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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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immer ein paar Marshmallows einstecken hatte.
    »Wie ist das, wenn man alt ist?« fragte ibb, der sich die rosigen Falten in Grannys Gesicht ganz aus der Nähe ansah.
    »Das Alter ist die Jugend des Todes«, erläuterte Granny. »Aber wisst ihr, was das Schlimmste ist? Ich werde mein Begräbnis um drei Tage verpassen.«
    »Omi«, rief ich. »Bring sie nicht durcheinander!«
    Aber es war schon zu spät.
    »Wie können Sie denn Ihr Begräbnis verpassen?« fragte ibb. »Das ist doch nicht möglich.«
    »Denk doch mal nach«, sagte obb. »Wenn sie drei Tage länger leben würde, könnte sie die Rede bei ihrem Begräbnis selbst halten!«
    »Ja, natürlich. Wie dumm von mir«, sagte ibb.
    Damit verschwanden sie in der Küche, wo sie sich lautstark über die Frage unterhielten, wie man Liebesaffären zwischen Hausknecht und Küchenmädchen behandelt - die Ausgabe von
Mrs. Beeton's
Kochbuch war offenbar schon ziemlich alt.
    »Wann gibt's Abendbrot?« fragte Granny und musterte das Innere des Flugboots mit Skepsis. »Ich bin völlig verhungert. Aber bitte nichts Hartes. Die alten Beißerchen sind nicht mehr die besten.«
    Ich half ihr vorsichtig aus dem blau karierten Mantel und setzte sie an den Tisch. Steak Diane war garantiert zu zäh für sie, also machte ich ihr rasch noch ein Omelette.
    »So, Granny«, sagte ich und schlug ein Ei in die Pfanne. »Jetzt sagst du mir, was du hier eigentlich tust.«
    »Ich bin da, um dich an gewisse Dinge zu erinnern, die du sonst womöglich vergisst, kleine Thursday.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Na, Landen zum Beispiel. Weißt du, mein Ehemann ist damals auch genichtet worden, und ich hätte dringend jemand gebraucht, der mir half, das zu überstehen.«
    »Ich werde ihn nicht vergessen, Omi.«
    »Ja«, sagte sie mit einem eigenartigen Unterton. »Und ich sorge dafür, dass wir ganz sicher sein können.«
    »Aha«, sagte ich. »Und
wie
bist du hergekommen?«
    »Ach, weißt du, ich habe früher auch gelegentlich für Jurisfiktion gearbeitet. Es war einer der vielen Jobs, die ich in meinem Leben gehabt habe - und es war noch nicht mal der merkwürdigste.«
    »Und was war der merkwürdigste?« fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass ich das nicht hätte tun sollen.
    »Na ja, ich war mal vierundzwanzig Stunden lang Gottkaiser des Universums«, sagte sie so beiläufig, als handle es sich um einen Kinobesuch. »Das war verdammt merkwürdig: einen ganzen Tag in der Haut eines Mannes.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
     
    ibb deckte den Tisch, und zehn Minuten später setzten wir uns zum Essen. Während Granny ihr Omelett mümmelte, versuchte ich ein gepflegtes Gespräch mit den beiden Rohlingen. Leider waren die beiden aber nicht in der Lage, meinen geselligen Äußerungen irgendetwas anderes zu entnehmen als die vordergründigsten Fakten. Ich versuchte, ihnen einen Witz zu erzählen, den ich mal von Bowden, meinem Partner bei SpecOps, gehört hatte, aber als ich zur Pointe kam, starrten sie mich bloß misstrauisch an.
    »Warum hatte der Dudelsack einen Schlafanzug an?« fragte ibb.
    »Das war gar kein Schlafanzug«, sagte ich. »Der Tintenfisch
dachte
bloß, dass es ein Schlafanzug wäre.«
    »Ich verstehe«, sagte obb unsicher. »Können Sie es noch einmal erzählen?«
    »Jetzt reicht's«, sagte ich. »Ich werde schon noch dafür sorgen, dass eure Persönlichkeit sich entwickelt, und wenn's mich den letzten Nerv kostet.«
    »Wieso Nerv kostet?« fragte ibb ernsthaft.
    Ich dachte intensiv nach. Es musste doch einen Ansatzpunkt geben. Schließlich schnippte ich mit dem Finger.
    »Sarkasmus«, sagte ich. »Damit fangen wir an!«
    Sie sahen mich erwartungsvoll an.
    »Tja«, sagte ich. »Sarkasmus ist eng verwandt mit Ironie. Dabei sagt man das Gegenteil von dem, was man meint. Oder besser: Man meint das Gegenteil von dem, was man sagt. Also zum Beispiel: Wenn ihr mich darüber belügt, wer die ganzen Anchovis gegessen hat, die noch im Schrank waren, dann sagt ihr:
Wir waren es nicht
. Ich weiß aber genau, dass ihr's wart, und deshalb sagte ich:
Natürlich seid ihr's nicht gewesen!
Das ist dann ironisch oder sarkastisch.«
    »Was ist ein Anchovi?« fragte ibb.
    »Ein sehr kleiner gesalzener Fisch.«
    »Verstehe«, sagte ibb. »Geht das auch mit anderen Sachen oder geht Ironie bloß mit Fisch?«
    »Plock«
, sagte Pickwick im Schlaf und kippte sanft auf die Seite.
»Plocketty-plock.«
    »Ich glaube, Sarkasmus lässt sich am besten beim Humor erklären«, sagte Granny, die meine

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