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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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setzte sich im Gemäuer fest und wollte fortan nicht mehr weichen.
    Selbst das oberste Stockwerk des Turmes der Frauen war von der Geruchsbelästigung betroffen. Ein Gemisch aus Pestilenz und Fäule ließ Mensch und Elf husten. Nadjas Wachelfen zeigten ihre Nervosität überdeutlich. Unruhig traten sie von einem Bein aufs andere und nutzten jede Gelegenheit, ihre Nasen aus den Fenstern zu halten.
    Es klopfte an der halb geöffneten Tür von Nadjas Kemenate, und noch bevor die junge Frau »Herein!« rufen konnte, stand Koinosthea im Raum.
    »Unser Herrscher verlangt nach dir«, sagte die Alte. »Mach dich frisch und folge mir.«
    Nadja überlegte. Sollte sie sich zögerlich geben und Alebin reizen? Sollte sie versuchen, ihn zu einer Reaktion zu zwingen? Vielleicht verriet er mehr, als er wollte, wenn sie seine Wut provozierte?
    Nein. Sie durfte keine Spielchen riskieren. Zu viel hing von ihr ab. Die Nachrichten, die sie von Hadubey und ihren Verbündeten außerhalb Lyonesses erhalten hatte, machten deutlich, dass die Verbündeten eine einzige Chance für einen Angriff hatten.
Sie
würde bestimmen, wann und wo es so weit war. Diese Verantwortung konnte ihr niemand abnehmen.
    Rasch zog sie ein gefälliges Kleid über und folgte Koinosthea die Treppen des Turms hinab. Die Alte eilte mit ungewohnt raschen Schritten vor ihr her. Sie wirkte eingeschrumpelt und schwächlich. So als hätten sie die letzten Wochen, da ihr Alebin die Regierungsarbeit überlassen hatte, einen Großteil ihrer Substanz gekostet.
    Schweigend ging es an elfischen Wachtrupps vorbei, deren Mitglieder verhärmt und ängstlich zugleich wirkten, und vorbei am Zugang zu dem neuen Trakt, in dem Thanmórs Streitkräfte ruhten.
    Falls
sie denn ruhten.
    Die Tore des Thronsaals schoben sich auseinander. Im Inneren brannten nur wenige Kerzen. Sie zeichneten flackernde Bilder an die Seitenwände.
    Seltsam. Alebins Schatten, der schon immer ein wenig zeitverzögert reagiert hatte, bewegte sich nun ruckelig und widerwillig.
Er hat Angst
, überlegte Nadja.
Er fürchtet sich vor diesem da. Und ich mach mir, ehrlich gesagt, auch gleich ins Höschen …
    Das übergroße Geschöpf unmittelbar neben Alebin musste Thanmór sein, der Anführer der Ruhenden Streitkräfte. Sein kahler, einem Totenschädel ähnelnder Kopf glänzte, die Wangen waren von laut klappernden Muschelgewächsen überzogen. Die Augen … Sie leuchteten wie Kohlen in dunklen Höhlen, und der aus dem Steiß wachsende Skorpionschwanz fegte unruhig durch die Luft. Aus der Brust ragte ein Spiegelsplitter, von dem ununterbrochen schwarze Flüssigkeit troff. Was auch immer Thanmór am Leben erhielt – es war nicht von dieser Welt.
    »Begrüße unseren Gast«, verlangte Alebin. »Ich habe Thanmór eingeladen und ihn gebeten, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Bandorchu, Fanmór und mir zu regeln. Meinst du nicht auch, dass er dazu in der Lage ist?«
    »Ja!«, wollte sie im Brustton der Überzeugung rufen, doch ein Rest von Stolz half ihr, den Mund zu halten.
    Thanmórs Präsenz war wie Gift, das alles Lebende auffraß. Er trug seinen Hass und seinen Widerwillen wie einen Schild vor sich her. An diesem würden Schwert und Pfeil zerbrechen, nichts konnte seine Bösartigkeit verletzen.
    »Warum solltest du gegen die Elfenkönige kämpfen wollen?«, fragte Nadja. Sie hoffte, dass ihre Worte naiv genug klangen, um eine Antwort zu provozieren. »Sie haben sich vereinbarungsgemäß zurückgezogen. Du allein bist der absolute Herrscher über Lyonesse. Niemand kann dir etwas anhaben. Oder?«
    »Gib dich nicht dümmer, als du bist!«, herrschte Alebin sie an. »Ich bin ein Stachel im Fleisch von Bandorchu und Fanmór. Die zwei Störenfriede werden niemals Ruhe geben, bis sie mich zur Strecke gebracht haben. Ich vermute, dass sie bereits über den Spielregeln einer Zweckgemeinschaft grübeln. Wenn es gegen einen Außenseiter wie mich geht, werden in den Häusern des elfischen Hochadels aus den allergrößten Feinden die besten Freunde.«
    Da sind sie ja, die Musterbeispiele unterdrückter Minderwertigkeitskomplexe
, dachte Nadja.
In München hätte man dich zum Psychoanalytiker auf die Couch geschickt – und gleich nach der ersten Sitzung wegen Gefährdung der Allgemeinheit aus dem Verkehr gezogen
.
    »Verrätst du mir deine Pläne?«, fragte sie laut.
    »Sie sind denkbar einfach, meine Hübsche. Angriff ist die beste Verteidigung.«
    Alebin grinste verzerrt. Die Gegenwart Thanmórs zeigte bereits Auswirkungen

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