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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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rote Neon an zu flackern und ging aus, so daß nur noch das Grinsen der Katze zurückblieb. Aus der Bar drangen die Klänge einer Jazzband an mein Ohr, und ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich Holroyd Wilsons unverwechselbares Klavierspiel erkannte. Er war ein waschechter Swindoner. Ein Telefonanruf, und er hätte in ganz Europa auftreten können, doch er hatte es vorgezogen, in Swindon zu bleiben. Die Bar war gut besucht, aber nicht voll, und die meisten Gäste waren Miltons, die trinkend und lachend beieinandersaßen, die Wiedereinsetzung der Stuarts beklagten und sich mit John anredeten.
    Ich ging zum Tresen. Im Cheshire Cat war Happy Hour, jedes Getränk 52 Pence.
    »Guten Abend«, sagte der Barkeeper. »Was haben der Rabe und ein Schreibtisch gemeinsam?«
    »Poe. Er hat auf letzterem über ersteren geschrieben.«
    »Sehr gut.« Er lachte. »Was darf’s sein?«
    »Ein kleines Vorpal’s Special, bitte. Mein Name ist Next. Wartet hier vielleicht jemand auf mich?«
    Der Barkeeper, der wie ein Hutmacher gekleidet war, deutete auf einen Tisch am anderen Ende des Schankraums, an dem, halb im Schatten, zwei Männer saßen. Ich nahm mein Glas und ging zu ihnen.
    Die Kneipe war zu voll, als daß sie mir Ärger hätten machen können.
    Je näher ich kam, desto deutlicher konnte ich die beiden erkennen.
    Der ältere war ein grauhaariger Gentleman Mitte siebzig. Er hatte volles weißes Haar und mächtige Koteletten. Er trug einen eleganten Tweedanzug und Seidenfliege. Ein Paar brauner Handschuhe klemmte zwischen seinen Fingern, die den Knauf eines Spazierstocks umfaßten, und auf dem Platz neben ihm lag eine Jagdmütze. Sein Gesicht war stark gerötet, und als ich an den Tisch trat, warf er den Kopf in den Nacken und lachte bellend wie ein Seehund über eine Bemerkung seines Begleiters.
    Der Mann ihm gegenüber war um die dreißig. Er hockte auf der Sitzkante und wirkte leicht nervös. Er nippte an einem Glas Tonic und trug einen teuren Nadelstreifenanzug, der aber schon bessere Tage gesehen hatte. Ich wußte, daß ich ihm schon mal irgendwo begegnet war, ich wußte nur nicht, wo.
    »Die Herren suchen mich?«
    Die beiden standen auf. Der ältere sprach zuerst. »Miss Next? Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Analogy.
    Victor Analogy. Leiter der Swindoner LitAg-Abteilung. Wir haben telefoniert.«
    Er streckte die Hand aus, und ich schüttelte sie.
    »Nett, Sie kennenzulernen, Sir.«
    »Das ist Agent Bowden Cable. Sie beide werden zusammenarbeiten.«
    »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Madam«, sagte Bowden verlegen. Er war ziemlich unbeholfen und wirkte sehr steif. Der Blick, den er mir zuwarf, sprach Bände. Er schien lange keine Frau mehr als Kollegin gehabt zu haben.
    »Haben wir uns nicht schon mal gesehen?« fragte ich und schüttelte ihm die Hand.
    »Nein«, antwortete Bowden nachdrücklich. »Daran würde ich mich bestimmt erinnern.«
    Victor deutete auf den Platz neben Bowden, der Höflichkeiten vor sich hin murmelnd zur Seite rückte. Ich nippte an meinem Drink. Er schmeckte wie alte, in Urin eingeweichte Pferdedecken. Ich bekam einen Hustenanfall. Bowden hielt mir ritterlich sein Taschentuch hin.
    »Vorpal’s Special?« sagte Victor mit hochgezogener Augenbraue.
    »Tapferes Mädchen.«
    »D-danke.«
    »Willkommen in Swindon«, fuhr Victor fort. »Zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, wie sehr wir Ihr kleines Malheur bedauern.
    Nach allem, was man hört, muß Hades ja ein regelrechtes Ungeheuer gewesen sein. Um ihn ist es nicht schade. Ich hoffe, Sie haben sich einigermaßen erholt?«
    »Ich schon, andere hatten da weniger Glück.«
    »Das tut mir sehr leid, aber Sie sind hier hoch willkommen. Es ist das erste Mal, daß sich jemand von Ihrem Kaliber in die Provinz verirrt.«
    Ich sah Analogy fragend an. »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich wollte damit sagen – und das ist nun weiß Gott kein Geheimnis –, daß es sich bei unseren Mitarbeitern eher um Akademiker als um typische SpecOps-Agenten handelt. Ihr Vorgänger war Jim Crometty.
    Er wurde in der Altstadt bei einem mißlungenen Buchkauf erschossen.
    Er war Bowdens Partner. Jim war uns allen ein ganz besonderer Freund; er hatte eine Frau, drei Kinder. Ich möchte … nein, ich
muß
die Person fassen, die uns Crometty genommen hat.«
    Ich starrte verwirrt in ihre ernsten Gesichter, bis der Groschen endlich fiel. Sie hielten mich für eine waschechte SO-5-Agentin auf

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