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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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an und warf einen Blick auf unseren hastig skizzierten Plan. Da es zu riskant gewesen wäre, nach den Originalzeichnungen zu suchen, solange Goliath uns auf Schritt und Tritt bewachte, hatte Victor den Grundriß des Gebäudes aus dem Gedächtnis rekonstruiert. Ich stieß eine Schwingtür auf, und wir befanden uns im Souterrain. Über uns lag die Empfangshalle. Im trüben Licht der Straßenlaternen, das durch die schmutzigen Fenster hereinfiel, stiegen wir vorsichtig die stockfleckige Marmortreppe hinauf. Wir waren fast am Ziel, das spürte ich. Ich zog meine Automatik; Bowden tat es mir nach. Ich warf einen Blick in die Lobby. Eine Messingbüste von Y Brawd Ulyanov nahm den Ehrenplatz in der riesigen Lobby ein, gleich gegenüber den verrammelten Türen. Links war der Eingang zu Bar und Restaurant und rechts der alte Empfangstisch; über uns führte eine imposante Treppe zu den Ballsälen hinauf. Bowden tippte mir auf die Schulter und deutete zur Tür des Hauptsalons. Sie war angelehnt, und durch den Spalt schimmerte ein schmaler Streifen orangefarbenen Lichts.
    Wir wollten uns eben in Bewegung setzen, als wir von oben Schritte hörten. Wir zogen uns in den Schatten zurück und verharrten mit angehaltenem Atem.
    Eine kleine Prozession kam die breite Marmortreppe herunter.
    Angeführt wurde sie von einem Mann, den ich als Felix 8 erkannte; in der einen Hand hielt er einen Kerzenleuchter, die andere umklammerte das Handgelenk einer zierlichen Frau. Sie trug ein viktorianisches Nachtgewand und einen Wintermantel um die Schultern. Aus ihren – durchaus resolut wirkenden – Zügen sprachen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Der Mann hinter ihr warf im Flackerschein der Kerzen keinen Schatten – Hades.
    Wir sahen sie im Rauchsalon verschwinden. Rasch schlichen wir auf Zehenspitzen quer durch die Halle zu der reichverzierten Tür. Ich zählte bis drei, dann stießen wir sie auf und stürmten hinein.
    »Thursday! Meine Liebe, wie vorhersehbar!«
    Ich erstarrte. Hades thronte lächelnd auf einem riesigen Lehnsessel.
    Mycroft und Jane saßen niedergeschlagen auf einer Chaiselongue.
    Hinter ihnen stand Felix 8 und hielt zwei Maschinenpistolen auf Bowden und mich gerichtet. Vor ihnen befand sich das Prosa-Portal.
    Verflucht noch mal, wie hatte ich nur so naiv sein können? Wenn ich Acherons Gegenwart spüren konnte, konnte er das umgekehrt natürlich auch.
    »Bitte lassen Sie Ihre Waffen fallen«, sagte Felix 8 . Er stand zu dicht bei Mycroft und Jane, um einen Schuß zu riskieren; bei unserer letzten Begegnung war er vor meinen Augen gestorben, und ich sprach den ersten Gedanken aus, der mir in den Sinn kam.
    »Habe ich Ihr Gesicht nicht schon mal irgendwo gesehen?«
    Er ging nicht darauf ein.
    »Ihre Waffen, bitte.«
    »Damit Sie uns wie die Dodos abknallen können? Nichts zu machen. Die behalten wir.«
    Felix 8 rührte sich nicht vom Fleck. Da er seine MPs auf uns gerichtet hielt, hatten wir ohnehin kaum eine Chance.
    »Es scheint euch zu wundern, daß ich euch erwartet habe«, sagte Hades, und ein Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Das könnte man sagen.«
    »Das Blatt hat sich gewendet, Thursday. Ich dachte eigentlich, zehn Millionen seien sehr viel Geld, bis jemand an mich herantrat, der mir allein für die Maschine deines Onkels das Zehnfache bot.«
    Mycroft rutschte verdrossen hin und her. Er hatte es sich längst abgewöhnt, zu jammern oder zu lamentieren; das führte ohnehin zu nichts. Er freute sich jetzt nur noch auf die kurzen Besuche bei Polly, die man ihm ab und zu gewährte.
    »Wenn das so ist«, sagte ich langsam, »können Sie Jane Eyre ja wieder in ihr Buch zurückbringen.«
    Hades dachte einen Augenblick nach.
    »Warum nicht? Aber zuerst möchte ich dich mit jemandem bekannt machen.«
    Links von uns ging eine Tür auf, und herein kam Jack Schitt, flankiert von drei seiner Leibwächter, die Plasmagewehre bei sich trugen. Die Situation war alles andere als günstig. Ich raunte Bowden eine halblaute Entschuldigung zu und sagte dann: »Goliath? Hier, in Wales?«
    »Dem Konzern stehen alle Türen offen, Miss Next. Wir kommen und gehen, wie es uns gefällt.« Schitt setzte sich in einen verblichenen roten Polstersessel und holte eine Zigarre hervor.
    »Seit wann arbeitet Goliath mit Verbrechern zusammen?«
    »Das ist eine relativistische Frage, Miss Next – extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen. Ich bezweifle, daß Sie das verstehen. Aber wir haben nun einmal sehr viel Geld zu unserer Verfügung,

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