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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Brunnens waren genauso geschäftig wie tags zuvor. Händler und Einkäufer wirbelten bunt durcheinander, es wurden Bestellungen aufgegeben und Sonderangebote marktschreierisch unter die Leute gebracht. Ab und zu sah ich neue Gestalten aus Büchern herausquellen und wieder darin verschwinden, je nachdem, wie es die Geschäfte verlangten. Ich musterte die Schaufensterfronten der Plottschmiede, Lochflicker, Grammatacisten, Tempomacher, Stimmungsmischer und Paginatoren und überlegte, was sie für Dienstleistungen anboten und welche spezifischen Tricks wohl zu ihrem Handwerk gehörten.
    Auch die aufdringliche Fußnotofonwerbung machte mir wieder ziemlich zu schaffen. Diesmal versuchten sie, einen Sonderposten »Bremser und sture Vorgesetzte« loszuschlagen. Ich versuchte, sie abzustellen, aber es gelang mir bloß, die Lautstärke etwas zu drosseln. Beim Weitergehen entdeckte ich eine vertraute Gestalt im Gewimmel der Händler und Spekulanten. Wie immer trug er das Outfit des Afrikaforschers: Tropenhelm, kurze Hosen und schwere Stiefel, Safarihemd und ein Lederholster mit einem dicken schwarzen Revolver. Ganz unverkennbar: Commander Bradshaw, der Star von vierunddreißig spannenden Abenteuerbüchern für Jungen zum Ladenpreis von sieben Shilling Sixpence in Halbleinen. Längst vergriffen natürlich. Seit seiner Pensionierung gab Commander Bradshaw sich redlich Mühe, bei Jurisfiktion als graue Eminenz aufzutreten. Er hatte schließlich alles schon mal erlebt - jedenfalls behauptete er das unentwegt.
    »Hundert?« hörte ich ihn verbittert fragen, als ich näher kam. »Können Sie wirklich nicht mehr zahlen?«
    Der Action-Szenen-Makler, mit dem er verhandelte, zuckte die Achseln. »Löwen-Attacken sind heutzutage nicht mehr so gefragt.«
    »Aber sie ist wirklich furchterregend, Mann, absolut furchterregend!« beteuerte Bradshaw. »Man spürt den heißen Atem der Bestie direkt im Genick! Könnte so ein Frauenhüpfbuch mal richtig aufmöbeln! Wäre mal was anderes als die ewigen Partys, Gucci-Handtaschen und Kleidchen, was?«
    »Also schön, hundertzwanzig. Mein letztes Angebot. Nehmen Sie das Geld oder lassen Sie's bleiben.«
    »Blutsauger!« murmelte Bradshaw, nahm die Geldscheine und gab dem Händler einen kleinen Glasbehälter, in dem sich vermutlich die schockgefrorene Löwenattacke befand.
    Als er sich umdrehte und mich erblickte, steckte er hastig das Geld ein und lüpfte höflich den Tropenhelm. »Guten Morgen!«
    »Guten Morgen!« erwiderte ich.
    Er wedelte mit dem Zeigefinger. »Sie sind Miss Havishams Lehrling, nicht wahr? Wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Thursday Next.«
    »Dunnerlittchen! Ist das wahr?«
    Er war fast dreißig Zentimeter größer als bei unserer letzten Begegnung und ging mir jetzt fast bis zur Schulter.
    »Sie sind -«, sagte ich, stoppte mich aber gerade noch rechtzeitig..
    »Größer geworden?« ergänzte er. »Sehr richtig, mein Mädel. Ich weiß es zu schätzen, wenn sich Frauen nicht von konventionellen Manieren einschränken lassen. Melanie - das ist meine bessere Hälfte - ist auch ziemlich ruppig. ›Trafford‹, sagt sie immer - das ist mein Vorname -, ›Trafford‹, sagt sie, ›du bist ein Haufen Elefantenmist. ‹ Einfach so, aus heiterem Himmel! Ich war gerade von einem strapaziösen Abenteuer in Zentralafrika wieder nach Hause gekommen, bei dem ich beinahe am Spieß gebraten worden wäre. Der heilige Smaragd der Umpopo war nämlich von zwei schwedischen Goldsuchern gestohlen worden, müssen Sie wissen, und -«
    »Commander?« fragte ich hastig, um zu verhindern, dass er mir eine seiner endlosen, höchst unwahrscheinlichen und meist auch ziemlich rassistischen Geschichten erzählte. »Haben Sie Miss Havisham heute Morgen gesehen?«
    »Ganz recht so«, sagte er munter. »Unterbrechen Sie mich nur. Ich weiß es zu schätzen, wenn eine Frau einem alten Sack wie mir dezent zu verstehen gibt, dass er sie langweilt. Sie und Mrs Bradshaw haben wirklich sehr viel gemeinsam. Sie müssen sich unbedingt kennen lernen.«
    Wir gingen den geschäftigen Korridor hinunter. (9)
    Ich tappte mir an die Ohren.
    »Haben Sie Probleme?« fragte Bradshaw.
    »Ja, ich hab' ständig diese beiden russischen Klatschbasen in meinem Kopf.«
    »Diese verdammen Mobilnotofone! Ständig hat man falsche Verbindungen. Reden Sie mal mit unserem Mr Plum bei Juris-Tech! Sehr brauchbarer Mann, das! Ach, übrigens«, er senkte die Stimme und sah sich vorsichtig um. »Sie werden doch niemandem etwas über das kleine

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