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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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stehen. »Noch eine von diesen einzigartigen Beobachtungen ..., sagte er mit breitem Lächeln. Kullervos Gedankengänge verblüfften und amüsierten ihn immer wieder. »Hallo und guten Tag. Ich hoffe, Sie haben heute nacht gut geschlafen, Kullervo-eshkrad. «
    Kullervo lachte und stemmte sich aus seinem Sessel hoch. Mit hörbarem Klatschen schlug er auf Gundhalinus hochgehobene Hand; die Art, in der er den gemessenen Gruß erwiderte, glich mehr einem Schulterklopfen. »Ich schlafe nie gut, aber wen stört das schon? Verdammt ...«, murmelte er, »das paßt alles zusammen.
    Sie merken es auch, nicht?« Seine Hand zuckte, als wolle er sie wieder nach Gundhalinu ausstrecken, aber er tat es nicht. Gundhalinu fühlte sich von Kullervos beunruhigend glitzernden Augen bis ins Innerste durchschaut; er mußte einfach erkennen, mit welcher Gier er nach der Antwort suchte, die ihn befreien würde.
    Doch jählings schien Reede Kullervo durch ihn • hindurchzusehen; er wandte sich dem Tisch zu, über dem ein dreidimensionales Datenmodell schwebte wie eine Halluzination; es war die Darstellung des Informationsspeichers innerhalb einer einzigen Mikrocomputerzelle des Technovirus. »Du gehörst mir«, flüsterte er, als sei er allein im Raum. »Und du weißt es.«
    Nach ein paar unverständlich gemurmelten Befehlen an das Terminal verwandelte sich das Bild ein wenig. Ehe Gundhalinu herausfinden konnte, was anders geworden war, verschwand das Hologramm, und die Tischplatte war wieder eine leere, graugrüne Fläche.
    »Nein«, sagte Kullervo, als wolle er eine unausgesprochene Frage beantworten, »ich habe nicht geschlafen.«
    Gundhalinu blinzelte, während er versuchte, Reedes quecksilbrigen Gedankensprüngen zu folgen. Er hatte sich an die eingleisige, trockene, analytische Denkweise der Wissenschaftler gewöhnt, ehe Kullervo auftauchte. Die Forscher, die hier arbeiteten, gehörten zu den besten Gelehrten, die auf Nummer Vier zu finden waren ... aber die wirklich hervorragenden Intellektuellen wanderten meistens nach Kharemough aus, wenn sie nicht schon dort geboren waren.
    Früher hatte auch er geglaubt, wie fast alle Kharemoughi-Techs, daß die Bürger von Kharemough den Bewohnern der anderen Welten der Hegemonie in moralischer, geistiger und sozialer Hinsicht weit überlegen seien. Doch im Laufe der Jahre hatte er durch schmerzhafte Erfahrungen gelernt, demütig zu sein, und dafür war er dankbar. Seit er auf Vier lebte, war allerdings seine Überzeugung zurückgekehrt, daß er seinem altehrwürdigen Namen Ehre machte, so wie er es einst von seinen Instruktoren im Rislanne gelernt hatte. Er wußte, daß er die beste Ausbildung genossen hatte, die sich für Geld kaufen ließ, und daß er von Natur aus befähigt war, seine Talente zu nutzen.
    Aber seit nunmehr drei Jahren war ein eingepfercht zwischen phantasielosen, geistig trägen Pedanten; er kämpfte an gegen eine verfilzte Bürokratie, die sicherheitsbesessen, militaristisch und paranoid war. Hier lebten nur eine Handvoll Kharemoughi, die alle der Hegemonischen Justiz angehörten. Keiner von ihnen war als Wissenschaftler ausgebildet.
    Nachdem er die Nachricht von seiner Entdeckung nach Kharemough weitergegeben hatte, wurde ihm mittels der verschlungenen Kanäle der Survey-Loge Hilfe zugesagt; man wollte ihm Forscher schicken, die mit ihm gemeinsam daran arbeiten sollten, das verzwickte mikrokosmische Rätsel des Stardrive zu lösen. Drei Jahre lang hatte er auf die Ankunft der Gelehrten gewartet, und während er buchstäblich im Alleingang versuchte, das scheinbar Unmögliche zu schaffen, hatte er von neuem Demut gelernt.
    Nun endlich war die zugesagte Hilfe eingetroffen. Er hatte ein bis zwei Dutzend hochkarätige Forscher der Spitzenklasse erwartet, statt dessen schickte man ihm einen Mann, der nicht einmal ein Kharemoughi war – einen Wildfremden, der kaum älter ausschaute als ein Schulabgänger. Nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hatte, legte er sich zurecht, daß Kullervo hochspezialisiert sein müsse, wenn er sich als einziger für den Transfer nach Nummer Vier qualifiziert hatte. Viele große Forscher hatten mit Anfang zwanzig ihre spektakulärsten Erfolge.
    Trotzdem hatte ihn dann Kullervos Genialität überrascht. Seine Einsicht in die Funktionsweise von Smart-matter grenzte ans Mystische, und Gundhalinu hielt nichts von mystischen Kräften. Es war, als verstünde Kullervo den Technovirus aus dem Bauch heraus, und nicht mit dem Verstand; er analysierte

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