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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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verlieren, als Bowden sich zu Wort meldete.
    »Sir«, begann er, »wenn wir uns langsam auf ein Ziel
zubewegen
könnten, wären wir möglicherweise in der Lage, uns sozusagen mit kräftigen
Krallenhieben
aus der Grube zu befreien, die wir uns selbst gegraben haben.«
    Mit einem Mal war Mandias wie ausgewechselt. Er lächelte feierlich: »Unter
diesen
Umständen wäre ich eventuell geneigt, Sie rasch einen Blick hineinwerfen zu lassen – wenn Sie mir versprechen, nichts anzurühren.«
    »Auf mein Wort«, antwortete Bowden theatralisch und tätschelte sich den Bauch. Die beiden schüttelten sich die Hand, zwinkerten einander zu, und wir wurden ins Museum eskortiert.
    »Wie, zum Teufel, haben Sie das jetzt gemacht?« fragte ich.
    »Schauen Sie sich seinen Ring an«, flüsterte er.
    Ich schaute. Er trug einen großen Ring mit ebenso sonderbarem wie auffallendem Muster am Mittelfinger.
    »Was ist damit?«
    »Die Ehrwürdige Bruderschaft des Wombats.«
    Ich grinste.
    »Also, worum geht’s?« fragte ich laut. »Ein Doppelmord und ein fehlendes Manuskript? Und die Täter haben lediglich das Manuskript mitgenommen, stimmt’s? Sonst nichts?«
    »Stimmt«, antwortete Mandias.
    »Und der Wachmann wurde mit seiner eigenen Dienstwaffe erschossen?«
    Mandias warf mir einen strengen Blick zu. »Woher wissen Sie das?«
    »Glückstreffer«, sagte ich ruhig. »Was ist mit den Videobändern?«
    »Die werden noch überprüft.«
    »Es ist nichts drauf, hab ich recht?«
    Mandias warf mir einen mißtrauischen Blick zu. »Wissen Sie etwa, wer dahintersteckt?«
    Ich folgte ihm in das Zimmer, in dem sich einst das Manuskript befunden hatte. Der unversehrte Glaskasten stand noch immer einsam und verlassen in der Mitte des Raumes. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über eine leicht gesprenkelte, unebene Stelle an der Oberseite.
    »Danke, Mandias, Sie sind ein Schatz«, sagte ich und ging wieder hinaus. Bowden und Mandias sahen sich an und rannten beunruhigt hinter mir her.
    »Das ist alles?« fragte Mandias. »Das ist Ihre ganze Untersuchung?«
    »Ich habe alles gesehen, was ich wissen wollte.«
    »Können Sie mir denn nicht irgendwie weiterhelfen?« bettelte Mandias, der seine liebe Mühe hatte, mit uns Schritt zu halten. Er sah Bowden an. »Bruder,
du
kannst es mir doch verraten.«
    »Wir sollten dem Detective Inspector sagen, was wir wissen, Thursday. Das sind wir ihm schuldig.«
    Ich blieb so plötzlich stehen, daß Mandias mich beinahe über den Haufen gerannt hätte. »Sagt Ihnen der Name Hades etwas?«
    Mandias wurde sichtlich blaß und sah sich nervös um.
    »Keine Sorge; er ist längst über alle Berge.«
    »Es heißt, er sei in Venezuela ums Leben gekommen.«
    »Es heißt, er könne durch Wände gehen«, entgegnete ich. »Es heißt auch, er gebe Farbe an die Atmosphäre ab, wenn er sich bewegt. Hades lebt, er ist gesund und munter, und ich muß ihn finden, bevor er sich an dem Manuskript vergreift.«
    Seit er wußte, wer hinter der ganzen Sache steckte, schien Mandias von aller Tatkraft verlassen. »Und was soll ich jetzt tun?«
    Ich zögerte einen Augenblick. »Beten Sie, daß Sie ihm nie begegnen.«
    Die Rückfahrt nach Swindon verlief ohne Zwischenfälle, und auf der M 1 wies nichts auf die Schwierigkeiten der vergangenen Nacht hin.
    Victor erwartete uns im Büro; er wirkte nervös.
    »Der Commander hat mir den ganzen Vormittag damit in den Ohren gelegen, daß die Versicherung nicht zahlt, wenn seine Leute sich außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs betätigen«, sagte er.
    »Immer dieselbe Scheiße.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt. Ich habe übrigens die meisten Kollegen angewiesen,
Jane Eyre
zu lesen, nur für den Fall, daß etwas passiert – aber bis jetzt ist alles ruhig.«
    »Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Hmm.«
    »Müller hat behauptet, Hades wäre in einem Ort namens Penderyn«, sagte ich. »Gibt es da schon was Neues?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Schitt meinte, er habe das überprüft und eine glatte Niete gezogen – es kommen über dreihundert Penderyns in Frage. Aber das ist noch längst nicht alles. Haben Sie schon die Morgenzeitung gelesen?«
    Ich verneinte. Er zeigte mir die Seite zwei des Mole. Da stand:
    TRUPPENAUFMARSCH AN DER WALISISCHEN GRENZE?
    Besorgt las ich weiter. Anscheinend hatte es in der Nähe von Hereford, Chepstow und der umkämpften Grenzstadt Oswestry Truppenbewegungen gegeben. Ein Militärsprecher hatte die Manöver als »Übungen« abgetan, trotzdem hörte sich das gar nicht gut an.

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