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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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den Humor, die Liebe und das Leben anging, hatten wir uns prächtig verstanden. Als ich in Sebastopol eintraf, um der 3rd Wessex Light Armoured Brigade beizutreten, waren Landen und Anton schon gute Freunde. Anton war Captain und der Brigade als Funker zugeteilt; Landen war Lieutenant.
    Anton machte uns miteinander bekannt, und allen diesbezüglichen Befehlen zum Trotz verliebte ich mich in Landen, und er sich in mich.
    Ich kam mir vor wie ein Schulmädchen, wenn ich durch das Feldlager zu einem verbotenen Rendezvous schlich. Anfangs erschien mir der Krimkrieg wie eine nicht enden wollende Party.
    Die Leichen der Gefallenen wurden nicht zurück in die Heimat gebracht. Eine politische Grundsatzentscheidung. Doch viele hatten private Gedenksteine. Antons lag am Ende der Reihe, unter den schützenden Ästen einer alten Eibe, zwischen zwei anderen Krim-Gedenksteinen. Das Grabmal wirkte gepflegt; offenbar wurde regelmäßig gejätet, und vor noch nicht allzu langer Zeit hatte jemand frische Blumen gebracht. Ich stellte mich vor die unscheinbare Kalksteintafel und las die Inschrift. Schlicht und prägnant.
    Name, Rang und das Datum des Angriffs. Sechzehnhundert Meilen entfernt, auf der Halbinsel, markierte ein ganz ähnlicher Stein Antons tatsächliches Grab. Andere hatten es nicht so gut getroffen. Vierzehn meiner damaligen Kameraden wurden nach wie vor »vermißt«, Militärjargon für »nicht genügend Einzelteile zum Identifizieren«.
    Plötzlich schlug mir jemand auf den Hinterkopf. Nicht sehr fest, trotzdem schrak ich zusammen. Hinter mir stand der GSG-Priester und grinste mich blöde an.
    »Na, du Pflaume?« bellte er.
    »Hallo, Joffy«, erwiderte ich leicht irritiert. »Soll ich dir noch mal die Nase brechen?«
    »Ich bin jetzt Pope, Schwesterherz!« rief er. »Und einen Diener des Herrn verprügelt man nicht.«
    Ich starrte ihn einen Moment lang wortlos an. »Wenn ich dich nicht verprügeln darf«, fragte ich schließlich, »was soll ich dann mit dir machen?«
    »Wir von der GSG sind zum Beispiel ganz groß im Umarmen, Schwesterherz.«
    Und so umarmten wir uns, vor Antons Gedenkstein, ich und mein bescheuerter Bruder Joffy, den ich mein Lebtag nicht umarmt hatte.
    »Gibt’s was Neues von Fettarsch und Superhirn?«
    »Falls du Mycroft und Polly meinst, muß ich dich leider enttäuschen. Nein.«
    »Immer schön locker bleiben, Schwesterherz. Mycroft ist nun mal ein Superhirn, und Polly, also, hat sie vielleicht
keinen
Fettarsch?«
    »Trotzdem nein. Aber Mum und sie haben tatsächlich ein bißchen zugenommen. Ist mir auch aufgefallen.«
    »Das kannst du laut sagen. Im Grunde müßte Tesco nur für die beiden einen extra Supermarkt eröffnen.«
    »Ist es eigentlich die GSG, die dich zu solchen plumpen Attacken ermutigt?« fragte ich.
    Joffy zuckte die Achseln. »Teils, teils«, sagte er. »Das ist ja gerade das Schöne an der Globalen Standard-Gottheit – sie ist für alles offen. Außerdem bist du eine Verwandte, und das zählt nicht.«
    Ich ließ den Blick über das frisch renovierte Gebäude und den gepflegten Friedhofschweifen. »Wie geht’s denn so?«
    »Sehr gut, danke. Guter Querschnitt von Religionen und sogar ein paar Neandertaler, was ein schöner Missions-Erfolg ist. Die Besucherzahlen haben sich fast verdreifacht, seit ich die Sakristei zum Casino umgebaut habe und dienstags nackte Go-Go-Girls tanzen lasse.«
    »Du machst hoffentlich Witze?«
    »Na logisch, du Pflaume!«
    »Du kleines Arschloch!« Ich lachte. »Wenn du so weitermachst, muß ich dir wohl doch noch mal die Nase brechen!«
    »Möchtest du vorher noch ein Täßchen Tee?«
    »Warum nicht?«
    Wir gingen zum Pfarrhaus.
    »Wie geht’s deinem Arm?«
    »Ganz gut«, sagte ich. »Ich hab den Arzt gefragt, ob ich damit Geige spielen könnte, und er hat gesagt: ›Ja, natürlich.‹ Das hat mich sehr überrascht.«
    »Wieso?« fragte Joffy.
    »Weil ich mein Lebtag noch keine Geige in der Hand gehabt habe, du Blödmann!«
    »Ha, ha!« machte Joffy. »Unheimlich witzig. Eure SpecOps-Partys müssen echt toll sein. Du solltest öfter mal ausgehen, Schwesterherz. Das war so ziemlich der schlechteste Witz, den ich je gehört habe.«
    Joffy konnte einen ganz schön aufregen, aber wahrscheinlich hatte er nicht ganz unrecht. Allerdings hätte ich mir lieber die Zunge abgebissen, als ihm das zu sagen. »Du kannst mich mal.«
    Das brachte ihn zum Lachen.
    »Du warst immer so ernst, Schwesterherz. Schon als kleines Mädchen. Ich weiß noch genau, wie du immer

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