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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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auf, das von damals tut mir leid.«
    »Mir auch«, antwortete Landen und verstummte. Ich Wollte sein Gesicht berühren, sagte jedoch statt dessen: »Du hast mir gefehlt.«
    Das hätte ich nicht sagen dürfen, und ich verfluchte mich dafür; daß ich aber auch immer mit der Tür ins Haus fallen mußte. Landen rutschte verlegen hin und her.
    »In deiner Raupensammlung? Du hast mir auch sehr gefehlt. Im ersten Jahr war es am schlimmsten.«
    Landen schwieg einen Augenblick. Er klimperte ein wenig auf dem Klavier herum und sagte dann: »Ich bin hier zu Hause und lebe gern hier. Manchmal denke ich, Thursday Next war nur eine Figur aus einem meiner Romane, die ich nach dem Vorbild der Frau gestaltet habe, die ich lieben wollte. Insofern … na ja, ich bin drüber hinweg.«
    Das war zwar nicht
ganz
die Antwort, die ich hatte hören wollen, aber nach allem, was geschehen war, konnte ich ihm das nicht verübeln.
    »Trotzdem bist du gekommen.«
    Landen lächelte. »Du bist in meiner Stadt, Thurs. Und wenn alte Freunde in der Gegend sind, dann geht man sie besuchen. Oder nicht?«
    »Und bringt ihnen Blumen mit? Hast du Colonel Phelps etwa auch Rosen geschickt?«
    »Nein, Lilien. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.«
    »Verstehe. Du hast dich gemacht.«
    »Danke«, antwortete er. »Du hast meine Briefe nicht beantwortet.«
    »Ich habe deine Briefe nicht
gelesen

    »Bist du verheiratet?«
    »Ich wüßte nicht, was dich das angeht.«
    »Also nein.«
    Das Gespräch hatte eine unerfreuliche Endung genommen.
    Höchste Zeit, abzuhauen. »Also, ich bin total erledigt, Landen. Und morgen ist ein wichtiger Tag.«
    Ich stand auf. Landen hinkte mir hinterdrein. Im Krimkrieg hatte er ein Bein verloren, kam mit seiner Behinderung inzwischen aber sehr gut zurecht. Am Tresen holte er mich ein.
    »Wollen wir mal zusammen zu Abend essen?«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Klar.«
    »Dienstag?«
    »Warum nicht?«
    »Gut«, sagte Landen und rieb sich die Hände. »Wir könnten die alte Truppe zusammentrommeln …«
    So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. »Warte mal.
    Dienstag paßt vielleicht doch nicht so gut.«
    »Warum? Bis vor drei Sekunden hattest du damit kein Problem.
    War dein Vater schon wieder da?«
    »Nein, ich habe einfach unheimlich viel zu tun, ich muß mich um Pickwick kümmern. Er kommt mit der Bahn, denn im Luftschiff wird ihm immer schlecht. Weißt du noch, wie wir ihn mit nach Mull genommen haben und er den Steward vollgekotzt hat?«
    Ich mußte mich zusammenreißen. Ich redete dummes Zeug.
    »Erzähl mir bloß nicht«, sagte Landen, »daß du dir auch noch die Haare waschen mußt.«
    »Sehr witzig.«
    »Als was arbeitest du eigentlich in Swindon?« fragte Landen.
    »Tellerwäscherin bei Smiley-Burger.«
    »Daß ich nicht lache. SpecOps?«
    Ich nickte. »Ich habe mich zu den Swindoner LitAgs versetzen lassen.«
    »Vorübergehend?« fragte er. »Oder willst du wieder ganz nach Swindon ziehen?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Ich legte meine Hand auf seine. Ich wollte ihn umarmen, in Tränen ausbrechen und ihm sagen, daß ich ihn liebte und
ewig
lieben würde, wie ein zu sentimentales großes kleines Mädchen, aber das wäre ziemlich deplaciert gewesen, wie mein Vater sagen würde.
    Statt dessen beschloß ich, in die Offensive zu gehen, und fragte:
    »Bist
du
verheiratet?«
    »Nein.«
    »Hast du nie daran gedacht?«
    »Doch. Sehr oft sogar.«
    Wir schwiegen eine Weile. Es gab so viel zu sagen, daß wir nicht wußten, wie und wo wir anfangen sollten. Landen eröffnete eine zweite Front: »Magst du dir
Richard III.
ansehen?«
    »Läuft das etwa immer noch?«
    »Natürlich.«
    »Ich hätte schon Lust, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß ich noch nicht weiß, wann ich Zeit habe. Im Moment geht bei mir irgendwie alles drunter und drüber.«
    Ich sah ihm an, daß er mir nicht glaubte. Ich konnte ihm unmöglich verraten, daß ich hinter einem Meisterverbrecher her war, der nach Lust und Laune Gedanken stehlen und Bilder projizieren konnte; der auf Film unsichtbar blieb und lachend morden konnte. Landen kramte seufzend eine Visitenkarte hervor und legte sie auf den Tresen.
    »Ruf mich an. Wenn du Zeit hast. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Er gab mir einen Kuß auf die Wange, leerte sein Glas, sah mich noch einmal an und hinkte dann zur Tür hinaus. Ich blieb mit seiner Visitenkarte zurück. Ich steckte sie nicht ein. Das brauchte ich auch nicht. Ich hatte die Nummer im Kopf.
    Mein Zimmer sah genauso aus wie alle

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