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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Das war's dann wohl. Wir haben mehr erreicht, als wir wollten. Steigt in den Rover und rüstet euch zum Abflug – das Stardrive-Aggregat nehmen wir mit. Sobald ich hier noch ein paar Dinge erledigt habe, verschwinden wir.« Er ging auf Saroon zu, bis eine Entfernung erreicht war, auf die der Stunner tödlich wirkte, und legte an. Saroon knickte in den Knien ein und setzte sich in den Sand. Reede senkte den Gewehrlauf.
    »Nein, Reede!«
    Wütend blickte Reede hoch, als Niburu sich plötzlich in die Schußlinie stellte. »Verdammt noch mal! Geh mir aus dem Weg, du blöder Kerl!«
    Aber Niburu rührte sich nicht vom Fleck; wie ein Schutzschild stand er zwischen dem vor Angst schlotternden Jungen und Reede. »Das ist doch nicht nötig. Wieso willst du ihn töten?«
    »Weil es sein muß. Geh mir aus dem Weg!« Reede gab ihm einen Wink mit dem Gewehrlauf und fühlte, wie sich seine Gesichtszüge verhärteten. »Hau ab, wenn du nicht zusehen willst, aber kommt mir nicht in die Quere. Weg mit dir!«
    »Nein. Ich lasse es nicht zu, daß du ihn tötest.« Niburu straffte die Schultern; er war blaß geworden, und sein Mund war ein dünner Strich. Kaum, daß er den knienden Soldaten überragte, doch Reede fand nichts Absurdes an seiner Haltung. Langsam, wie hypnotisiert, rückte Ananke vorwärts und stellte sich neben Niburu. Reede umklammerte das Gewehr.
    Doch als er abermals anlegte, wurde Ananke durch eine unverhoffte Bewegung abgelenkt und schaute zur Seite. Unwillkürlich folgte Reede seinem Blick; fluchend bemerkte er, wie etwas – jemand, um die Biegung der Schlucht verschwand. Irgendwer rannte wie verrückt zum Feuersee.
    Reede flitzte ins Zelt zurück. Ein Blick genügte, und er wußte Bescheid; in der hinteren Wand gähnte eine Öffnung, und helles Sonnenlicht strömte herein. Gundhalinu war fort.
    Durch den Canyon nahm Reede die Verfolgung auf, Soldat Saroon vergessend. Gundhalinu war wichtig, ihn galt es aufzuhalten; denn er rannte zum See, und er hatte keine Ahnung, warum. Der Canyon schien gar kein Ende zu nehmen, Reede sah nichts als flimmernde Hitze, die vom Boden und den Felswänden abstrahlte, bis er sich verzweifelt fragte, ob der See die Realität veränderte und das Raum-Zeit-Gefüge dehnte, damit er Gundhalinu niemals einholte. Weil der Feuersee Gundhalinu beschützte, wäre er um ein Haar ertrunken ... der Feuersee liebte Gundhalinu ...
    Endlich erreichte er den Ausgang der Schlucht und gelangte ans Seeufer. Dort stand Gundhalinu, als dunkle Silhouette vor dem Höllenglanz auf dem nackten, gequälten Stein. Sein Gesicht dem See zugekehrt, hob er den Arm, um etwas zu werfen ...
    »Gundhalinu!« Reede riß das Gewehr hoch und drückte ab.
    Gundhalinu taumelte, als der Energiestrahl ihn traf, und durch den wuchtigen Stoß flog sein Arm nach vorn. Seine Hand ließ los, was immer sie festgehalten hatte, sein Nervensystem kollabierte, und er stürzte zu Boden. Reede sah gerade noch, wie ein winziges, unidentifizierbares Ding im schimmernden Dunst des Feuersees verschwand.
    Reede rannte los, warf sich auf die Knie und wälzte Gundhalinus reglosen Körper auf den Rücken. Blutend und verletzt starrte Gundhalinu ihn an, er konnte sich nicht bewegen, war aber bei vollem Bewußtsein.
    »Was war das?« schrie Reede. »Was haben Sie in den See geworfen?
    Gundhalinu gab keine Antwort, denn er hatte seine Körperfunktionen nicht mehr unter Kontrolle. Sein Atem rasselte, denn der Schuß hatte sein Nervensystem beeinträchtigt. Aber Reede sah, wie sich seine Wut über den Verrat allmählich in ein Gefühl des Triumphs verwandelte.
    Aus ohnmächtigem Trotz oder aus einem anderen, dumpferen Instinkt heraus, trat Reede mit dem Fuß nach ihm. Gundhalinus Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Reede richtete sich auf und blickte über den See; halbblind durch die gleißende Helligkeit, suchte er nach irgendeinem Hinweis; und dann sah er es – ein Aufblitzen, eine Wellenbewegung, Eruptionen von Licht, die eine Verwandlung einleiteten. Fast konnte er es
fühlen,
wie seine schlimmsten Angstvorstellungen Wirklichkeit wurden. Dennoch war ein Teil von ihm mit Staunen erfüllt.
    »Sie haben es getan!« stellte er fest und sah Gundhalinu an. Das war das Virus. Sie haben den ganzen See damit infiziert.« Er kniete nieder, packte Gundhalinu vorn an seinem schweißdurchtränkten Hemd und zerrte ihn in eine sitzende Position. Mit der anderen Hand umklammerte er sein zerschundenes Gesicht, so daß er ihm direkt in die Augen sehen konnte.

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