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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sagen?«
    »Nichts«, sagte Linton leise.
    »Mr. Heathcliff«, sagte Miss Havisham streng. »Es bringt nichts, wenn man zu spät zu den Sitzungen kommt und dann seine Mit-Figuren beleidigt.«
    »Der Teufel soll Ihre Sitzungen holen, Miss Havisham«, knurrte Heathcliff. »Wer ist eigentlich der Star in diesem Roman? Wenn sie das Buch aufschlagen, wen wollen die Leser sehen? Wer hat siebenundsiebzig Mal hintereinander den Buch-Welt-Preis in der Kategorie Schwierige Liebhaber gewonnen? Ich. Ich ganz allein. Ohne mich ist
Wuthering Heights
eine zähe provinzielle Schnulze ohne besonderen Reiz. Ich bin der Star dieses Buches, meine Dame, und werde genau das tun, was mir passt. Das können Sie auch dem Protokollführer, dem Gattungs-Rat und dem Großen Panjandrum mitteilen! Das ist mir völlig egal.«
    Er drückte mir ein signiertes Hochglanzporträt von sich selbst in die Hand und zwinkerte dreist. Das Merkwürdige war, dass ich ihn tatsächlich
erkannte
. Er hatte in Hollywood unter dem Namen Buck Stallion ein paar sehr erfolgreiche Filme gedreht, was vielleicht erklärte, wo er sein Geld herhatte. Mit seinen Gagen hätte er Thrushcross Grange und Wuthering Heights gleich dreimal kaufen können.
    »Der Gattungs-Rat hat beschlossen, dass Sie an den Sitzungen teilnehmen, Heathcliff«, sagte Miss Havisham kalt. »Wenn dieses Buch überleben soll, müssen wir die Gefühle unter Kontrolle bringen, die darin toben. Der Roman ist jetzt schon dreimal brutaler als bei der ersten Niederschrift. Wenn wir die Dinge einfach treiben lassen, nehmen Mord und Totschlag bald überhand. Erinnert ihr euch noch, was aus
Titus Andronicus
geworden ist? Früher war es ein mildes Sittenstück, und jetzt ist es Shakespeares blutigstes Schlachtfest. Wenn ihr eure Wut nicht unter Kontrolle bringt, kann sich
Wuthering Heights
ganz genauso entwickeln.«
    »Ich will kein Hackbraten werden!« jammerte Linton.
    »Wohl gesprochen«, sagte Heathcliff ironisch.
»Sehr
tapfer.«
    Er beugte sich vor, aber Miss Havisham ließ sich nicht einschüchtern. »Ich möchte Ihrer kleinen Gruppe mal etwas sagen:
Es ist mir völlig egal, was aus
Wuthering Heights
und seinen Bewohnern wird
. Der Roman hat seinen Zweck erfüllt. Ich habe darin die feine Kunst der Täuschung und Rache erprobt - aber jetzt bin ich größer als dieses Buch und größer als jeder von euch. Es gibt bessere Romane, die auf mich warten. Romane, in denen ein Charakter von meinem Tiefgang besser bedient wird!«
    Die Versammelten zuckten erschrocken zusammen bei dieser Drohung. Ohne Heathcliff würde es kein
Wuthering Heights
geben, und ohne den Roman würden sie alle verschwinden.
    »Sie würden es nicht mal bis zu
Paddingtons Sommerfest
schaffen ohne die Erlaubnis des Gattungs-Rats«, knurrte Miss Havisham. »Versuchen Sie,
Wuthering Heights
zu verlassen, und Sie werden wünschen, man hätte Sie niemals geschrieben.«
    Heathcliff lachte. »Unsinn! Der Gattungs-Rat sucht solche Charaktere wie mich. Mich in den Klassikern verrotten zu lassen, wo mich bloß gelangweilte Schüler studieren, ist eine Verschwendung. Ich bin einer der attraktivsten romantischen Helden der Literatur, und Sie können mir glauben, dass der Rat alles tun wird, mir eine größere Leserschaft zu verschaffen. Er wird sich einem Transfer nicht widersetzen und sonst auch niemand, das verspreche ich Ihnen.«
    »Was wird dann aus uns?« hustete Linton am Rande der Tränen. »Wir werden aufgelöst und in die Text-See geschüttet.«
    »Das Beste, was euch passieren kann!« knurrte Heathcliff. »Ich werde am Ufer stehen und eurem letzten erstickten Schrei lauschen, wenn ihr in den Wellen ersauft.«
    »Und ich?« fragte Catherine.
    »Du kommst mit mir«, sagte Heathcliff mit einem Lächeln. »Wir werden in einem modernen Roman weiterleben, ohne diese ganze steifleinene viktorianische Rechtschaffenheit. Ich dachte, wir könnten vielleicht in einem Thriller wohnen mit hübschen Ikea-Möbeln und einem Dalmatiner mit Schlappohren -«
    Man hörte eine laute Explosion, und die Vordertür zersplitterte in einer Wolke von Staub. Miss Havisham stieß Heathcliff zu Boden und warf sich über ihn. »Volle Deckung!« brüllte sie.
    Sie feuerte ihre Pistole auf einen maskierten Mann ab, der wild feuernd mit einer Maschinenpistole hereinsprang. Ihre Kugel schien getroffen zu haben, denn der Angreifer sackte zusammen. Einer von Heathcliffs Leibwächtern hatte einen Schuss in den Hals abgekriegt, aber der andere riss seine MP hoch und feuerte auf die

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