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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Hausmeister lachte. »Das haben Sie schön gesagt. Symonds Yat war damals längst nicht so sicher wie heute; wir haben Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die ganze Schule wurde zur Kirche geweiht.« Er richtete seine Taschenlampe auf ein großes Kruzifix an der Wand.
    »So, das ist Hörsaal vier.«
    Er stieß die Tür auf, und wir betraten einen großen Saal. Der Strahl von Framptons Taschenlampe glitt über die eichengetäfelten Wände, doch von Spike keine Spur.
    »Sind Sie sicher, daß er Nummer vier gesagt hat?«
    »Hundertprozentig«, antwortete ich. »Er …«
    Irgendwo zerschellte Glas, und nicht allzuweit entfernt war ein gedämpfter Fluch zu hören.
    »Was war das?«
    »Wahrscheinlich Ratten«, meinte Frampton.
    »Und die fluchen?«
    »
Unkultivierte
Ratten. Kommen Sie, wir …«
    Aber schon hatte ich mir Framptons Taschenlampe geschnappt und näherte mich einer Tür am hinteren Ende des Hörsaals. Ich stieß sie auf, und ein widerlicher Formaldehydgeruch schlug mir entgegen. Der Raum war ein Anatomielabor; bis auf das Mondlicht, das durchs Fenster fiel, war es stockdunkel. An den Wänden standen Regale voller eingelegter Präparate: hauptsächlich tierische, aber auch einige menschliche Körperteile, mit denen die Jungs in der Oberstufe den Mädchen Angst einjagen konnten. Plötzlich zerbrach ein Glas, und ich fuhr mit der Taschenlampe in der Hand herum. Mir stockte das Herz.
    Spike hatte, bar jeglicher Selbstkontrolle, einen der Behälter zu Boden geworfen und suhlte sich in der Pfütze. Zu seinen Füßen lagen die zerbrochenen Überbleibsel mehrerer Gläser; er hatte sich anscheinend kräftig ausgetobt.
    »Was machen Sie da?« fragte ich und spürte, wie Ekel in mir hochstieg.
    Spike sah mich mit großen Augen an. Seine Lippen waren von Glasscherben zerschnitten, und aus seinem stieren Blick sprachen Schrecken und Angst.
    »Ich hatte Hunger!« schrie er. »Konnte aber keine Mäuse finden…!«
    Er schloß einen Moment lang die Augen, sammelte mit geradezu übermenschlicher Kraft seine Gedanken und stammelte dann: »Meine Medizin …!«
    Ich unterdrückte einen Würgreflex und öffnete den Verbandskasten.
    Es kam eine Spritze zum Vorschein, die wie ein Kugelschreiber aussah. Ich zog sie aus dem Etui und ging damit auf Spike zu, der in sich zusammengesunken auf dem Fußboden kauerte und leise schluchzte. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter, und ich fuhr erschrocken herum. Es war Frampton, und ein diabolisches Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Lassen Sie ihn nur. Glauben Sie mir, so ist er glücklicher.«
    Ich wischte seine Hand von meiner Schulter, wobei ich sie flüchtig berührte. Sie war eiskalt, und ich spürte, wie ein Schauder mich durchlief. Unwillkürlich wich ich zurück, stolperte über einen Hocker, schlug hin und ließ dabei Spikes Injektor fallen. Ich zog meine Waffe und richtete sie auf Frampton, der auf mich zuzuschweben schien, ohne den Boden zu berühren. Ohne Vorwarnung drückte ich ab, und ein greller Mündungsblitz erhellte das Labor. Frampton wurde quer durch den Raum gegen die Tafel geschleudert und sackte in sich zusammen. Ich tastete nach dem Injektor und lief damit zu Spike, der gerade einen besonders großen Behälter mit einem unzweideutig und unzweifelhaft besonders widerlichen Präparat aus dem Regal zog. Ich leuchtete mit der Taschenlampe in seine angsterfüllten Augen, und er murmelte:
    »Helfen Sie mir!«
    Ich zog die Schutzkappe von dem Injektor, stieß ihn in seinen Oberschenkel und drückte zweimal. Ich nahm ihm das Glas ab, und er sank verwirrt zu Boden.
    »Spike? Sagen Sie doch was.«
    »Das hat
ziemlich
weh getan.«
    Sagte nicht Spike. Sondern Frampton. Er hatte sich hochgerappelt und band sich etwas um den Hals, das wie ein Lätzchen aussah.
    »Essenszeit, Miss Next. Mit der Speisekarte möchte ich Sie nicht lange behelligen … aber wenn Sie’s genau wissen wollen, Sie sind Vorspeise, Hauptgang und Dessert!«
    Die Tür des Biologielabors fiel krachend ins Schloß, und ich sah auf meine Waffe; ich hätte genausogut mit einer Wasserpistole um mich schießen können.
    Ich stand auf und wich vor Frampton zurück, der von neuem auf mich zuzuschweben schien. Ich schoß, doch diesmal war Frampton darauf vorbereitet; er zuckte kurz zusammen, weiter nichts.
    »Aber das Kruzifix …!« brüllte ich und drückte mich an die Wand.
    »Und die Schule – sie ist eine Kirche!«
    »Sie kleine Närrin!« erwiderte Frampton. »Dachten Sie wirklich, das Christentum hätte

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