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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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keine Daten ... Dennoch traf er mit seinen ungezügelten phantastischen Höhenflügen fast unweigerlich ins Schwarze. Es war erschreckend.
    Gundhalinu fühlte sich durch den Kontakt mit Kullervo inspiriert und beflügelt, bis an die Grenzen seiner intellektuellen Möglichkeiten zu gehen. Jeden Tag übertraf er sich selbst, bis zur Unerträglichkeit stimuliert, blitzartig neue Erkenntnisse gewinnend. Von Anfang an hatte er geahnt, daß sein eigener Geist nie mit Kullervos Brillanz würde Schritt halten können, daß er immer nur ein matter Abglanz sein würde; doch gleichzeitig vermerkte er beinahe dankbar, daß er etwas zu bieten hatte, das Kullervo dringend brauchte: Pragmatismus und Disziplin. Auf Kullervos Energie wirkte er stabilisierend ein, er vermochte dessen Aktivitäten zu lenken und zu konzentrieren. Und Kullervo wußte dies zu schätzen – das bewiesen seine gelegentlichen Blicke ... und die Resultate ihrer Zusammenarbeit. Die vergangenen Monate, die er mit Kullervo verbracht hatte, waren mit keiner anderen Phase seines Lebens vergleichbar. Er durchlebte eine Ekstase, die rein geistiger Natur war, ihn jedoch jeden Morgen schon beim Aufwachen mit neuem Lebensmut erfüllte; immer wieder freute er sich darauf, Reede zu sehen.
    Doch in der ganzen Zeit hatte er so gut wie nichts über den Menschen Reede Kullervo erfahren; er kannte ihn nur als Wissenschaftler. Von Anfang an hatte sich Gundhalinu ungeheuer zu diesem Mann hingezogen gefühlt. Seine Reaktion überraschte ihn, bis er sich klarmachte, daß er sich durch seine ausschließliche Beschäftigung mit dem Stardrive-Projekt zu einem Einsiedler entwickelt hatte. Mittlerweile drehte sich sein ganzes Leben um die Arbeit im Labor. Nachdem er sich so lange mit Menschen abgegeben hatte, mit denen er nichts anzufangen wußte, fand er in Reede Kullervo endlich einen gleichgesinnten Gesprächspartner. Obendrein war Kullervo ein Unikum mit einem brillanten Verstand. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich mit diesem Mann anzufreunden.
    Kullervo ließ ihn jedoch jedesmal abblitzen, wenn er versuchte, mit ihm Freundschaft zu schließen, oder auch nur ein persönliches Gespräch zu führen. Zum Schluß sah Gundhalinu ein, daß er gegen eine Wand rannte, und unternahm nichts mehr in dieser Richtung. Er neigte nicht dazu, sich anderen Menschen aufzudrängen; und er hatte begriffen, daß Reedes Zurückhaltung keiner persönlichen Abneigung gegen ihn entsprang, sondern eine viel tiefere Ursache hatte. Reede fühlte sich schnell in die Defensive gedrängt. Indem er seine rasch umschlagenden Launen und sein sprunghaftes Verhalten beobachtete, ahnte Gundhalinu, daß Reede Kullervo Probleme hatte, die er lieber für sich behielt.
    Er hatte seine Enttäuschung überwunden und sich gesagt, daß es keine Rolle spielte, ob Reede Kullervo sein Freund war oder nicht, solange sich ihre Kontakte auf die Forschungsarbeit beschränkten. Seit vielen Wochen arbeiteten sie in vollkommener Harmonie miteinander, und die Verständigung klappte reibungslos. Aber Reede war und blieb ihm ein Rätsel, ein bizarres Bündel aus Widersprüchen, ein Unbekannter. Täglich wurde Gundhalinu daran erinnert, wie fließend die Übergänge zwischen Genie und Wahnsinn sein können.
    Während Gundhalinu in Kullervos Büro stand, erinnerte er sich plötzlich lebhaft an ihren ersten gemeinsamen Triumph vor ungefähr vierzehn Tagen. Nebeneinander schwebten sie in der Schwerelosigkeitskammer; sie versuchten, die Chiffre des beschädigten Technovirus zu knacken und in die Molekularstruktur der winzigen Plasmaprobe einzudringen, die sich im Zentrum dieser gigantischen, mit teuren Computern ausgestatteten Anlage befand. Wenn ihnen erst der molekulare Aufbau des Plasmas bekannt war, konnten sie es zähmen und kontrollieren. – Seite an Seite, doch jeder für sich allein, hatten sie gewartet, während die behutsam abtastenden Finger ihrer Energiefelder unglaublich feine Analysen durchführten. Sie warteten auf die Worte, die entweder den Lauf der Historie verändern – oder sie an den Anfang ihrer Forschungsarbeit zurückwerfen würden.
    Wir haben die Bestätigung.
Die Worte begleiteten die aufblitzenden Datenkolonnen in seinem Helm. Die monotone Computerstimme ging in Kullervos Triumphgeheul unter; ein halb menschliches Wesen, in seinem Schutzanzug und innerhalb des Energiefelds, fing er ausgelassen an zu tanzen. »... endlich geschafft, BZ! Verdammt noch mal, wir haben es endlich geschafft!« Die Worte

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