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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ungewöhnliche Liebesgeschichte gewesen - aber mir selbst ist das nie aufgefallen.
    Thursday Next Die Jurisfiktion-Aufzeichnungen
    In dieser Nacht kehrte ich zurück auf die Krim. Man sollte meinen, dass es bessere Schauplätze für meine Träume gab, denn dieses über hundert Jahre alte Schlachtfeld war für die meisten Engländer eine ständige Quelle für Leid, Schmerz und Tod. Für mich aber war es der Ort, wo ich Landen kennen gelernt hatte. Wir hatten uns dort verliebt, und deshalb waren mir die Erinnerungen daran unendlich teuer. Umso mehr, als meine Erlebnisse auf der inzwischen endgültig russischen Halbinsel nach Landens Nichtung nur noch in meiner Erinnerung existierten.
    Als ich im Mai 1973 dort eintraf, war auf der umkämpften Halbinsel seit zehn Jahren kaum noch ein Schuss gefallen, obwohl der Krieg schon seit 120 Jahren andauerte. Ich gehörte als Panzerfahrerin zur
Third Wessex Light Armored Brigade
. Ich war dreiundzwanzig Jahre alt und kutschierte unter dem Kommando von Major Phelps, der später bei einem missglückten Angriff auf das Zentrum der russischen Artillerie seinen Unterarm und seinen Verstand verlieren sollte, mit dreizehn Tonnen Panzerstahl durch die Gegend. In meinem jugendlichen Leichtsinn hatte ich gedacht, ein Einsatz auf der Krim würde mir Spaß machen, aber diese Vorstellung sollte sich bald ändern.
    »Melden Sie sich morgen um acht Uhr beim Fuhrpark«, sagte mir Feldwebel Tozer eines Tages. Den Angriff der Leichten Brigade sollte er überleben, aber dafür starb er acht Jahre später bei einer Übung. Ich war bei seiner Beerdigung. Er war ein guter Mann.
    »Wissen Sie schon, was ich da soll?« fragte ich.
    Sergeant Tozer zuckte die Achseln. »Spezialauftrag. Man hat mir gesagt, ich sollte jemand Intelligentes schicken, aber die waren alle im Einsatz. Deshalb müssen Sie hin.«
    Ich lachte. »Vielen Dank, Sarge.«
    Ich hatte diese Szene in den letzten Wochen schon öfter geträumt, und der Grund dafür war offensichtlich - es war das erste Mal, dass ich längere Zeit mit Landen verbrachte. Mein Bruder Anton, der ebenfalls auf der Krim diente, hatte uns vor ein paar Tagen miteinander bekannt gemacht, aber das war nichts weiter Ungewöhnliches gewesen. Heute sollte ich Landen in einem kleinen Aufklärungspanzer zu einem Beobachtungsposten fahren, unterhalb dessen eine Konzentration der kaiserlich-russischen Artillerie festgestellt worden war. Später nannten wir das »unser erstes Rendezvous«.
    Bei Dienstantritt wurde mir befohlen, einen »Dingo« zu übernehmen. Der Dingo war ein zweisitziger Spähpanzer mit starkem Motor, der es einem erlaubte, rasch vorzustoßen und sich ebenso rasch aus kritischen Situationen zurückzuziehen, wenn es notwendig war. Nachdem ich den Wagen übernommen hatte, musste ich fast eine Stunde warten. Ich stand mit einer Anzahl anderer Fahrer in einem Zelt, wo wir Tee tranken, Geschichten erzählten und lachten. Es war ein kühler Tag, aber ich war froh, dass dieser Spezialauftrag den öden Routinedienst unterbrach.
    Plötzlich steckte ein gutaussehender Offizier seinen Kopf durch die Zeltklappe. »Corporal Next?« sagte er. »Lassen Sie die Tasse fallen, wir müssen los!«
    Er war nicht schön, aber
interessant
, und im Gegensatz zu den meisten anderen Offizieren schien er jedenfalls sehr gelassen.
    Ich sprang auf. »Guten Morgen, Sir«, sagte ich. »Corporal Next, das bin ich.«
    Ich war mir nicht sicher, ob er sich an mich erinnerte. Aber die Sorge hätte ich mir sparen können. Wie ich später erfuhr, hatte er Sergeant Tozer ausdrücklich darum gebeten, dass ich ihm zugeteilt würde. Er war offenbar nicht nur interessant, sondern auch interessiert, aber das Flirten im Dienst war eine höchst komplizierte Angelegenheit. Wenn man dabei erwischt wurde, gab es saftige Strafen.
    Ich führte ihn zu der Stelle, wo der Dingo stand, kletterte hinein und startete den Motor. Landen schwang sich auf den Sitz des Kommandanten. »Haben Sie Anton kürzlich gesehen?« fragte er.
    »Er ist irgendwo an der Küste«, sagte ich.
    »Ich muss mich bei Ihnen bedanken. Ich habe fünfzig Pfund verdient, als Sie am Wochenende beim Boxen gewonnen haben.«
    Ich lächelte geschmeichelt, aber er sah mich gar nicht an, sondern tippte nur auf die Karte.
    »Da müssen wir hin, Corporal«, sagte er.
    Ich studierte die Karte. Der Beobachtungsposten, den wir aufsuchen sollten, lag auf einem Höhenzug nordwestlich von unserer Basis. Ich war noch nie so nahe an der Front gewesen und fand

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