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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Capella nach Luft. »Was ... was machst du da? Nimm gefälligst deine Hände von mir!« Sie ruderte mit den Armen durch die Luft.
    Tor richtete sich auf und rückte ein Stück von ihr ab. Andere Helfer drängten sich um die Älteste der Goodventures: Danaquil Lu und ein paar ihrer Anverwandten.
    »Ich ... ich habe dieses Ding angefaßt ...« Ihr Blick klärte sich und füllte sich mit Entsetzen.
    »Sie hat dich gerettet«, sagte jemand, ein Sommer. »Die Winterfrau hat dir das Leben gerettet. Du hattest aufgehört zu atmen, Capella.« Verwundert wandte sich der Mann an Tor. »Ich hielt sie für tot. Wie hast du das gemacht?«
    Sie hob die Schultern. »Das ist Erste-Hilfe-Training. Ich hab's vor langer Zeit gelernt. Die Außenweltler brachten es den Hafenarbeitern bei, damit sie sich zu helfen wußten, wenn ein Unfall wie dieser passierte.« Sie sah, wie die Sommerleute bedeutungsvolle Blicke tauschten. Capella Goodventure hingegen ließ keine Spur von Dankbarkeit erkennen. »Leider wirkte es nicht immer.«
    Capella runzelte die Stirn.
    »Glaubst du ... daß sich jemand finden würde, der uns das ebenfalls beibringt?« fragte der Sommermann, ohne die Clanälteste dabei anzusehen.
    »Es war dieses neumodische Zeug, das mich um ein Haar getötet hätte!« keifte Capella und deutete auf den Bohrer.
    »Nein, deine Unwissenheit hätte dich fast umgebracht«, widersprach Tor. »Der Bohrer ist vollkommen in Ordnung, man darf ihn nur nicht einschalten, wenn er naß geworden ist. Wenn du nur ein bißchen von Elektrizität verstündest, wäre dir das nicht passiert. Dann würdest du jetzt nicht einer Winterfrau dein Leben verdanken.«
    Capella stieß die helfenden Hände fort, die sich ihr entgegenstreckten, und setzte sich aus eigener Kraft hin. »Ich danke dir, daß du mein Leben gerettet hast«, sagte sie mit offensichtlichem Widerstreben. »Es wäre ungerecht, wenn ich das nicht anerkennen würde. Aber wenn wir uns an unsere herkömmlichen Werkzeuge halten würden, die uns immer gute Dienste geleistet haben, gäbe es keine Unfälle mit elektrischem Strom, und wir brauchten auch kein Außenweltler-Training.« Mit kalten Blicken musterte sie die Umstehenden.
    Tor sah, wie die Sommerleute betroffene Gesichter machten. »Außerdem habe ich schon gesehen, wie man mit dieser Herz-Atem-Technik Ertrunkene wiederbelebt hat«, fügte Capella triumphierend hinzu.
    Die Sommerleute schauten nachdenklich drein; alle.
     

TIAMAT
Karbunkel
    O h-oh-oh! O nein! Du hast gewonnen!« Ariele Dawntreader hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr ausgelassenes Kichern zu unterdrücken, während sie beobachtete, wie der Saphir klappernd und singend durch die Spielskulptur fiel und zum Schluß im Schoß ihres Bruders landete. »Du mußt bei Elco die Herz-Atem-Technik anwenden!« Sie blickte sich im Kreis ihrer schadenfroh lachenden Freunde um, die mit Fingern auf Elco Teel Graymount zeigten; der ließ sich mit einem markerschütternden Schrei auf den Teppich fallen und begann zu zappeln. Dann blieb er stocksteif liegen, die Augen weit aufgerissen, die Arme abgespreizt; unterdessen stießen sich die jungen Winter gegenseitig in die Rippen, gaben prustende Geräusche von sich und blickten vielsagend auf Tammis.
    Ariele sah, wie ihr Bruder rot wurde. Neben ihm saß Merovy und hielt seine Hand. Obwohl sie mit Elco Teel verwandt war, wirkte sie immer wie ein Fisch auf dem Trockenen, wenn Tammis sie zu einer ihrer Parties mitbrachte. Ariele war gespannt, wie sie reagieren würde, wenn entweder der rote oder der blaue Stein in ihrem Schoß landete.
    »Komm schon, Tammis«, drängte Ariele. »Capella Goodventure
stirbt.
Du hast doch gesehen, wie Tor Starhiker sie mit der Herz-Atem-Technik wiederbelebte. Zeig uns, wie's gemacht wird.«
    Mit einer eigenartigen Grimasse stand er auf, stelzte über Arme und Beine hinweg und kniete neben Elco nieder. Er starrte auf die weitaufgerissenen Augen und den grinsenden Mund. Lange zögerte er, mit offenkundigem Widerwillen. Ariele fragte sich, wovor er sich fürchtete – oder war er vielleicht gehemmt, weil er sich an die echte Notsituation erinnerte? Endlich beugte er sich herunter und senkte sein Gesicht über das von Elco Teel.
    »Nein, nein!« schrien die Jugendlichen im Chor. »Nicht so ...« – »Mach es richtig!«
    Er richtete sich wieder auf und blickte über die Schulter. »Genau so hat sie es aber gemacht!« verteidigte er sich ärgerlich, obwohl er genau wußte, daß sie etwas ganz anderes meinten.

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