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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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deinem Schleuder-Helm umzubringen versucht. Bisher warst du nur ein Lehrling, aber jetzt musst du wirklich vorsichtig sein.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil du jemandem gefährlich werden könntest, und ich möchte nicht, dass dich jemand umbringt.«
    »Ich auch nicht, aber warum sollte jemand das wollen?«
    »Ja, das möchte ich auch gerne wissen.«
    »Nehmen wir doch mal an«, sagte ich, »dass Deane nicht nur verschwunden ist, sondern tot. Nehmen wir einmal an, er wurde ermordet. Gibt es eine Beziehung zwischen Perkins, Deane, Mathias und mir?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Miss Havisham nach einigem Nachdenken. »Aber wenn wir davon ausgehen, dass Mathias nur umgebracht wurde, weil er Zeuge eines anderen Verbrechens war, und wenn wir außerdem annehmen, dass einer deiner außenländischen Freunde versucht,
dich
umzubringen, dann geht es nur noch um Perkins und Deane. Und zwischen diesen beiden gibt es tatsächlich eine Beziehung.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja. Harris Tweed, ich, Perkins und Deane sind alle mit einem Ultra-Word™-Buch ausgestattet worden. Wir sollten es testen.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Niemand wusste es. Ich kann es dir auch jetzt nur deshalb sagen, weil du inzwischen eine vollberechtigte Agentin bist. Du erinnerst dich, dass dich der Eid zur Wahrung aller Dienstgeheimnisse verpflichtet?«
    »Ich verstehe«, sagte ich langsam. »Und wie ist dieses Ultra- Word™ so?«
    »Ganz wie Libris gesagt hat: das ultimative Leseerlebnis. Das erste, was einem auffällt, sind die Musik und die Farben.«
    »Was ist mit den neuen Stoffen?«
    »Davon habe ich nichts mitgekriegt«, gab Miss Havisham zu. »Wir haben alle nur eine Kopie des
Kleinen Prinzen
gekriegt. Aber das neue Betriebssystem mit Page-Glow™, Word-Buddy™, Plott-Plott-Plus™ und Read-Zip™ ist schon brillant. Es ist alles so einfach.«
    »Das freut mich.«
    »Aber irgendwas stimmt trotzdem nicht.«
    »Das ist schlecht.«
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und wir gingen das unterste Stockwerk entlang, bis der Korridor immer breiter und höher wurde und die Text-See vor uns erschien. Aus der Decke war ein stürmischer Himmel mit dunklen Satzzeichen Wolken geworden, und im Hafen hatten Dutzende von Kritzel-Kuttern festgemacht, während am Kai der nächtliche Wortfang verkauft wurde.
    »Was ist denn mit dem System? Gibt es da ein Problem?«
    »Genau das möchte ich auch gerne wissen«, sagte Miss Havisham. »Ich habe mir alle Mühe gegeben, aber ich konnte das Buch nicht dazu bringen, irgendwelche unerwarteten Dinge zu tun. Bei BOOK V7.2 konnte man noch eine spontane Übersetzung in Esperanto auslösen, wenn man ein High-g-Manöver mit dem Buch machte. Bei BOOK V6.3 kam es bei dem Verb
essen
jedesmal zu einem Konflikt mit der Beschreibung eines malaiischen Schuppentiers, was die Zeiten völlig durcheinander brachte. Ich habe alles Mögliche versucht, um Ultra-Word™ zum Abstürzen zu bringen, aber es ist so stabil wie ein Felsen.«
    Wir gingen am Kai entlang, bis der Hafen hinter uns lag. Große Abflussröhren entließen einen schillernden Strom von gebrauchten Buchstaben zurück in die See. Starker Gummigeruch lag in der Luft. (19)
    »Das ist die Stelle, wo die Wörter enden, die ihr in der Außen-Welt ausradiert«, sagte Miss Havisham beiläufig, als wir vorbeiging. »Ist irgendwas?«
    »Ach, nur wieder diese Junkmails im Fußnotofon«, murmelte ich, während ich versuchte, Mrs. Jackson aus meinem Hirn auszublenden. »Irgendeine Betrügerei. Weshalb glauben Sie, dass es Probleme mit Ultra-Word” gibt?«
    »Na ja«, sagte Miss Havisham langsam. »Am Abend, bevor er starb, hat Perkins mich angerufen. Er sagte, er hätte etwas sehr Merkwürdiges entdeckt, wollte aber am Fußnotofon nicht darüber reden.«
    »Hatte es denn mit Ultra-Word” zu tun?«
    Miss Havisham zuckte die Achseln. »Das weiß ich eben nicht genau. Es ist möglich, aber es könnte genauso gut mit Deane zu tun gehabt haben.«
    Die Straße endete und wurde zu einem Strand aus zerbrochenen Buchstaben. Hier fanden die Romane ihr Ende. Unter einem bleiernen Himmel wurden ihre hoch aufragenden Rümpfe abgewrackt und zerlegt. Zuvor allerdings wurden alle Erzähltechniken und Handlungselemente, die noch irgendwie brauchbar waren, ausgebaut und auf dem Schrottplatz verkauft. Der Rest wurde von Rohlingen auseinander genommen, die in gut organisierten Teams arbeiteten, aber keine komplizierteren Werkzeuge als Brechstangen, Ketten und Schneidbrenner einsetzten. Die

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