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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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die Angelegenheit ziemlich aufregend. Landen schien das zu spüren.
    »Es ist nichts weiter dabei, Next. Ich war schon zwanzigmal da oben und bin nur einmal ins Feuer gekommen.«
    »Und wie ist das gewesen?«
    »Vor allem entsetzlich laut. Fahren Sie erst mal Richtung Balaklava, ich sage Ihnen schon, wo wir nach Norden abbiegen müssen.«
    So brausten wir also los auf der holperigen Straße, und die Landschaft ringsum war so schön und so friedlich, dass man sich kaum vorstellen konnte, dass nur ein paar Kilometer entfernt zwei feindliche Armeen im Gelände versteckt waren, deren Feuerkraft ausgereicht hätte, um die ganze Krim in Stücke zu schlagen.
    »Haben Sie schon mal einen Russen gesehen?« fragte er, als wir einen Lastwagenkonvoi mit Granaten und Proviant für die Artilleriestellungen hinter der Front überholten. Es hatte schon seit Jahren keine schweren Kämpfe mehr gegeben. Es wurden nur ab und zu ein paar Granaten in Richtung der Russen geschossen, damit sie wussten, dass wir noch da waren.
    »Nein, Sir.«
    »Die sehen genauso wie Sie und ich aus, wissen Sie?«
    »Ach, wirklich? Ich dachte immer, sie tragen dicke Bärenfellmützen und haben Schnee auf den Schultern.«
    Die Ironie war nicht verschwendet.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht belehren. Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Zwei Wochen.«
    »Ich bin schon seit zwei Jahren da, aber das ist auch nicht viel anders. Bei dem Bauernhof da vorn fahren Sie bitte rechts.«
    Ich verringerte die Geschwindigkeit, kurbelte heftig am Lenkrad und bog in den staubigen Feldweg ein, der in die Berge hinaufführte. Die Federung des Dingo ist extrem hart, und wir wurden ziemlich durchgeschüttelt, als wir an den verlassenen Bauernhäusern vorbeifuhren, die in längst vergangenen Schlachten zerstört worden waren. Überall auf den unkrautüberwachsenen Feldern rosteten ausgebrannte Panzer und Lastwagen, verbogene Kanonen und anderes Kriegsgerät vor sich hin und erinnerten daran, wie lange dieser schier endlose Krieg nun schon andauerte. Es hieß, dass irgendwo im Niemandsland noch Kanonen aus dem neunzehnten Jahrhundert herumlagen.
    Wir kamen zu einem Kontrollpunkt, und Landen zeigte seinen Marschbefehl vor. Als wir weiterfuhren, sprang ein junger Soldat zu uns auf den Wagen.
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte er. Aber ich bemerkte, dass er mehrere Reservemagazine für seine MP dabeihatte - immer ein Zeichen dafür, dass jemand Ärger erwartet. Im Stiefel trug er ein Messer. Er hatte noch fünfzehn Wörter und einundzwanzig Minuten zu leben, dann würde er in einem kleinen Kiefernwäldchen sterben, das zu anderen Zeiten vielleicht ein guter Platz für ein Picknick gewesen wäre. Die Kugel würde unter seinem linken Schulterblatt eindringen, vom Rückgrat leicht abgelenkt werden, sein Herz zerreißen, drei Zoll unter seinem Arm wieder austreten, und schließlich die Tankanzeige des Dingo zerschmettern. Achtzehn Monate später würde ich seinen Eltern erzählen, wie ihr Sohn gestorben war. Seine Mutter würde weinen, und sein Vater würde sich mit trockener Kehle bei mir bedanken. Aber das wusste der Soldat nicht. Das hier waren meine Erinnerungen, nicht seine.
    »Russisches Beobachtungsflugzeug!« zischte der todgeweihte Soldat.
    Landen befahl mir, in das Wäldchen zurückzukehren. Der Soldat hatte noch dreizehn Wörter übrig. Er würde der Erste sein, den ich in diesem Krieg sterben sah, aber längst nicht der Letzte. Als Zivilist hat man mit solchen unangenehmen Dingen selten zu tun, aber bei den Streitkräften kommt so etwas häufiger vor - und man gewöhnt sich nie daran.
    Ich stoppte, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr, so schnell ich konnte, zu dem kleinen Wäldchen zurück, das wir gerade passiert hatten. Wir hielten im Schutz der Kiefern und beobachteten das kleine, einmotorige Flugzeug aus dem gesprenkelten Schatten der Bäume. Was wir zu dieser Zeit noch nicht wussten: Das Flugzeug war Bestandteil einer größeren russischen Einheit, die auf unsere Stellungen vorrückte. Unmittelbar vor uns befand sich ein russischer Spähtrupp, und dahinter kamen zwanzig Kampfpanzer mit starker Infanterieunterstützung. Der Beobachtungsposten, den wir hatten aufsuchen wollen, war bereits überrannt worden.
    Der Angriff sollte natürlich scheitern, aber nur dank des Luftschlags, den Landen über den Kurzwellensender anfordern würde, der sich im Turm des Dingo befand. Ich würde so schnell wie möglich zurückfahren, und Landen würde den alles

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