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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Gundhalinu auf. »Ich habe versucht, die Methode, die Sie anwenden, nachzuvollziehen. Stimmt die Wiedergabe?«
    Gundhalinu beugte sich vor, studierte die Datenmodelle, murmelte Befehle, die der Computer ausführte, und sah zu, wie ein dreidimensionales Schaubild entstand. Nach einer Weile ließ er es wieder in der Tischplatte verschwinden. Er stellte Reede keine einzige Frage, offenbar brauchte er das nicht. »Ja«, sagte er schließlich. »Das ist eine bemerkenswert stimmige Wiedergabe unserer Arbeit. Aber einige dieser Daten haben wir selbst erst kürzlich entdeckt. Während Sie im Transit waren, können Sie doch unmöglich erfahren haben ...«
    Reede zuckte die Achseln. »Um die Lücken zu füllen, habe ich einfach geraten.«
    »Geraten ...?« wiederholte Gundhalinu leise und berührte die Symbole auf der Tischplatte. »Das kann nicht sein; für diese Resultate haben wir Jahre gebraucht. Kein Mensch kann intuitiv ...«
    »Aber genau so ist es.« Reede zupfte an seinem Ohr. »Ich verlasse mich auf meine Intuition, Kommandant. Sie kennen alle klassischen Vermutungen, die man über Smartmatter anstellt. Deshalb ging ich davon aus, daß Sie auch alle klassischen Fehler machen würden.«
    Gundhalinu hob den Kopf; seine Lippen waren ein dünner Strich.
    »Durch dieses Stadium bin ich nämlich selbst gegangen, Gundhalinu-eshkrad«, fuhr Reede verbindlich fort.
    »Deshalb kann ich mich ja so gut in Ihre Lage hineinversetzen. «
    Gundhalinus Miene glättete sich. Jetzt, wo der Ausdruck von Ärger verschwunden war, sah man ihm nur noch seine Müdigkeit an. Er schüttelte den Kopf. »Na schön, Kullervo. Und was kommt jetzt? Was? Mir fällt nichts mehr ein.«
    Reede fuhr mit der Hand über das Display und kam sich vor wie ein Zauberer, als die Daten erschienen, die er vorher eingespeichert hatte. »Haben Sie berücksichtigt, auf welchem Wege ein Technovirus seine Informationen chiffriert?«
    Gundhalinu sah sich das veränderte Bild an; wieder runzelte er die Stirn, halb zweifelnd, halb angestrengt. »Interessant.« Er schüttelte den Kopf. »Aber wenn man das zu einem logischen Ende führt, werden die Strukturcodes zu kompliziert.« Er streckte die Hand nach dem Display aus.
    »Nein, lassen Sie das!« Ungeduldig schob Reede seine Hand beiseite. »Sie selbst machen es unnötig kompliziert. Das hier ist keine natürliche, sondern eine künstlich geschaffene Lebensform. Die Grundstruktur ist viel einfacher. Diese Schlichtheit hat geradezu etwas Universales, Schönes an sich. Sie müssen sich das in etwa so vorstellen ...« Wieder veränderte er das Display und forschte gespannt in Gundhalinus Zügen nach einem Anzeichen von Verständnis.
    Gundhalinu starrte auf das Bild und wurde ganz still. Nach einer Weile merkte Reede, daß er sogar den Atem anhielt. »O Vater aller meiner Ahnen«, flüsterte Gundhalinu schließlich. »Ich kann es nicht fassen. Bei den Göttern –
das
ist die Wahrheit! Sie ist wirklich schön – mehr als das, sie ist brillant! Verflixt noch mal! Er lachte, und als er wieder hochblickte, sah er aus, als hätte er am liebsten geweint. »Kullervo, ich sagte Ihnen, Sie könnten sich Ihre Belohnung selbst aussuchen, wenn Sie dieses Problem für mich lösten. Was verlangen Sie?«
    »Ich will nur das tun, wozu ich hierhergekommen bin – am Projekt mitwirken und es so schnell wie möglich abschließen. Und ich möchte mit dem Mann zusammenarbeiten, der in World's End das Stardrive-Plasma entdeckt hat.«
    »Das läßt sich einrichten«, sagte Gundhalinu mit leicht verlegenem Lächeln. »Kein Problem.«
     

NUMMER VIER
World's End
    G ute Neuigkeiten, Reede. Wir dürfen hinfahren.« Gundhalinu marschierte in das Büro von Reede Kullervos privatem Labor.
    Kullervo hob den Kopf; es sah aus, als habe Gundhalinu ihn bei einem verfrühten Mittagsschlaf gestört. »Wenn die tausend Jahre erst vorbei sind!« sagte er und setzte sich aufrecht hin. In seinem Gesicht spiegelten sich Freude und Erleichterung wider.
    »Ja, so die Götter wollen«, murmelte Gundhalinu lächelnd. »Wenn die tausend Jahre erst vorbei sind ...« Beiden Männern war die Ironie dieses Ausspruchs bewußt. Jahrelang hatten sie ihn, wie alle anderen, benutzt, und damit die Zeit gemeint, in der die Hegemonie wieder über den Stardrive verfügen würde, ohne jedoch daran zu glauben, daß Sie diesen Tag je erleben würden.
    Kullervo grinste. »Das ist das erste Mal, daß Sie etwas sagen, ohne mich zuvor begrüßt zu haben.«
    Gundhalinu blieb vor Reede

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