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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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einen Verdächtigen erschossen, einen Zeugen an einen Profikiller verloren, Goliath hat versucht, mich umlegen zu lassen, und außerdem hatte ich einen Platten. In einem Wort: der übliche Mist.«
    »Einen Platten? Im Ernst?«
    »Nicht ganz. Den Platten hab ich erfunden. Also, das mit gestern abend tut mir leid. Ich glaube, ich nehme meine Arbeit ein bißchen zu ernst.«
    »Andernfalls«, sagte Landen und lächelte verständnisvoll, »würde ich mir wirklich Sorgen machen. Komm, es fängt gleich an.«
    Er nahm mich am Arm, eine vertraute Geste, die ich immer schon als angenehm empfunden hatte, und führte mich in den Saal. Das Publikum schwatzte laut durcheinander, und die grellbunten Kostüme der Zuschauer, die keine Rolle mehr ergattert hatten, gaben der Veranstaltung etwas von einer Gala. Ich spürte die Spannung, die in der Luft lag, und mir wurde klar, wie sehr sie mir gefehlt hatte. Wir gingen zu unseren Plätzen.
    »Wann warst du das letzte Mal hier?« fragte ich, als wir es uns bequem gemacht hatten.
    »Mit dir«, antwortete Landen, stand auf und applaudierte begeistert, als sich, begleitet von einer mißtönenden Fanfare, der Vorhang hob.
    Ein Conferencier in einem rotgefütterten schwarzen Umhang kam auf die Bühne gerauscht. »Willkommen, ihr Will-fährigen R3-Fans, im Ritz zu Swindon, wo heute abend (Trommelwirbel) zu eurem ERGETZEN, eurer ERBAUUNG und SHAKESPEARIFIKATION, Wills
Richard III.
gegeben wird, fürs Publikum, vor Publikum, VOM PUBLIKUM!«
    Die Menge johlte, und er brachte sie mit erhobenen Händen zum Schweigen.
    »Aber ehe wir anfangen!… bitte ich um einen donnernden Applaus für Ralph und Thea Swanavon, die heute zum zweihundertsten Mal dabei sind!!!«
    Die Menge klatschte frenetisch Beifall, als Ralph und Thea aus der Kulisse traten. Sie waren als Richard und Lady Anne verkleidet und knicksten und verbeugten sich vor den Zuschauern, die Blumen auf die Bühne warfen.
    »Ralph hat siebenundzwanzigmal
Dick the Shit
gegeben und zwölfmal
Creepy Clarence
; Thea hat einunddreißigmal die
Lady Anne
und achtmal die
Marianne
gespielt!«
    Das Publikum stampfte johlend mit den Füßen.
    »Zur Feier ihres 200. Jubiläums werden sie heute abend zum ersten Mal zusammen auftreten!«
    Sie knicksten beziehungsweise verbeugten sich noch einmal, während das Publikum wild applaudierte und der Vorhang fiel, steckenblieb, wieder aufging und sich endlich schloß.
    Nach einer kurzen Pause hob sich der Vorhang erneut und gab den Blick frei auf Richard, der am Bühnenrand stand. Er hinkte kreuz und quer über die Bretter und starrte an einer ausgesucht häßlichen Pappnase herunter böse ins Publikum.
    »Schmierenkomödiant!« brüllte jemand von den hinteren Plätzen.
    Richard wollte gerade zu seinem ersten Satz anheben, da rief das gesamte Publikum wie aus einem Munde: »
Wann
ist der Winter unseres Mißvergnügens?«
    »Jetzt«, antwortete Richard mit einem nachgerade teuflischen Lächeln, »ward der Winter unseres Mißvergnügens …«
    Ein Jubelschrei erhob sich bis hinauf zu den Kronleuchtern unter der hohen Decke. Das Stück hatte begonnen. Landen und ich jubelten mit.
    Richard III.
gehörte zu den Stücken, die das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate eindeutig widerlegten; es machte immer wieder Spaß.
    »… Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks«, fuhr Richard fort und humpelte zum Bühnenrand. Bei dem Wort »Sommer« setzten sechshundert Menschen dunkle Brillen auf und blickten in eine imaginäre Sonne.
    »… die Wolken all, die unser Haus bedräut, sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben …«
    »Wann zieren unsere Brauen Siegeskränze?« brüllten die Zuschauer.
    »Jetzt zieren unsere Brauen Siegeskränze«, fuhr Richard fort, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Obwohl wir das Stück mindestens dreißigmal gesehen hatten, sprach ich den Text im stillen immer noch mit.
    »… zu den holden Klängen einer Laute …«, sagte Richard und mußte das Wort »Laute« mehrmals wiederholen, weil einige Zuschauer Alternativvorschläge machten.
    »Nasenflöte!« rief jemand neben uns. »Sackpfeife!« ein anderer.
    Obwohl das Stichwort längst gefallen war, krähte von hinten eine hohe Stimme »Tuba!« durch den Saal und wurde vom Publikum übertönt, das »Karte ziehen! Karte ziehen!« grölte, als Richard ihm feierlich erklärte, er tauge »nicht zu Possenspielen …«
    Landen sah mich lächelnd an. Instinktiv erwiderte ich das Lächeln; ich amüsierte mich prächtig.
    »Ich, gar wüst

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