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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Geschäft mit der Löwen-Attacke erzählen? Wenn es sich herumspricht, dass der alte Bradshaw seine Action-Szenen verkauft, dann werd' ich zum Gespött der Leute.«
    »Ich werd' niemandem etwas erzählen«, versprach ich, während wir einem Händler auswichen, der überschüssige Tonio- Kröger-Klone anbot. »Verkaufen denn viele Figuren Teile von ihren Büchern?«
    »Oh, ja. Aber natürlich nur, wenn sie vergriffen sind und nicht mehr gebraucht werden. Mein Problem ist, ich brauche ein bisschen Kleingeld. Die
Book-World Awards
stehen bevor, und Mrs Bradshaw ist in der Öffentlichkeit immer ein bisschen schüchtern. Da hab ich mir gedacht, ein neues Abendkleid wäre vielleicht genau richtig. Aber so ein Fummel ist unheimlich teuer hier unten.«
    »Im Außenland ist es genauso.«
    »Ach, wirklich?« Er lachte verlegen. »Der Brunnen erinnert mich immer an den Basar in Nairobi. Finden Sie nicht auch?«
    »Ich finde, es gibt erstaunlich viel Bürokratie. Ich hätte gedacht, so eine Romanfabrik wäre viel lockerer. Es fehlt so an kreativer Entspannung.«
    »Na, wenn Sie das hier schon bürokratisch finden, dann sollten Sie mal rüber zur Non-Fiction gehen. Da umfassen allein schon die Kommaregeln mehrere Dutzend Bände.
Alles
, was der Mensch erfindet, enthält von Anfang an Bürokratie, Korruption, Fehler und Irrtümer, Mädchen. Wundert mich, dass so ein schlaues Ding wie Sie das noch nicht gemerkt hat. Ach, schaun Sie mal, da kommt ein alter Bekannter von mir.«
    Er zeigte auf einen jungen Mann Anfang zwanzig in einem Reitrock, der eine Werkzeugtasche mit zahlreichen Aufklebern unter dem Arm hatte.
    »Das ist ein wandernder Lochflicker.«
    »Repariert er Töpfe?«
    »Nein, er kümmert sich um Romane. Er stopft Handlungslöcher, repariert Fehlkonstruktionen und beseitigt logische Fehler. Wenn zum Beispiel jemand sagt:
Die Narzissen blühten -
und es ist mitten im Sommer. Oder wenn an einer Schrotkugel ballistische Untersuchungen angestellt werden, mit deren Hilfe die Waffe identifiziert wird. Das sind so die Sachen, die er repariert. Es ist einer der letzten Arbeitsgänge, ehe die Garammaticisten, Echofinder und Orthographieprüfer anrücken.«
    Der junge Mann stand jetzt direkt vor uns, und ich konnte erkennen, dass die Aufkleber auf seiner Tasche die Titel einiger sehr berühmter Werke trugen. Der junge Mann schien weit herumgekommen zu sein.
    »Hallo, Mr Starboard«, sagte Bradshaw.
    Der junge Mann reagierte mit einem schwachen Lächeln. »Commander Bradshaw«, sagte er zögernd. »Was für eine Ehre und Freude, Sie wiederzusehen, Sir. Mrs Bradshaw befindet sich wohl, hoffe ich?«
    »Recht gut, vielen Dank. Das ist Miss Next. Sie ist neu bei Jurisfiktion, und ich zeig' ihr ein paar Tricks.«
    Der Lochschmied schüttelte mir die Hand und machte Willkommensgeräusche .
    »Ich habe vor einigen Tagen ein Loch in
Große Erwartungen
abgedichtet«, sagte ich. »War das eins von Ihren Büchern?«
    »Ach, du meine Güte! Nein, nein«, sagte der junge Mann und lächelte zum ersten Mal. »Das Löcherflicken hat sich sehr entwickelt seit den Tagen von Dickens. Die Zeiten, in denen sich einfach die Tür öffnete und irgendein Vater, Onkel, Geschäftspartner, Schulfreund oder dergleichen erklärte, was er getan hat, seit er zweihundert Seiten zuvor auf rätselhafte Weise aus der Erzählung verschwand, sind vorbei. Heutzutage gehen wir einfach zurück und machen einen
Patch
auf das Loch. Oder wir tarnen es einfach.«
    »Ich verstehe.«
    »Gegenwärtig«, sagte der junge Mann, der sich offensichtlich über mein Interesse außerordentlich freute, »arbeite ich an einem System, das die Löcher versteckt, indem es sie für den Leser
heraushebt
. Es stellt sich dem Leser ganz frech in den Weg und sagt: ›Ich bin ein Loch, und niemand kann mir etwas anhaben!‹ Die Methode ist natürlich sehr
cutting edge
. Ich glaube«, sagte der junge Mann abschätzig, »Sie werden im ganzen Brunnen keinen Lochschmied mit mehr Erfahrung finden als mich. Ich bin jetzt schon vierzig Jahre dabei.«
    »Wann haben Sie denn angefangen?« fragte ich neugierig. »Schon vor Ihrer Geburt?«
    Der junge Mann ergraute und sank vor meinen Augen in sich zusammen. Innerhalb von Sekunden schien er um fünfzig Jahre gealtert. Er streckte die Arme aus und imitierte eine Fanfare:
»Ta-taa!«
    »Llyster, hör auf mit der Angeberei!« sagte Bradshaw und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich will ja nicht hetzen, Tuesday, mein liebes Mädchen, aber wir sollten jetzt rüber

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