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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ich.
    »Wenigstens bleibt es der Hälfte der Bevölkerung auf diese Weise erspart, sich zum Affen zu machen. Komisch, daß man dir noch keine Mitgliedschaft angetragen hat, Onkel.«
    Mycroft grunzte. »Damals in Oxford war ich eine Weile bei den Wombats. Reine Zeitverschwendung. Und noch dazu reichlich albern; der Beutel scheuerte furchtbar, und das ewige Genage machte meinem Überbiß ziemlich zu schaffen.«
    Niemand sagte etwas.
    »Major Phelps ist in der Stadt«, versuchte ich das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. »Ich habe ihn im Luftschiff getroffen. Er ist jetzt Colonel, predigt aber immer noch denselben Quatsch.«
    Einem ungeschriebenen Gesetz zufolge verlor zu Hause niemand auch nur ein Wort über Anton oder die Krim. Folglich herrschte eisiges Schweigen.
    »Ach ja?« fragte meine Mutter betont emotionslos.
    »Joffy leitet jetzt eine Gemeinde in Wanborough«, versuchte Polly das Thema zu wechseln. »Er hat die erste GSG-Kirche in Wessex eröffnet. Ich habe letzte Woche noch mit ihm gesprochen; er sagt, sie erfreut sich regen Zuspruchs.«
    Jofry war mein anderer Bruder. Schon in jungen Jahren religiös geworden, hatte er mit allerlei Religionen herumexperimentiert und sich schließlich für die GSG entschieden.
    »GSG?« brummte Mycroft. »Was in drei Teufels Namen ist denn das nun wieder?«
    »Die Globale Standard-Gottheit«, erklärte Polly. »Eine Mischung aus allen Religionen. Soll angeblich Religionskriege verhindern helfen.«
    Wieder grunzte Mycroft. »Religion ist nie der Grund, sondern immer nur der Vorwand für einen Krieg. Bei welcher Temperatur schmilzt Beryllium?«
    »180,57 Grad Celsius«, antwortete Polly wie aus der Pistole geschossen. »Ich glaube, Joffy leistet hervorragende Arbeit. Du mußt ihn unbedingt mal anrufen, Thursday.«
    »Mal sehen.« Joffy und ich hatten uns nie besonders nahegestanden.
    Fünfzehn Jahre lang hatte er mich nur »du Pflaume« genannt und mir einmal täglich auf den Hinterkopf geschlagen. Er hörte erst damit auf, als ich ihm die Nase brach.
    »Apropos anrufen, was hältst du davon, wenn du …«
    »Mutter!«
    »Wie man hört, ist er inzwischen recht erfolgreich, Thursday. Es könnte dir gut tun, ihn wiederzusehen.«
    »Das mit Landen und mir ist endgültig vorbei, Mutter. Außerdem habe ich einen Freund.«
    Das hörte meine Mutter
ausgesprochen
gern. Es hatte ihr beträchtlichen Kummer bereitet, daß ich mich nicht mit geschwollenen Knöcheln, Hämorrhoiden und Rückenschmerzen herumquälte, am laufenden Band Enkel produzierte und sie nach obskuren Verwandten benannte. Da Joffy nicht der Typ war, der Kinder in die Welt setzte, ruhten alle Hoffnungen auf mir. Ehrlich gesagt, hatte ich gar nichts gegen Kinder, solange ich sie nicht selbst kriegen mußte. Und Landen war der letzte Mann gewesen, der für mich als Lebensgefährte auch nur ansatzweise in Frage kam.
    »Einen Freund? Wie heißt er?«
    Ich nahm den erstbesten Namen, der mir in den Sinn kam.
    »Snood. Filbert Snood.«
    »Schöner Name.« Mutter lächelte.
    »Blöder Name«, murrte Mycroft. »Genau wie Landen Parke-Laine, wenn du mich fragst. Darf ich aufstehen? Jetzt kommt
Für alle Fälle Spratt

    Polly und Mycroft standen auf und ließen uns allein. Die Namen Landen und Anton fielen nicht noch einmal. Meine Mutter bot mir mein altes Zimmer an. Ich lehnte dankend ab. Wir hatten uns schrecklich gestritten, als ich noch zu Hause gewohnt hatte.
    Außerdem war ich fast sechsunddreißig. Ich trank meinen Kaffee aus und ließ mich von meiner Mutter zur Haustür bringen.
    »Sag mir Bescheid, wenn du es dir anders überlegst, Schätzchen«, sagte sie. »Dein Zimmer ist noch genau wie früher.«
    Wenn das stimmte, waren die Wände noch immer mit den grauenhaften Postern meiner Teenageridole gepflastert. Schon bei dem Gedanken wurde mir ganz anders.

10. Hotel Finis, Swindon
    Die Miltons waren die mit Abstand glühendsten Dichter-Verehrer. Ein Blick ins Londoner Telefonbuch ergab gut viertausend John Miltons, zweitausend William Blakes, ein knappes Tausend Samuel Coleridges, fünfhundert Shelleys, dieselbe Anzahl von Wordsworths und Keats’ sowie eine Handvoll Drydens. Diese Flut von Namensänderungen führte zwangsläufig zu Problemen bei der Strafverfolgung. Nach einem Zwischenfall in einem Pub, bei dem sowohl der Angreifer, das Opfer, der Zeuge, der Wirt, der festnehmende Polizeibeamte als auch der Richter Alfred Tennyson hießen, war ein Gesetz verabschiedet worden, das sämtliche Namensvettern und

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