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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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seltenes Buch entdeckte.
    Ich mußte ein paarmal stehenbleiben und auf ihn warten, bevor ich ihn sicher auf Bowdens Stuhl plaziert hatte. Ich holte ihm eine Tasse Kaffee.
    »Also, wie kann ich Ihnen behilflich sein, Dr. Spoon?«
    »Am besten zeige ich es Ihnen, Miss Next.«
    Spoon wühlte einen Augenblick in seinem Aktenkoffer und holte einige unkorrigierte Seminararbeiten und einen Socken mit Paisleymuster daraus hervor, bevor er endlich gefunden hatte, was er suchte, nämlich ein schweres Buch mit blauem Einband. Er reichte es mir.
    »
Martin Chuzzlewit
«, sagte er, schob den Berg von Papieren in seinen Koffer zurück und schien sich zu fragen, warum sie in der Zwischenzeit so viel umfangreicher geworden waren als vorher.
    »Neuntes Kapitel, Seite 187. Die Stelle ist markiert.«
    Ich schlug das Buch dort auf, wo Spoon seine Busfahrkarte eingelegt hatte, und überflog die Seite.
    »Sehen Sie, was ich meine?«
    »Sie müssen entschuldigen, Dr. Spoon. Aber ich habe den
Chuzzlewit
seit meiner Schulzeit nicht mehr gelesen. Bitte klären Sie mich auf.«
    Spoon blickte mich argwöhnisch an; er schien sich zu fragen, ob ich echt sei. »Eine Studentin hat mich heute morgen darauf aufmerksam gemacht. Ich bin so schnell wie möglich hergekommen. Auf Seite 187 unten gab es einen kurzen Absatz, wo Dickens eine der skurillen Figuren skizzierte, die Mrs. Todgers Pension bewohnen. Einen gewissen Mr. Quaverley. Er ist ein überaus amüsanter Charakter, der sich mit anderen Leuten prinzipiell nur über Themen unterhält, von denen er keine Ahnung hat. Wenn Sie die Zeilen überfliegen, werden Sie mir vermutlich darin zustimmen, daß er nicht mehr da ist.«
    Ich las die Seite mit wachsendem Entsetzen. Der Name Quaverley sagte mir etwas, doch von dem kurzen Absatz keine Spur. »Und er kommt auch später nicht mehr vor?«
    »Nein, Officer. Meine Studentin und ich sind das Buch mehrmals durchgegangen. Es besteht nicht der geringste Zweifel. Mr. Quaverley wurde auf unerklärliche Weise aus dem Roman entfernt.«
    »Könnte es sich nicht um einen Druckfehler handeln?« fragte ich mit wachsender Sorge.
    »Ausgeschlossen. Ich habe sieben verschiedene Ausgaben geprüft, und der Wortlaut ist überall derselbe.
Mr. Quaverley weilt nicht mehr unter uns.
«
    »Aber das ist doch nicht möglich«, murmelte ich.
    »Sie sagen es.«
    Die ganze Sache war mir höchst unheimlich, und langsam wurden mir die dunklen Zusammenhänge zwischen Hades, Jack Schitt und dem
Chuzzlewit-
Manuskript klar.
    Das Telefon klingelte. Es war Victor. Er war in der Gerichtsmedizin und bat mich, sofort zu kommen; sie hatten eine Leiche entdeckt.
    »Und was hat das mit mir zu tun?« fragte ich.
    Während Victor antwortete, beobachtete ich Dr. Spoon, der einen Essensfleck anstarrte, den er an seiner Krawatte entdeckt hatte.
    »Nein, im Gegenteil«, widersprach ich zögernd, »nach allem, was hier gerade passiert ist, hört sich das ganz und gar nicht seltsam an.«
    Das Leichenschauhaus war ein alter viktorianischer Bau, der dringend renoviert werden mußte. Im Innern war es feucht und roch nach Formaldehyd. Die Angestellten wirkten blaß und schlichen wie Untote durch die Gänge des kleinen Gebäudes. Ein alter Witz besagte, in diesen Hallen hätten bloß die Leichen ein bißchen Charisma. Das leuchtete ein, besonders wenn man den Chefpathologen Mr. Rumplunkett kannte. Er war ein melancholischer Bursche mit mächtigen Hängebacken und buschigen Brauen. Ich fand ihn und Victor in der Pathologie.
    Mr. Rumplunkett nahm mein Eintreten gar nicht zur Kenntnis, sondern sprach einfach weiter in ein Mikrofon, das von der Decke hing; seine monotone Stimme erfüllte den gekachelten Raum mit einem konstanten Summen. Angeblich waren die Stenotypistinnen, die seine Berichte abtippen mußten, dabei schon oft eingenickt; kein Wunder, denn auch er selbst war schon zweimal eingeschlafen, als er seine Rede für das alljährliche Galadiner der Forensiker hielt.
    »Vor mir liegt ein männlicher Europäer um die vierzig mit grauem Haar und schlechten Zähnen. Er ist ungefähr ein Meter siebzig groß und trägt Kleidung, die ich als viktorianisch bezeichnen würde …«
    Außer Bowden und Victor waren auch die beiden Kollegen vom Morddezernat zugegen, die uns am Abend zuvor vernommen hatten.
    Sie wirkten gelangweilt und starrten die LitAg-Abordnung mißtrauisch an.
    »Morgen, Thursday«, sagte Victor vergnügt. »Erinnern Sie sich noch an den Studebaker von Archers Mörder?«
    Ich nickte.
    »Tja,

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