Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
tot.«
»Deshalb sagte ich ja ›unverändert‹.« Reede hörte auf zu grinsen. »Wenn Sie mich auf die Probe stellen wollen, Gundhalinu-eshkrad, dann fragen Sie mich etwas Wichtiges. Fragen Sie mich doch, warum ich glaube, Ihnen helfen zu können.«
Gundhalinu starrte ihn an. »Sie glauben wirklich, daß Sie das schaffen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Reede lächelte wieder und nickte.
»Welche Ideen haben Sie?« fragte Gundhalinu gespannt. »Seit fast drei Jahren zerbreche ich mir den Kopf und komme zu keinem Resultat. Ich will Antworten.« In seinem Blick las Reede Enttäuschung, aber auch eine brennende Gier. »Überzeugen Sie mich, daß Sie die richtigen Antworten kennen, und Sie bekommen, was Sie wollen.«
Reedes Lächeln vertiefte sich. Zufrieden lehnte er sich zurück; er wußte, daß Gundhalinu und die Hegemonie das Versprechen halten würden, ob es ihnen paßte oder nicht. »Wenn ich Sie recht verstehe, dann haben Sie nicht nur ein Problem, sondern zwei. Erstens: das Stardrive-Plasma befindet sich in einem Zustand der Auflösung, weil es beim Absturz des Raumschiffs beschädigt wurde; die Funktion des Plasmas läßt sich nicht mehr kontrollieren. Zweitens haben Sie noch keine Möglichkeit gefunden, es aufzubewahren. Beide Probleme hängen natürlich zusammen. Wenn sich das Plasma kontrollieren ließe, brauchten Sie zur Aufbewahrung keine Stasis-Felder. Aber ohne ausreichende Materialproben können Sie nicht experimentieren und herausfinden, was mit dem Plasma passiert ist. Hier schließt sich der Teufelskreis.« Gundhalinu nickte. »Mein spezielles Fachgebiet ist die Smartmatter.«
Gundhalinu wiegte bedächtig den Kopf. »Und so was gibt es wirklich?«
»Was, Smartmatter?
»Einen Experten dafür. Alle sind sich einig, daß das Alte Imperium Smartmatter erzeugte, benutzte und davon existierte. Es gibt Anzeichen dafür, daß die Smart-matter letzten Endes den Untergang des Imperiums bewirkte. Aber das alles liegt viele Jahrtausende zurück. Die Technologie ging verloren; nur der Stardrive und das Wasser des Lebens beweisen noch, daß Smartmatter keine Legende ist.«
»Nicht zu vergessen das Sibyllenvirus.«
Gundhalinu erstarrte und nickte. »Ja, und das Sibyllenvirus. Im Grunde verstehen wir, wie das Virus funktioniert, aber bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, es erfolgreich zu reprogrammieren, geschweige denn zu reproduzieren – oder es zu einer Reproduktion anzuregen. Über diesen Prozeß enthält das Sibyllennetz keine Angaben, es ist, als hätten sie absichtlich jedes Wissen darüber gelöscht.« Er lehnte sich zurück und seufzte. »Verdammt sollen sie sein.«
»Sie wollten, daß ihr aus euren eigenen Fehler lernt«, meinte Reede.
Gundhalinu blickte ihn durchdringend an.
»Daß
wir
aus unseren eigenen Fehlern lernen«, korrigierte sich Reede.
»Dr. Kullervo ...«
Ananke steckte den Kopf zur Tür herein, und Reede war für die Unterbrechung dankbar. Der Junge war so gekleidet, daß er für einen ernsthaften Studenten aus Kharemough durchging – weite, schmucklose Sachen –, und sprach ganz passabel Sandhi. Reede hatte darauf bestanden, daß sowohl Ananke wie Niburu während ihrer Anreise von Ondinee Sandhi und ein paar der wichtigsten Sprachen lernten, die auf Nummer Vier gebräuchlich waren, denn sie mußten verstehen, worum es bei dieser Aktion ging.
»Was gibt's?«
»Ich lege mich jetzt schlafen. Brauchen Sie noch etwas?«
»Wo ist Niburu?«
»Er hat sich schon vor einer Weile hingelegt.«
Reede schnaubte und schüttelte den Kopf. »Schalte den Lärm ab. Das ist alles.«
Annake nickte und verschwand; im Nebenzimmer wurde es wunderbar still und dunkel. Reede blickte auf die Datenanzeigen in der Oberfläche des niedrigen Tisches. Er staunte, wie spät es schon war.
»Trug Ihr Assistent ein Baby im Arm?« erkundigte sich Gundhalinu.
Reede sah zur Tür und lachte. »Nein, es war ein Tier – ein Quoll. Aber er schleppt das blöde Vieh in einer Schlinge mit sich herum, als wäre es ein Kind. Auf Ondinee hält man sich Quolls als Haustiere, und gelegentlich werden sie auch verspeist; vielleicht läßt er seinen Quoll deshalb nicht aus den Augen.«
»Er hat natürlich eine Reiseerlaubnis für ihn?«
Reede lächelte. »Natürlich, Kommandant.« Er schaltete den Computerterminal ein, und auf dem Schirm erschienen die Daten, die er für eine Präsentation einprogrammiert hatte, bis jetzt aber noch nicht vorführen durfte.
»Sehen Sie sich das an«, forderte er
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