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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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feschen braunen Anzug mit passendem Filzhut und einen struppigen roten Schnauzbart. Er arbeitete für Jurisfiktion und war beauftragt, mich in dem Verfahren wegen
Jane Eyre
zu vertreten. Der Anklagevertreter war nämlich der Ansicht, ich hätte mich des Eingriffs in ein literarisches Kunstwerk schuldig gemacht, als ich - selbstverständlich in Notwehr - das Ende des Romans änderte.
    »Hallo!« sagte er. »Willkommen in der Buch-Welt.«
    »Danke, geht's Ihnen gut?«
    »Absolut Spitze! Ich habe gerade für Ödipus einen Freispruch in dieser Inzest-Sache erreicht. Er wusste ja zum Zeitpunkt der Tat nicht, dass sie seine Mutter war.« . .
    Er sah sich mit gerunzelter Stirn in der abgewrackten Sunderland um.
    »Tja!« sagte er schließlich. »Sie treffen schon ziemlich eigenwillige Entscheidungen, nicht? Ich habe gehört, ein Stückchen weiter im Regal wird gerade die neueste Daphne-Farquitt- Schnulze gebaut. Sie spielt im achtzehnten Jahrhundert, wäre die nicht ein bisschen komfortabler als dieses ... Wrack? Ach, übrigens, haben Sie vielleicht die Rezension meines letzten Buches gesehen?«
    Er meinte damit natürlich den Krimi, in dem er mitspielte. Snell war vom Scheitel bis zur Sohle völlig fiktiv - und wie alle fiktiven Charaktere litt er ein bisschen darunter. Ich hatte den ätzenden Verriss zu
Pistolen-Pomade
tatsächlich gelesen, aber in solchen Situationen braucht man ein wenig Takt.
    »Nein, tut mir leid, die ist mir entgangen.«
    »Ach! Na ja, sie war - eigentlich - ziemlich gut. Ich wurde als
wohlgerundete Figur
beschrieben. Es sei das ...
bisher beste Buch
...
des Jahres 1986
, hieß es. Die wollen vielleicht sogar eine Kassetten-Ausgabe machen, hat die Agentin gesagt. Hören Sie, Ihr Prozess wird jetzt vielleicht doch schon nächste Woche fortgesetzt. Ich habe zwar eine weitere Vertagung beantragt, aber Hopkins lässt einfach nicht locker. Der Ort und der genaue Termin für die Verhandlung stehen allerdings noch nicht fest.«
    »Muss ich mir Sorgen machen?« fragte ich.
    »Nein, eigentlich nicht. Unser Plädoyer auf Freispruch wegen starker Zustimmung von Seiten der Leserschaft müsste eigentlich funktionieren. Andererseits kann man wohl auf die Dauer nicht leugnen, dass Sie den Schluss des Romans tatsächlich verändert haben. Hören Sie«, fuhr er fort, ohne Atem zu holen, »Miss Havisham hat mich gebeten, Ihnen den Brunnen der Manuskripte zu zeigen. Sie konnte leider nicht selbst kommen, weil sie einen Kurs in
ökologischer Grammasiten-Bekämpfung
machen muss.«
    »In
Große Erwartungen
haben wir einen Grammasiten gesehen.«
    »Das hab' ich gehört. Man kann gar nicht vorsichtig genug mit den Biestern sein.« Er warf einen Blick auf ibb und obb, die gerade meine Spiegeleier mit Speck futterten. »Ist das Ihr Frühstück?«
    Ich nickte.
    »Faszinierend! Ich habe mich immer gefragt, wie so ein Frühstück wohl aussehen mag. In unserer Serie haben wir dreiundzwanzig Abendessen, zwölf Mittagessen und zehn Five-o-clock-Teas - aber kein Frühstück.« Er zögerte eine Sekunde. »Warum darf eigentlich Marmelade ohne Zucker nicht Marmelade genannt werden?«
    »Ich glaube, das haben die Zuckerraffinerien der Goliath Corporation verlangt. Aber die Leute kaufen sie trotzdem.« Ich gab ihm eine Tasse Kaffee. »Haben Sie denn auch Rohlinge in Ihren Büchern?«
    »Ja, natürlich, ich komme schließlich aus einem Krimi.«
    »Nein, ich meine nicht diese Art Rohlinge. Ich meine - Rohlinge«, sagte ich und zeigte auf meine zwei Untermieter.
    »Ach so, Rohlinge!« sagte er, löffelte sich drei Löffel Zucker in seinen Kaffee, und starrte ibb und obb an, die - wie zu erwarten - zurückstarrten. »Meistens sechs oder sieben, sonst müssten wir Ausbildungsabgabe zahlen. Langweilige Burschen, solange sie noch keine Persönlichkeit haben. Danach sind sie aber oft sehr amüsant. Das Problem ist nur, dass sie alle unbedingt Hauptfiguren sein wollen.« Er nippte an seinem süßen Kaffee. »Früher erfolgte die Einquartierung
en masse
, aber nachdem sie mal sechstausend Rohlinge in
Rebbecca
einquartiert hatten, hat sich das geändert. Von den sechstausend wurden fünftausendneunhundertzweiundneunzig exakte Kopien von Mrs Danvers!« Er zögerte eine Sekunde. »Sagen Sie, brauchen Sie vielleicht ein paar Haushälterinnen?«
     
    »Nein, danke«, sagte ich eilig. Die barsche Art von Mrs Danvers war mir nur allzu gut in Erinnerung.
    »Ich kann's Ihnen nicht verübeln«, sagte Snell lachend.
    »Und jetzt haben Sie einen Numerus

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