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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sondern auch von einem Buch zum anderen verfolgen. Sorgfältig trainierte Buch-Hunde sind sogar in der Lage, gattungsüberschreitende Seiten-Läufer zu finden und sie - in seltenen Fällen - auch im Außenland aufzuspüren. Sie sabbern und geifern entsetzlich. Ungeeignet als Haustiere.
    Der Warrington-Kater, ehemals Cheshire Cat Führer zur Großen Bibliothek
    Wir nahmen den Aufzug. Miss Havisham erklärte mir, dass es als äußerst ungehörig und ziemlich vulgär galt, direkt in die Empfangshalle des Gattungs-Rates zu springen, und in den Sitzungssaal des Rates zu springen war schon aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
    Die Räumlichkeiten des Gattungs-Rates lagen im sechsundzwanzigsten Stockwerk der Großen Bibliothek. Dieser Bereich war ebenso wie das siebzehnte Stockwerk weitestgehend verlassen; Autoren, deren Namen mit Q oder Z beginnen, sind nicht allzu häufig.
    Die Türen öffneten sich, und wir traten hinaus. Im Unterschied zu den anderen Stockwerken war es hier oben allerdings nicht dunkel. Anstelle der feierlichen Holzpaneele, der stuckgeschmückten Decken und der Büsten längst verstorbener Dichter hatte das sechsundzwanzigste Stockwerk ein Glasdach. Gusseiserne Säulen trugen ein filigranes Gewölbe aus Glas und eisernen Streben, durch das man graue Wolken sah. Ich hatte immer angenommen, dass die Bibliothek rein begrifflich gebaut sei, als Aufbewahrungsort für die Bücher, und dass sie darüber hinaus gar nicht existierte. Jetzt wurde diese Vorstellung etwas erschüttert. Miss Havisham bemerkte meine Verwirrung und zog mich zu einem großen Fenster. Obwohl wir uns nur im sechsundzwanzigsten Stock befanden, schienen wir sehr viel höher zu sein - und die im Inneren kreuzförmig angelegte Bibliothek erschien von außen viel gedrungener und massiger. Ich blickte über die meilenlangen gotischen Seitenflügel mit ihren regengepeitschten Außenwänden und den reich verzierten Wasserspeiern hinweg auf einen tropischen Urwald hinaus, dessen nebelverschleierte Baumkronen sich unter uns ausbreiteten.
    »In der Buch-Welt ist alles möglich«, murmelte Miss Havisham. »Die einzigen Grenzen sind die der menschlichen Vorstellungskraft. Siehst du die anderen Bibliotheken?«
    Etwa fünf Meilen entfernt, aber noch gut erkennbar, stand ein weiter Turm in der dunstigen Atmosphäre, ganz ähnlich wie unser eigener, und dahinter noch einer. Und zu meiner Rechten erhoben sich noch sechs weitere. Wir waren nur eine von Hunderten oder gar Tausenden Bibliotheken.
    »Die, die am nächsten von uns steht, ist die deutsche«, sagte Miss Havisham. »Dahinter die französische und die spanische, dann die arabische. Die da drüben ist übrigens ist für Walisisch.«
    »Worauf sind sie errichtet?« fragte ich und schaute auf die weit unter uns liegenden Bäume. »Und wo stehen wir?«
    »Ach, wirst du jetzt philosophisch?« fragte Miss Havisham leicht ironisch. »Ich will dir was sagen: Wir wissen es nicht. Manche Leute behaupten, dass wir alle Teil einer größeren Geschichte sind, die wir einfach nicht sehen. Andere sagen, wir wurden vom Großen Panjandrum geschaffen, und wieder andere sind überzeugt, wir existieren nur
im Bewusstsein
des Großen Panjandrum.«
    »Und wer«, fragte ich schließlich, als ich meine Neugier einfach nicht länger zurückhalten konnte, »ist der Große Panjandrum?«
    »Komm, du kannst dir ja mal seine Statue ansehen.«
    Wir wandten uns vom Fenster ab und gelangten zur Mitte des Raumes, wo auf einem mit Seilen abgesperrten Podest unter der hohen gläsernen Kuppel ein großer Marmorblock ruhte. Eine blanke Messingtafel besagte:
Das höchste Wesen
.
    »Das
ist der Große Panjandrum?« fragte ich und starrte den rohen Marmorblock an.
    »Nein, das ist nur die Statue des Großen P -«, sagte sie. »Genauer gesagt: Das
wird
die Statue des Großen Panjandrum, wenn wir erst einmal wissen, wie er oder sie eigentlich aussieht. Guten Tag, Mr Price.«
    Mr Price war offenbar Steinmetz, aber das sah man nur an seinem Werkzeug, das blank und unbenutzt dalag. Er selbst tat gar nichts, und ich glaube, er hatte auch noch nie was getan.
    »Guten Tag, Miss Havisham«, sagte er höflich, legte seine Zeitung beiseite und lüpfte den Hut.
    Miss Havisham machte eine ausladende Handbewegung und sagte: »Angeblich hat der Große Panjandrum das alles entworfen und kontrolliert alles, was wir tun. Ich glaube das nicht so ganz;
meine
Bewegungen werden von niemandem kontrolliert.«
    »Das würde sowieso niemand wagen«, flüsterte

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