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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Bemühungen mit Interesse verfolgt hatte. »Ihr wisst ja, dass Pickwick nicht allzu intelligent ist, nicht wahr?« Pickwick lag mittlerweile auf dem Kopf, streckte die Krallen in die Luft und bewegte sich unruhig im Schlaf, als ihr Name erwähnt wurde.
    »Ja, das wissen wir«, sagten ibb und obb, die ja sehr gute Beobachter waren.
    »Wenn ich nun sagen würde, es sei leichter, Hefebakterien zu trainieren als Pickwick, dann benutze ich den Sarkasmus, um einen kleinen Scherz zu machen.«
    »Aber Hefe hat doch keine Intelligenz«, sagte ibb.
    »Genau«
, sagte Granny. »Der Sarkasmus liegt darin, dass ich so tue, als hätte Pickwick weniger Verstand als Hefebakterien. So, und jetzt versucht ihr's mal!«
    Die beiden Rohlinge dachten lange nach.
    »Ja«, sagte ibb schließlich. »Wie wäre es mit ... Pickwick ist so schlau, dass sie auf dem Fernseher sitzt und das Sofa anstarrt?«
    »Nicht schlecht, für den Anfang«, sagte Granny.
    obb wollte auch nicht zurückstehen. »Wenn ihr etwas durch den Kopf geht, dann ist das die kürzeste Reise der Welt.«
    »Pickwick hat einen Bruder in Oxford. Leider wird er in einem Glas aufbewahrt«, sagte ibb.
    »Das reicht«, sagte ich. »Ich weiß, dass Pickwick keine Intelligenzbestie ist, aber sie ist eine sehr zuverlässige Freundin.«
    Ich warf ihr einen liebevollen Blick zu, woraufhin sie vom Sofa rutschte und mit einem dumpfen Schlag auf den Fußboden fiel. Sie wachte auf und begann heftig zu
plocken
. Sie beschwerte sich erst beim Sofa, dann beim Kaffeetisch und schließlich beim Teppich. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie zurück auf ihr Ei stieg und wieder einschlief.
    »Das war schon sehr nett«, sagte ich. »Das nächste Mal behandeln wir Subtext.«
    Kurz darauf zogen ibb und obb sich zurück, und ich hatte endlich Gelegenheit, Granny danach zu fragen, wie es zu Hause in Swindon aussah. Meiner Mutter ging es gut, wie es schien, und Joffy, Wilbur und Orville waren so verrückt wie immer. Weniger gut waren die politischen Nachrichten: Yorrick Kaine war kurz nach dem Zwischenfall mit dem Glatisant wieder aufgetaucht. Seinen Sitz im Parlament hatte er aufgeben müssen, aber er war nach wie vor Chef einer der mächtigsten Zeitungen. Ich wusste, dass er fiktiv war und eine Gefahr für meine Welt darstellte, aber daran ließ sich nichts ändern, solange ich in
Caversham Heights
war. Wir redeten bis tief in die Nacht über die Buch-Welt, Landen, Nichtungen und Kinderkriegen. Granny hatte drei Töchter und Söhne und kannte sich aus. Mit einer gewissen sadistischen Freude erzählte sie mir von all den schrecklichen Dingen, über die einem sonst keiner was sagt, wenn man sich darauf einlässt.
    »Geschwollene Knöchel und Krampfadern musst du als Errungenschaften und Ehrenzeichen betrachten«, erklärte sie fröhlich.
    Als wir schließlich zu Bett gingen, überließ ich Granny mein eigenes Zimmer und schlief in dem großen Doppelbett unter dem Flugdeck. Das heißt, lange Zeit schlief ich überhaupt nicht. Ich starrte an die Decke, wo die Wellen und das Mondlicht eigenartige Schattenspiele erzeugten, ich dachte an meinen Vater und Emma Hamilton, an Jack Spratt und ans Kinderkriegen. Aber ich machte mir auch große Sorgen um
Caversham Heights
. Was sollte aus seinen Bewohnern, und was sollte aus mir und dem Baby werden, wenn der Roman tatsächlich für schlecht befunden und demoliert wurde? Mein Aufenthalt an diesem stillen Gewässer konnte gefährlicher werden, als ich gedacht hatte.

4. Landen Parke-Laine
    Es heißt, dass niemand wirklich stirbt, solange man ihn nicht vergisst, und im Falle Landens galt das ganz besonders. Seit er genichtet worden war, konnte ich ihn nur in meinen Erinnerungen und Träumen ins Leben zurückrufen, und deshalb freute ich mich immer, wenn ich ins Bett gehen und an ihn denken konnte, weil ich hoffte, dass ihn meine Träume - wenn auch nur flüchtig - zurückbringen würden.
Landen war mit mir auf der Krim gewesen. Eine Landmine hatte ihn sein Bein gekostet, und seinen besten Freund kostete ein taktischer Fehler das Leben.
Sein bester Freund, das war mein Bruder Anton gewesen, und Landen hatte bei der Untersuchung nach dem Untergang der Leichten Brigade‹ im Jahre 1973 gegen ihn ausgesagt. Landen wurde ehrenhaft entlassen, und ich erhielt das Krim-Ehrenkreuz, aber meinem Bruder gab man die Schuld an der Katastrophe. Zehn Jahre hatte ich mit Landen nicht mehr gesprochen, und vor zwei Monaten hatte ich ihn geheiratet. Manche Leute sagten, es sei eine

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