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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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halten, Herr Rechtsanwalt.«
    Sie starrten sich feindselig an.
    »Ich gehe trotzdem rein«, sagte Snell entschlossen, zog die Maske übers Gesicht und entsicherte seinen Revolver.
    Havisham hielt ihn am Ellenbogen zurück, während sie nach ihrer eigenen Vyrenschutzmaske grabbelte. »Akrid, wir gehen zusammen oder gar nicht.«
    Ich holte meine Maske heraus und setzte sie unter dem Schleuder-Helm auf. Miss Havisham klemmte mir ebenfalls eine Karotte ans Revers.
    »Die Karotte ist der beste Lackmus-Test für den Mispeling Vyrus«, sagte sie, während sie Bradshaw mit seiner Maske half. »Sobald sie in Kontakt mit dem Vyrus kommt, verwandelt sie sich entweder in eine
Karosse
oder in eine
Kartoffel
, in seltenen Fällen auch zum
Pavarotti
. Das ist besonders gefährlich, dann musst du sofort die Reißleine ziehen.
Fängt die Rübe an zu singen, musst du augenblicklich springen
, lautet der Merkspruch.« Sie tippte an ihren Helm.
    Ich nickte.
    »Gut. Bradshaw, Sie gehen voraus!«
    Wir traten über die Schwelle in das Laboratorium, das sich in völlig chaotischen Zustand befand. Für Leser sind Druckfehler ein Ärgernis, aber
innerhalb
der Buch-Welt sind sie eine Katastrophe. Schreib-, Satz- und Druckfehler sind bekanntlich die Wirkung einer Sinnverzerrung (nicht etwa die Ursache) - und wenn die innere Bedeutung der Wörter zusammenbricht, kommt es zum Untergang ganzer Sprachen. Natürlich kann man einzelne Fehler beheben - in der Beziehung arbeitet Text-Grand-Central ganz ausgezeichnet -, aber wenn der Vyrus sich erst mal ausgebreitet hat, sind solche Einzelmaßnahmen weitgehend sinnlos. In einem brennenden Haus die Betten zu machen hilft ja auch nur in seltenen Fällen.
    Auch die ehemalige Werkstatt von Perkins schien kaum noch zu retten. In den Regalen hingen
wissenschaftliche Tücher
neben
technischen Gebeten
, und als wir den abgetretenen
Scheppich
betraten, stellten wir fest, dass der große Arbeitstisch nur noch ein bloßer
Anreißfisch
war. Der gläserne Destillierapparat war plötzlich ein
Deprimierapparat
, und das Traurigste war, dass Mathias, das sprechende Pferd, nur noch ein
gesprenkelter Herd
war. Miss Havisham warf mir einen bedeutsamen Blick zu und zeigte auf ihre Karotte, die sich bereits zu verfärben begann.
    »Vossichtig!« sagte Snell. »Sehen Sie!«
    Über den
Grasscherben
auf dem Boden lag eine dünne Schicht von dem roten Nebel, den ich bei meinem ersten Besuch noch im Reagenzglas gesehen hatte. Der Bereich des Fußbodens, der davon bedeckt war, veränderte ständig seine Farbe, Gestalt und Bedeutung.
    »Wo wurt der Minotour gehalten?« fragte Miss Havisham, während ihre Karotte in alle Richtungen spross.
    Ich zeigte zum Keller, und Bradshaw übernahm wieder die Führung. Obwohl mir Bradshaw erneut versicherte, dass es vollkommen nutzlos sei, zog ich meine Automatik, als er die Tür zum Keller aufstieß. Snell knipste eine Taschenlampe an und leuchtete das Gewölbe aus. Die Käfigtür des Minotaurus stand offen, von dem Monster selbst war nichts mehr zu sehen.
    Ich wünschte, ich könnte von Perkins dasselbe berichten. Er - oder besser seine Überreste - lagen verstreut auf dem Fußboden. Der Minotaurus hatte ihn bis zur Brust aufgefressen. Sein Rückgrat war säuberlich abgenagt, und ein Unterschenkel war lässig zur Seite geschnippt worden. Ich musste würgen und spürte einen Knoten in meiner Kehle aufsteigen. Bradshaw fluchte, drehte sich um und richtete sein Gewehr auf die Tür, um den Fluchtweg zu sichern. Snell kniete sich hin, um seinem toten Partner die Augen zu schließen, die mit einem Ausdruck des Schreckens ins Nichts starrten. Miss Havisham legte Snell eine Hand auf die Schulter.
    »Es tut mir so leit, Akrid. Perkins woar ein guter Mann.«
    »Ich kann gaa nicht glaum, dass er so dum gewesen sein soll«, murmelte Snell verbittert.
    »Wir solten lieba gehen«, sagte Bradshaw. »Jets wissen wir, dass ein Minotour los ist. Wir müssn bessa bewaffnet und mitt meer Leuten zurückkomm!«
    Snell stand auf. Hinter seiner MV-Maske sah ich Tränen in seinen Augen. Miss Havisham zupfte mich am Ärmel und wies auf ihre Karotte, die bereits Frackschwänze trug. Es würde ein ganzes Reinigungs-Team kommen müssen, um das Infektionsgebiet abzuriegeln. Snell zog seine Jacke aus, um seinen toten Partner damit zu bedecken, und folgte uns durch die Tür.
    »Zurük nach Norland?«
    »Ich habe früher schon Minotour gejagt«, sagte Bradshaw, dessen Instinkte geweckt waren. »Stalingrad, 1943. Si entfernen

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