Thursday Next 04 - Es ist was Faul
das interessanteste, das je im
World League
-Krocket gespielt worden ist. Gleich am Anfang fetzten Biffo und Aubrey unsere beiden Bälle in den Rhododendron. Diese neuartige Taktik führte dazu, dass wir im mittleren Drittel keine Tore schießen konnten und unseren Gegnern jede Möglichkeit nahmen, mit unseren Bällen zu rocketieren. Gewinnen konnten wir auf diese Weise natürlich nicht. Die Whackers brauchten bloß dreißig Tore zu schießen und den mittleren Stab zu treffen, dann war das Match zu ihren Gunsten entschieden, und wir würden kein drittes Drittel mehr spielen müssen. Wir konnten das Unvermeidliche offensichtlich bloß aufschieben, aber so sind die großen Turniere nun einmal. Frustrierend, gewalttätig und voller Überraschungen.
»Keine Gefangenen!«, brüllte Biffo tapfer und schwenkte seinen Schläger hoch überm Kopf. Es funktionierte. Da wir unsere eigenen Bälle nicht mehr verteidigen mussten, konnten wir ungehindert zum Angriff übergehen und verwirrten die Whackers mit unserer unkonventionellen Taktik erheblich. Einmal brüllte ich »Abseits!« und dachte mir eine so komplizierte Begründung für diesen Vorwurf aus, dass es zehn kostbare Minuten dauerte, bis die Gegenseite nachweisen konnte, dass es die von mir zitierte Regel nicht gab.
Als das zweite Drittel zu Ende war, waren wir völlig erschöpft. Die Whackers führten trotzdem nur einundzwanzig zu zwölf. Wir hatten zwar keine richtigen Tore geschossen, aber wir hatten zehn Punkte gutgeschrieben bekommen, weil »Bonecrusher« McSneed nach einem Angriff auf Jambe vom Platz gestellt und Biffo von der Duchess mit einem wuchtigen Hieb ins Land der Träume geschickt worden war.
»Wie viele Finger halte ich hoch?«, fragte Alf.
»Fisch«, sagte Biffo und rollte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
»Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte Landen, als ich in der Pause auf der Tribüne erschien.
»Ja«, sagte ich keuchend. »Bin bloß außer Form.«
Friday umklammerte meinen Hals.
»Thursday?«, flüsterte Landen. »Ich habe nachgedacht. Sag mal, wo kam das Klavier eigentlich her?«
»Welches Klavier?«
»Das auf Cindy gefallen ist.«
»Na ja, es ist einfach … heruntergefallen, nehme ich an. Oder was meinst du?«
»Ich meine, dass es ein Mordanschlag war.«
»Jemand hat die Mörderin zu ermorden versucht? Mit einem
Klavier?
«
»Nein. Das Klavier hat sie versehentlich getroffen. Es sollte eigentlich dich treffen.«
»Wer würde denn ein Klavier benutzen, um mich umzubringen?«
»Weiß ich nicht. Hat es in letzter Zeit noch andere ungewöhnliche Anschläge auf dich gegeben?«
»Nein.«
»Ich glaube, du bist immer noch in Gefahr, Liebling. Bitte sei vorsichtig.«
Ich küsste ihn noch einmal und streichelte seine Wange mit schlammiger Hand.
»Entschuldige!«, murmelte ich und wischte ihm das Gesicht ab, womit ich es noch schlimmer machte. »Aber ich muss derzeit so viel im Auge behalten.« Ich rannte los, um Jambes Instruktionen für das letzte Drittel nicht zu verpassen.
»Gut«, sagte er und verteilte die Rosinenbrötchen, »wir werden das Spiel verlieren, aber wir werden es ruhmreich verlieren. Ich möchte nicht, dass es heißt, die Mallets hätten nicht bis zum letzten Mann gekämpft. Stimmt's, Biffo?«
»Trilby.«
Wieder schlugen wir unsere Fäuste zusammen und machten
Harumph!
Die Mannschaft war moralisch gestärkt – bis auf mich. Es traf zwar zu, dass wir alles versucht hatten, aber bei aller gut gemeinten Rhetorik von Jambe würde die Welt in drei Wochen eine radioaktive Wüste sein. Der von Aubrey beschworene ruhmreiche Untergang nutzte dann niemandem mehr, am allerwenigsten Swindon. Trotzdem nahm ich mir ein Rosinenbrötchen und ein Tässchen Tee.
»Mr Jambe?«, sagte Twizzit, der plötzlich neben uns stand und Stig mitgebracht hatte.
»Nehmen Sie sich ein Rosinenbrötchen!«, sagte Aubrey jovial. »Wir gehen stilvoll unter.«
Aber Twizzit lächelte nicht. »Wir haben uns Mr Stiggins Genom angeschaut –«
»Seinen was?«
»Sein Genom. Den genetischen Bauplan, nach dem er und die anderen Neandertaler konstruiert sind.«
»Ja, und?«
Twizzit wühlte in seinen Papieren. »Sie sind alle zwischen 1939 und 1948 in Goliaths gentechnischen Instituten gebaut worden. Der Prototyp konnte damals keine verständlichen Töne hervorbringen, deswegen wurde allen Neandertalern ein menschlicher Kehlkopf mit menschlichen Stimmbändern eingebaut.« Twizzit lächelte strahlend, als hätte er gerade ein
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