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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Jurisfiktion-Aufzeichnungen
    Der Minotaurus war Miss Havisham entkommen und war zuletzt gesehen worden, als er die Werke von Zane Grey ansteuerte. Der Halbstier war nicht dumm und wusste genau, dass wir ihn in den Rinderherden der Cowboy-Romane nicht so leicht aufspüren würden.
    Snell lebte noch genau drei Stunden. Er befand sich in der Intensivstation unter einem Plastikzelt, das mit Seiten aus dem
Oxford English Dictionary
bedruckt war.
    »Sind die Angehörigen benachrichtigt worden?« fragte ich. Der Arzt schüttelte den Kopf. »Snell war ein Einzelgänger, Perkins war seine ganze Familie.«
    »Können wir zu ihm raufgehen?«
    »Ja, aber Sie müssen mit Druckfehlern rechnen.« Ich setzte mich zu Snell aufs Bett, während Miss Havisham mit dem Arzt sprach. Der Verletzte lag auf dem Rücken und atmete flach, die Schlagader an seinem Hals pochte heftig - es würde nicht mehr lange dauern, bis der Vyrus ihn holte, und das wusste Snell auch. Ich beugte mich über ihn und hielt seine Hand. Sein Gesicht war blass und mit hässlichen grünen Pusteln bedeckt. Als er merkte, dass ich ihn ansah, begann er zu sprechen, aber seine trockenen Lippen brachten nur einzelne, verzerrte Worte hervor.
    »Durstig!« quetschte er mühsam heraus. »Wode - Cone, udder whirled - mohhz Thron -!«
    Seine Finger klammerten sich an meinen Arm, er stieß einen letzten erstickten Schrei aus, dann entwich das Leben aus seinem verschriebenen Körper.
    »Er war ein guter Agent«, sagte Miss Havisham, als der Arzt ihm ein Bettlaken übers Gesicht breitete.
    »Was wird denn jetzt aus der
Perkin-&-Snell-Serie?
« fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte sie leise. »Vielleicht werden Rohlinge eingesetzt - vielleicht wird sie verschrottet - ich weiß wirklich nicht.«
    »Hoho!« rief Bradshaw, der aus dem Nichts kam. »Ist er -?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Miss Havisham.
    »Einer von den Besten«, murmelte Bradshaw betrübt. »Solche wie ihn gibt's nie wieder.«
    »Das wäre schlecht«, sagte Miss Havisham. »Dann können wir ihn bestimmt nicht ersetzen.«
    »Nur so eine Redensart«, sagte Bradshaw. »Hat er noch etwas gesagt, bevor er starb?«
    »Nichts Verständliches.«
    »Hmm. Der Protokollführer wollte einen ausführlichen Bericht über seinen Tod. Was meinen Sie?«
    Er gab Miss Havisham ein Blatt Papier, das sie laut vorlas. -
»Minotaurus entkommt, frisst seinen Wärter. Wärter tot. Pferd durch Verschreiben getötet. Kollege stirbt bei Rettungsversuch. Minotaurus entkommen.«
    Miss Havisham drehte das Blatt um, aber auf der Rückseite stand nichts.
    »Das ist alles?«
    »Ich wollte niemanden langweilen«, erwiderte Bradshaw, »und der Protokollführer wollte es so einfach wie möglich. Ich glaube, Libris sitzt ihm im Genick. Eine Untersuchung über den Tod eines Jurisfiktion-Agenten so kurz vor der Einführung von Ultra-Word™ macht den Gattungs-Rat etwas nervös.«
    Miss Havisham gab Bradshaw den Bericht zurück. »Vielleicht sollte dieser Bericht auf dem Dienstweg erst einmal eine Weile verloren gehen, Commander.«
    »Glauben Sie denn, dass es kein Unfall war?«
    »Der Käfigschlüssel hing nicht am Haken«, murmelte ich.
    »Sehr gut beobachtet«, sagte Miss Havisham.
    »Foul play?«
zischte Bradshaw begeistert.
    »Ich will es nicht hoffen«, sagte Miss Havisham. »Aber verzögern Sie den Abschlussbericht lieber noch ein paar Tage. Wir müssen das überprüfen.«
    »Wird gemacht!« sagte Bradshaw. »Ich werde schon einen Weg finden.« Damit verschwand er.
    »Vielleicht hat es ja gar nichts zu bedeuten, Miss Havisham«, sagte ich, »aber -«
    Sie legte einen Finger auf die Lippen und gebot mir zu schweigen. Ihre sonst so entschlossenen Augen wirkten einen Augenblick unsicher. Ich sagte nichts, aber innerlich war ich beunruhigt. Bis jetzt hatte ich geglaubt, Miss Havisham hätte vor nichts Angst.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Geh in die Konditorei in
Little Dorrit
, okay? Ich nehme einen Doughnut und einen Kaffee. Lass es auf meine Rechnung setzen und bestell dir selbst auch was.«
    »Vielen Dank. Und wo wollen wir uns treffen?«
    »Mill on the Floss
, Seite fünfhundertdreiundzwanzig in zwanzig Minuten.«
    »Ein Auftrag?«
    »Ja«, sagte sie, tief in Gedanken versunken. »Irgendein Idiot hat Lucy Deane erzählt, dass Stephen mit Maggie Kahn fährt, und jetzt versucht sie womöglich, die beiden daran zu hindern. Also, in zwanzig Minuten. Und bitte nicht die Marmeladen- Doughnuts, sondern die mit rosa Glasur, ja?«
    Zweiunddreißig

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