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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sih ni weit von der Beute.«
    »Bradsho-!« sagte Miss Havisham warnend, aber der Commander ließ sich von niemandem etwas befehlen, nicht mal von Miss Havisham.
    »Ih vestehe das niht«, murmelte Snell, als wir wieder im Laboratorium waren. »Das bisschen Vyrus da untn am Boden genükt doh niht, um solhe Probleme zu machn.«
    »Wass wollen Sie damit sagn?«
    Bradshaw spähte auf den Burghof hinaus. »Alles klar«, sagte er und winkte uns zu kommen.
    »Fiileicht ist da noh meer Vyrus«, sagte Snell. »Wass ist da in diisem Schrank?«
    Er ging zu einer kleinen Vitrine, die ringsum mit Seiten aus einem Telefonbuch verklebt war.
    »Waaten Si!« rief Bradshaw und kam mit großen Schritten vom Eingang zurück. »Lassn Si mih das machn.«
    Er griff bereits nach dem Türknopf, als mir etwas auffiel. Die Vitrine war nicht mit Telefonbuch- sondern mit Wörterbuchseiten verklebt. Sie war
gepanzert
.
    Ich versuchte noch, einen Schrei auszustoßen, aber es war schon zu spät. Bradshaw öffnete die Vitrine und war sofort in rotem Licht gebadet. Das Schränkchen enthielt mindestens zwei Dutzend gesprungene Gläser, aus denen der ansteckende Vyrus heraustropfte.
    »Ahhh!« schrie der Commander und stolperte rückwärts. Sein
Geweih
fiel zu Boden, während sich seine Karotte in einen laut tönenden
Pavarotti
verwandelte. Aber sein jahrelanges Training war nicht umsonst gewesen. Instinktiv griff er nach seiner Reißleine und verschwand mit einem lauten Knall.
    Der Raum veränderte sich schlagartig unter dem Einfluss des Vyrus. Der Boden wölbte sich zu einem weichen
Busen
, Wände wurden zu
Wellen
. Ich warf Miss Havisham einen nervösen Blick zu und stellte fest, dass auch ihre Karotte zum Pavarotti geworden war. Der beleibte Sänger saß auf ihrer Schulter, sah mich mit einem schmelzenden Blick an und sang dazu
Holde Aida
.
    »Hau ab!«
schrie sie, zog ihre Reißleine und verschwand auf ähnliche Weise wie Bradshaw. Ich packte den Handgriff und zog. Aber statt mich hinwegzubefördern, riss bloß der Strick. Ich warf ihn zu Boden, wo er augenblicklich zu einem
Strich
wurde.
    »Hiir«, sagte Snell und nahm seinen eigenen Helm ab. »Nehmen Si meinen.«
    »Aber der Vyrus!«
    »Zur Hölle mit dem Vyrus, Nekst - haun Si ab!«
    Er sah mich nicht mehr an, sondern ging zu der Vitrine mit den gesprungenen Gläsern. Langsam schloss er die Türen, wobei sich seine Hände in
Länder
verwandelten, mit kompletten kleinen Wäldern, Flüssen und Bergen, als er der vollen Wirkung des Vyrus ausgesetzt war. Ich rannte nach draußen, warf den nutzlosen Homburg beiseite und versuchte mir Snells Hut umzuschnallen. Es war nicht einfach. Ich stolperte über einen herabgestürzten Teil des Burgfrieds und fiel voll aufs Gesicht -
direkt vor zwei große gespaltene Huf e
.
    Vorsichtig hob ich den Kopf. Der Minotaurus hockte sprungbereit vor mir. Der gewaltige Stierkopf saß auf einem starken männlichen Körper. Der Hals bestand ausschließlich aus Muskeln. Messerscharfe Zähne glänzten in seinem Maul, und die langen, spitzen Hörner zeigten angriffslustig nach vorne. Fünf Jahre lang hatte er Joghurt gefressen. Joghurt und immer nur Joghurt. Da hätte man genauso gut einen Tiger mit Drops füttern können.
    »Lieba guta Minotaur«, sagte ich beruhigend und grabbelte nach meiner Automatik, die neben mir ins Gras gefallen war. »Schöna, staaker Minotaur.«
    Er machte einen Schritt auf mich zu. Seine Hufe hinterließen im Gras tiefe Abdrücke. Er starrte mich an und schnaubte heftig, wobei der Schleim aus seinen Nüstern sprühte. Er machte einen weiteren Schritt. Seine tief liegenden, gelb unterlaufenen Augen starrten mich hasserfüllt an. Meine Finger berührten eben den Kolben meiner Pistole, als der Minotaurus sich vorbeugte und seine mit langen Klauen bestückte Hand nach mir ausstreckte. Ich zog die Waffe langsam zu mir heran, während der Minotaurus sich bückte und - zu meiner Überraschung - Snells Schleuder-Helm aufhob. Er drehte den Helm in den Händen und leckte mit seiner armdicken Zunge nachdenklich an der Krempe. Ich hatte genug gesehen. Ich hob meine Automatik und feuerte im selben Augenblick, in dem sich die klauenbewehrte Hand des Minotaurus in der Reißleine verfing und den Schleuder-Helm aktivierte. Der mythologische Stiermensch verschwand mit einer lauten Detonation, während meine Kugel harmlos ins Nichts zischte.
    Ich atmete auf, rollte aber hastig beiseite, denn in diesem Moment fiel eine Bücherkiste vom Himmel und landete krachend im

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