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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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auf dem Sofa gesessen und dir die Nachrichten angeschaut hast … Hallo, Mrs. Higgins!«
    Eine alte Dame kam mit einem Blumenstrauß im Arm durch das Friedhofstor.
    »Hallo, Irrwürden!« sagte sie fröhlich, sah mich an und fragte mit heiserem Flüstern: »Ist das Ihre Freundin?«
    »Nein, Gladys … das ist meine Schwester Thursday. Sie ist SpecOps-Agentin und hat folglich weder Humor noch einen Freund, geschweige denn ein Privatleben.«
    »Wie schön, meine Liebe«, sagte Mrs. Higgins, die trotz ihrer großen Ohren offenbar stocktaub war.
    »Hallo, Gladys«, sagte ich und schüttelte ihr die Hand. »Joffy hat schon als kleiner Junge so oft seinen Bischofsstab gewienert, daß wir dachten, er wird davon blind.«
    »Gut, gut«, murmelte sie.
    Joffy ließ sich nicht lumpen und setzte hinzu: »Und unsere kleine Thursday macht beim Sex solchen Lärm, daß wir sie in den Gartenschuppen sperren mußten, wenn ihre Freunde über Nacht kamen.«
    Ich stieß ihm den Ellbogen in die Rippen, doch davon bemerkte Mrs. Higgins nichts; sie lächelte gütig, wünschte uns beiden einen angenehmen Tag und wackelte davon. Wir sahen ihr nach.
    »Nächsten März wird sie hundertvier«, sagte Joffy. »Unglaublich, was? Wenn sie stirbt, lasse ich sie ausstopfen und stelle sie als Hutständer in die Vorhalle.«
    »Das war jetzt aber wirklich ein Witz.«
    Er lächelte.
    »Du weißt doch, daß ich nicht ernst sein kann, Schwesterherz. Komm, ich mach dir einen Tee.«
    Das Pfarrhaus war riesig. Es ging das Gerücht, daß die Kirchturmspitze drei Meter höher gewesen wäre, wenn der damalige Pfarrer die Steine nicht für seine eigenen vier Wände zweckentfremdet hätte. Er fiel bei seinem Bischof in Ungnade und wurde seiner Pflichten enthoben. Aber das überdimensionale Pfarrhaus blieb stehen.
    »Und?« fragte Joffy, stellte mir eine Teetasse hin und setzte sich aufs Sofa. »Meinst du, Dad vögelt Emma Hamilton?«
    »Darüber hat er nicht gesprochen. Aber würdest du es deiner Frau erzählen, wenn du eine Affäre mit jemandem hast, der schon über hundert Jahre tot ist?«
    »Spricht er manchmal über mich?«
    Ich schüttelte den Kopf, und Joffy schwieg einen Augenblick, was für ihn ziemlich ungewöhnlich ist.
    »Ich glaube, es wäre ihm lieber gewesen, wenn ich gefallen wäre statt Ant, Schwesterherz. Ant war immer sein Lieblingssohn.«
    »Das ist doch Unsinn, Joffy. Und selbst wenn es wahr wäre, läßt sich daran nichts mehr ändern. Ant ist tot und begraben. Und
wenn
du dortgeblieben wärest – Militärpfarrer bestimmen ja nun nicht direkt das Vorgehen der Armee.«
    »Und warum kommt Dad mich dann nie besuchen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht hat das was mit der Chrono-Garde zu tun. Mich besucht er auch nie länger als ein paar Minuten.«
    Joffy nickte und fragte dann: »Bist du in London zur Kirche gegangen, Schwesterherz?«
    »Dazu habe ich normalerweise keine Zeit, Joff.«
    »Dann mußt du sie dir eben nehmen.«
    Ich seufzte. Er hatte recht.
    »Nach dem Angriff der Leichten Brigade hab ich den Glauben verloren. Die SpecOps haben eigene Pfarrer, aber es war einfach nicht mehr so wie früher.«
    »Wir alle haben auf der Krim etwas verloren«, sagte Joffy leise.
    »Selbst ich war nicht immun gegen die Leidenschaften der Schlacht. Als ich auf die Krim kam, war ich vom Krieg begeistert. Ich
wollte
den Sieg, ich genoß die Kameradschaft und
wollte
unsere sogenannten Feinde töten.«
    Plötzlich erschien mir Joffy menschlicher denn je; das war vermutlich die Seite, die seine Gemeinde so an ihm schätzte.
    »Erst im nachhinein erkannte ich, wie falsch das alles war. Bald sah ich keinen Unterschied mehr zwischen Russen und Engländern, Franzosen oder Türken. Als ich das zu sagen wagte, wurde ich der Front verwiesen, damit ich keinen Ärger machte. Mein Bischof meinte, meine Aufgabe sei nicht, ein Urteil über Recht oder Unrecht des Krieges zu fällen, sondern für das geistige Wohlergehen der Männer zu sorgen.«
    »Also deshalb bist du nach England zurückgekommen?«
    »Deshalb bin ich nach England zurückgekommen.«
    »Wußtest du, daß Colonel Phelps in der Stadt ist?«
    »Ja. Was für ein Arschloch. Man sollte ihn vergiften. Ich werde als ›Stimme der Mäßigung‹ gegen ihn antreten. Willst du dich nicht mit zu uns aufs Podium setzen?«
    »Ich weiß nicht, Joff.« Ich starrte in meinen Tee und wies den angebotenen Schokoladenkeks zurück.
    »Mum hält die Gedenkstätte ziemlich gut in Schuß, was?« sagte ich im

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