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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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verlangten; und Tammis hielt sich gern in ihrer Nähe auf. Ariele und ihre Freunde hingegen lungerten nur deshalb hier herum, weil der Laden der interessanteste Ort in ihrer eng begrenzten Welt war. Das gleiche galt für die vielen anderen gaffenden Jugendlichen, die fast die Hälfte der Besucher ausmachten. Tor lächelte. »Merovy!« rief sie. Das Mädchen blickte hoch. »Ich brauche was, um eine verschüttete Flüssigkeit aufzuwischen.«
    Merovy verschwand im rückwärtigen Teil des Ladens. Tammis begrüßte Tor mit einem Kopfnicken und arbeitete weiter. Er war der ruhige Zwilling, der nachdenkliche, ganz anders als seine Schwester. Merovy war noch viel stiller und ernster als er, doch in ihrer Gesellschaft schien er sich wohler zu fühlen als inmitten einer Gruppe Gleichaltriger.
    Jemand lachte, und Tammis hob den Kopf; Ariele rief ihm eine rüde Bemerkung zu, die Tor aber nicht verstand. Mit gefurchter Stirn beobachtete Tammis, wie seine Schwester und ihre Clique an ihm vorbeirauschten. Elco Teel drehte sich zu ihm um und warf ihm einen Handkuß zu. »Gib ihn an Merovy weiter!« schrie er und verdrehte die Augen. Die jungen Leute drängten nach draußen auf die Straße. Tor fiel auf, daß Tammis Elco Teel anstarrte, und nicht seine Schwester; der Ausdruck auf seinem Gesicht drückte keinen Groll aus, sondern ein ganz anderes Gefühl, das Tor niemals bei ihm vermutet hätte.
    Sie wurde abgelenkt, als Merovy ihr einen Armvoll sauberer Lappen brachte.
    »Wo ist was verschüttet worden?« fragte das Mädchen.
    Tor nahm ihr die Lappen ab. »Ich kümmere mich selbst darum.« Sie ging zu der Stelle zurück, wo Fate auf sie wartete und sich immer noch mit Capella Goodventure unterhielt. Tor hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Fate so lange mit der zänkischen Alten alleingelassen hatte. Sie wischte die Pfütze auf dem Boden auf und wünschte sich, sie hätte einen Eimer mitgebracht.
    Gerade als sie Fate sagen wollte, daß sie wieder da war, nahm Capella Goodventure einen elektrischen Bohrer in die Hand, der in einer Lache auf dem Tisch lag. Heftig gestikulierend verzog sie angewidert das Gesicht. »Auch so ein Ding, das kein Mensch braucht.« Ihre Hand schwebte über dem Energieschalter.
    »Nicht!« schrie Tor.
    Capella drehte sich um. Tor sprang nach vorn und riß Fate mit sich. Als die beiden Frauen übereinander stolperten und zu Boden stürzten, drückte die Älteste des Goodventure-Clans den Schalter herunter.
    Capella stieß einen schrillen Schrei aus, als der elektrische Strom durch ihren Körper fuhr. Der Bohrer flog aus ihren zuckenden Händen, und sie brach in der Pfütze, in der sie stand, zusammen.
    »Tor!« keuchte Fate, als Tor sich hochrappelte. »Was ist passiert? Was ist ...?«
    »Es ist Capella.« Tor kniete neben der Sommerfrau, die reglos am Boden lag. Capella Goodventures Augen waren weit aufgerissen und starrten sie wie anklagend an. Das Gesicht war ausdruckslos, und die Lippen verfärbten sich bläulich. »O Götter!« fluchte Tor und suchte nach einem Herzschlag oder einem Zeichen dafür, daß Capella noch atmete. Nichts! Sie schob ihre Finger in Capellas Mund und zog die schlaffe Zunge nach vorn. Dann hob sie ihr Kinn an, um den Zugang zur Luftröhre freizumachen. Tief einatmend, drückte sie ihren Mund auf den der Frau und blies ihr den eigenen Atem in die Lunge. Sie zählte, richtete sich auf, und preßte die Hände fest auf Capellas Brustkorb. Abermals blies sie ihren Atem in Capellas Lunge, massierte wieder ihr Herz und wiederholte die Prozedur.
    Vage nahm sie wahr, daß Fate hinter ihr stand und immer noch ihren Namen rief. »Tor? Tor?« Sie merkte, daß sie von Menschen umringt wurden, und daß Danaquil Lu dafür sorgte, daß ihr genügend freier Platz blieb. Atmen, auf das Herz drücken, wieder atmen und so fort, aber Capella reagierte nicht, sondern starrte sie weiter aus leeren Augen an. »Komm endlich zu dir!« flüsterte sie. Atmen, auf das Herz drücken. Sie schüttelte Capellas schlaffen Körper, stemmte sich auf ihr Herz und preßte Luft durch die geöffneten Lippen. »Komm schon, du selbstgerechtes altes Biest, so leicht wirst du doch nicht umzubringen sein! Komm zu dir und vermiese mir den Tag!«
    Noch einmal blies sie ihren Atem in Capellas Lunge. Ein Schauer lief durch den Körper der Frau. Sie tat von selbst einen zittrigen Atemzug, und die Augenlider flatterten. Langsam kehrte ein Ausdruck in ihr Gesicht zurück, zuerst Staunen, dann helle Empörung.
    Mühsam schnappte

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