als das Tier abhob und in den Tiefen des Höhlenlabyrinthes verschwand.
    David behielt die Augen geschlossen. Er musste die Erinnerungsfetzen behalten, die Ethon ihm im Austausch für seine Lebenskraft hinterlassen hatte. Das dreidimensionale Bild des Rosen-Palastes war fast komplett. Es galt, nur noch kleine Lücken zu füllen Und dann …
    »Na, wie war’s?«, fragte Hadubey. Er kam hinter einem Felsbrocken hervorgehüpft und schwang sich nun mühselig von Stein zu Stein, um dem Prinzen von einem winzigen Plateau aus in die Augen blicken zu können. »Geht’s dir gut?«
    »Was willst du von mir?«, fragte der Elf krächzend. »Dich über mich lustig machen?«
    »Keinesfalls, mein Hübscher, keinesfalls!« Hadubey zog einen Wasserschlauch von seinem Rücken, sah ihn berechnend an und nahm einen tiefen Schluck. »Köstliches, kaltes Wasser, hm … Möchtest du auch was davon haben?«
    David schwieg. Der Kleine war leicht zu durchschauen – und noch leichter zu reizen.
    »Kühles Bergwasser, versetzt mit wertvollen Mineralien. Ich könnte mir vorstellen, dass du deinen rechten Arm für ein wenig Flüssigkeit hergeben würdest. Nicht wahr?«
    Der Prinz hielt weiterhin den Mund und grinste nur. Er hatte längst herausgefunden, wie er diesem nutzlosen Geschöpf beikam.
    »Zum Höllendonnerwetter!«, fluchte Hadubey, verschluckte sich und ließ den Rest des Wassers mit einem feurigen Faucher verdampfen. »Wirst du endlich das Maul aufmachen und um Erbarmen flehen?«
    David blieb ruhig.
Drei, zwei, eins …
    »Du bist das sturste Geschöpf, das ich jemals bewachen durfte! Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich … würde ich …«
    »Gar nichts würdest du, Hadubey«, sagte David endlich. »Weil du nicht für diese Art von Arbeit geschaffen bist. Im Grunde deines Herzens bist du ein guter Kerl, stimmt’s?«
    »Eine so bösartige Verleumdung ist mir mein Lebtag noch nicht untergekommen!« Der Drache bewegte seine winzigen Fäustchen wie ein Mensch, der Schattenboxen trainierte, und deutete Schläge in Richtung Davids Nase an. »Ich bin ein kaltblütiger Mörder, der Schrecken aller Nachtmahre, die von mir träumen, ein Gigant der Bösartigkeit, ein ehrenwertes Mitglied der hochlöblichen Drachengilde
Zum Steißbock
, welche die Lizenzen zum Töten ausgibt …«
    »Wie kommt es bloß, dass ich dir nicht glaube?« David lächelte erneut. »Ich finde, du bist ein ganz netter Bursche.«
    »Nett?« Tränen stiegen in Hadubeys Augen, und sie verdunsteten, sobald sie in seine Nüstern hinabtropften. »Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.«
    »Aber es stimmt! Andere Wachdrachen hätten meinen Leib längst mit ihrem Feueratem überzogen, um mich noch mehr leiden zu sehen. Du aber quälst mich bestenfalls mit Wasserentzug. Wenn das keine nette Geste ist …«
    »Da muss ich dir zustimmen«, murmelte Hadubey nachdenklich. »Ich bin viel zu gut für diese Welt.«
    »Na also!« David seufzte. »Es ist schade, dass dir trotz deines freundlichen Charakters kein langes Leben beschieden ist.«
    »
Wie bitte?
«
    »Ach, lass uns nicht über diese traurigen Dinge sprechen. Genießen wir lieber die wenigen Stunden trauter Zweisamkeit, die uns geblieben sind.«
    »Spinnst du?« Hadubey kreischte. »Wir sprechen hier von meinem Leben! Das hat dich sehr wohl zu interessieren und erst recht meinereiner.«
    »Ach, du würdest mir ohnehin nicht glauben …«
    »Hast du eine Ahnung! Ich glaube alles! Ich glaube so viel, dass im Vergleich zu mir dieser Jesus Christus wie ein Ungläubiger wirken würde.«
    »Ach ja …« David war unendlich müde; wie immer, wenn er von Ethon
gemolken
worden war. Doch er durfte nicht einschlafen. Es würden sich nicht mehr viele Gelegenheiten ergeben, Hadubey zu bearbeiten und auf seine Seite zu ziehen.
    »Ich verrate dir nun ein Geheimnis«, sagte er in verschwörerischem Ton. »Alebin, dein Herr, wird es nicht mehr lange machen.«
    »Ha, ha, ha!« Der Glücksdrache fauchte unsicher.
    »Sicherlich hast du mitbekommen, dass es mehrere Gruppierungen gibt, die

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