Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
Rücken ihrer Reittiere auf die Suche nach diesem weit entrückten Ort, während die eigentlichen Tore nach Earrach allmählich in Vergessenheit gerieten. Alebin amüsierte sich über diese lächerlichen Versuche der Menschen, mit ihren beschränkten Mitteln nochmals in die Sphäre der Elfen vorzudringen. Bis auf wenige Ausnahmen blieben sie fantasielos und brachten nicht den Mut auf, an das
Reich nebenan
zu glauben.
Immer mehr Ballast sammelte sich um seinen Namen und die Geschichte seines erfolgreichen Feldzuges an. Die Erzählung veränderte sich, wurde zu Alebins Erstaunen mit den Artus-Sagen verwoben.
Niemand staunte mehr als er, als er eines Tages feststellte, dass sein Name mit diesem mystischen Ort, an dem alles gut war und dessen Tore nur für die größten Helden offen standen, zusammenwuchs. Aus Alebin wurde Alavin, aus Alavin wurde Avalon …
Welch Ironie des Schicksals!. Nun war er doch mit Artus verbunden. Mit jenem Wesen, das Merlin gesucht und offenbar auch gefunden hatte.
Alebin bezweifelte, dass der alte Lehrmeister mit seiner Wahl glücklich geworden war. Merlin hatte Artus nach langer Suche ausgewählt, ihn ausgebildet und ihn den abergläubischen Menschen als König präsentiert, der alle Völker einigen würde. Und mithilfe des alten Zauberers schaffte es Artus zwar, der Großen Insel für eine Weile Stabilität zu geben. Doch seine Epoche währte nicht lange. Mit Artus’ Tod gerieten Merlins Ideale rasch wieder in Vergessenheit. Die Menschen machten in selbstzerstörerischer Absicht dort weiter, wo sie vor dem Erscheinen des bald legendenumrankten Herrschers aufgehört hatten.
Alebin ging indes einen anderen Weg. Heimlich, still und leise eroberte er kleine Ländereien. Manchmal musste er für seine Feldzüge auf die Mittel der Gewalt zurückgreifen, manchmal reichten der Anblick glänzender Münzen oder ein paar Worte zum richtigen Zeitpunkt. Noch bevor das erste Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung zu Ende ging, besaß er ausgedehnte Besitztümer im Norden der Insel, auf den Inneren und Äußeren Hebriden, in Wales und in Cornwall. Er sorgte dafür, dass das Erbe der alten Völker, das irgendwann als »keltisch« bezeichnet wurde, im Blut der Bewohner seiner Besitztümer erhalten blieb. Denn irgendwann hoffte er auf diese wilden und ungezügelten Menschen zurückzugreifen. Dann, wenn die Zeit reif war und er einen weiteren Sturm auf die Elfenwelt vornehmen wollte. Dieses Mal nicht, um ein vergleichsweise winziges Königreich wie das seiner Mutter zu erobern, nein! Dieses Mal würde er nach dem ganzen Kuchen greifen und Merlin beweisen, dass
er
und niemand sonst der Auserwählte war.
Alebin, dessen Schatten einfach nicht mit ihm verwachsen wollte, hatte alle Zeit der Welt. Was konnte einem unsterblichen Elfen schon passieren …?
22 Prometheus wehrt sich
Ethon näherte sich – zum wievielten Male? – und begann, ihm Energie aus dem Leib zu saugen. Jede Berührung brannte wie Feuer, und David konnte die Schmerzensschreie nicht unterdrücken. Die Barthaare hatten sich wie dünne Blutegel in seinen Leib gebohrt. Sie suchten nach diesem ganz speziellen Futter, das dem Adler so sehr schmeckte. Er nahm es in seinem Leib auf, verdaute es und gab es an einem unbekannten Ort wieder ab, sodass es den Verteidigern der Außengrenzen von Lyonesse zugutekam.
David wusste längst, wie dieser komplizierte Vorgang gesteuert wurde, und er hegte eine Art von Bewunderung für Alebin, der es mit bemerkenswertem Geschick schaffte, seine Helfershelfer zu platzieren und ihren Begabungen gemäß einzusetzen.
Doch dieses eine Mal hatte sich der verräterische Elf geirrt. Ethon beraubte David zwar dringend benötigter Lebenskraft; andererseits haftete dem Adler eine Erinnerung an all seine Flüge und jene Aufträge an, die ihm Alebin in Lyonesse erteilt hatte. Durch ihn erfuhr der Prinz, wo sich die Ley-Ader befand, durch ihn erfasste er den Bannkreis rings um Lyonesse. Selbst eine Art Plan des Rosen-Palastes prägte sich allmählich in seinem Kopf ein.
Der Sohn Fanmórs gab von sich, soviel er konnte – und behielt dennoch einen Teil seiner elfischen Lebensenergie. Er speicherte sie mithilfe zermürbender Gedankenübungen in einem
Raum jenseits des Raumes
ab. An einem Ort, auf den ein Elf normalerweise keinen Zugriff hatte.
Er
schon. Seitdem er diese sonderbar tiefe Liebe für Nadja empfand, besaß er ein zusätzliches Etwas. Ein
grässliches
Etwas. Eine Seele. Sie ließ ihn die Dinge viel
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