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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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fallen. Dann entledigte er sich seiner Tunika.
    Verlegen schälte sich Vhanu aus seinen Sachen.
    Gundhalinu kehrte ihm den Rücken zu; es hatte mal eine Zeit gegeben, da war er genauso prüde gewesen! In der trüben Beleuchtung schlüpfte er in die Montur, als das Fahrzeug jäh in eine Kurve ging. Endlich drehte sich Vhanu halb verlegen, halb nervös, zu ihm um.
    »NR«, sagte Gundhalinu leise, »Ihr steht nicht unter Befehl, Ihr braucht Euch nicht in diese Geschichte hineinziehen zu lassen. Ihr könnt jederzeit mit meiner Billigung aussteigen. Meine Brüder mögen dumm sein, aber Selbstmörder sind sie nicht; ich werde mich über sie ärgern, aber es bringt mich nicht um.« Er stülpte sich einen ramponierten Schutzhelm über den Kopf.
    Vhanu warf einen Blick auf die drei Personen, die für ihn Wildfremde waren. Seine Miene erhellte sich nicht. »Verflucht!«
    »Sie gehören alle der Survey-Loge an, auch der junge Bursche, der mir die Nachricht zuspielte; sie tun mir einen verdammt großen Gefallen.«
    Vhanu blickte skeptisch drein; doch dann seufzte er und nickte. »So ergibt das ganze wenigstens ein bißchen mehr Sinn.«
    »Was ergibt mehr Sinn?«
    Vhanus Lippen zuckten. »Nun ja, daß Sie mit Nontechs und Arbeitern wie mit Ihresgleichen verkehren.« Er schloß seine Montur und setzte sich den Helm auf.
    Gundhalinu ging wieder nach vorn und stellte sich hinter Donnes Sitz. »Erzählen Sie mir, was Sie wissen; worauf haben sich meine Brüder jetzt schon wieder eingelassen, daß ich sie in diesem Höllenloch suchen muß?«
    Donne streifte ihn mit einem mitfühlenden Blick; dann konzentrierte sie sich wieder aufs Fahren. Sie rollten durch die unteren Sektionen eines Industrielagers, eine monotone, künstliche Landschaft. Mit den Fingern kämmte sich Donne das kurzgetrimmte, angegraute Haar. »Es ist eine häßliche Geschichte, Kommandant. Es sieht aus, als ob Ihre Brüder versuchten, geheime Programm-Codes zu verkaufen, mit denen man sich Informationen über die neue Sternenflotte verschaffen kann.«
    »Verdammt!« Gundhalinus Hände krallten sich in die Rückenlehne des Sitzes. »Wie konnten sie überhaupt an die Codes gelangen? Meine Brüder gehören nicht zum befugten Personenkreis.«
    »Anscheinend heuerte Ihr Bruder SB jemanden an, der in Ihren Familiencodes herumschnüffelte und den Schlüssel fand. Und mit Hilfe Ihres persönlichen Sicherheitscodes klinkte er sich in das Programm ein.«
    Gundhalinu war zumute, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Er schloß die Augen, weil er nicht sehen wollte, wie die anderen ihn anstarrten. »Und an wen wollen sie verkaufen?«
    »An gewisse Cliquen, an deren Spielregeln Sie sich auch halten, die Ihre Brüder jedoch lediglich als Mittel zum Zweck benutzen.«
    Gundhalinu zwang sich dazu, tief durchzuatmen; er mußte einen klaren Kopf behalten. »Trotzdem wird es ihnen nichts nützen; die Codes ändern sich automatisch mit jedem Schichtwechsel.«
    »Ich weiß das, Kommandant«, sagte Donne. »Aber Ihre Brüder offenbar nicht.«
    Sein Klammergriff um die Rückenlehne lockerte sich.
Es ist noch mal gutgegangen; noch ist kein Schaden angerichtet. Aber es hätte böse enden können.
Dieses Mal waren sie zu weit gegangen; dieses Mal konnte er nicht mehr beide Augen zudrücken und die Geschichte vertuschen. Seine Brüder hatten nicht nur ihn verraten, sondern ein ganzes Projekt. Dieses Vergehen wog schwerer als jede persönliche Demütigung.
    Donne hielt das Fahrzeug an. Vor ihnen blitzte eine Schranke, die den Beginn einer Zone mit niedriger Schwerkraft anzeigte. »Von hier aus müssen wir zu Fuß weitergehen, Kommandant«, erklärte sie. »Es ist nicht weit.«
    Er betrachtete die beiden Lichtpunkte auf dem Bildschirm, die die Position seiner Brüder markierten. »Sie haben sich ja gar nicht bewegt«, staunte er.
    »Wahrscheinlich warten sie auf jemand. Das beste wäre natürlich, wenn ihre Kontaktleute sie versetzt haben, weil sie herausfanden, daß die Codes wertlos sind.«
    »Sind Sie sicher, daß sich sonst niemand hier aufhält?«
    »Das Raster zeigt jedenfalls nichts an, Kommandant.« Achselzuckend stand sie auf und gab ihm eine Handfeuerwaffe. »Gefährliche Gegend hier.« Nachdem er die Batterie geprüft hatte, steckte er die Waffe griffbereit in seine Montur; derweil teilte Donne weitere Waffen aus. Vhanu verstaute seine in einer Tasche und machte eine besorgte Miene.
    Sie ließen den Wagen stehen und gingen an der leuchtenden Schranke vorbei in

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