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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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schlug die Kapuze seines Parka zurück. »Alle. Warum sie das tun, weiß ich nicht, aber es ist so.« Er trug einen Parka, während Ariele nur ein dünnes Hemd und Hosen anhatte; Hemdärmel und Hosenbeine hatte sie hochgekrempelt. Immer, wenn Reede die Stadt verließ, mummelte er sich ein, als hätten sie tiefsten Winter, egal, wie warm es an diesem Tag war. Er betrachtete den Merling und lächelte unwillkürlich, während er eine Reihe von fragenden Schnalz- und Trillerlauten aus•, stieß.
    Silky legte den Kopf schräg, dann schnellte sie nach vorn und stubste ihn mit der Nase in den Bauch. Mit ei• nem überraschten Ausruf plumpste Reede in den Sand. Lachend stand er wieder auf. »Verflixt. Ich habe mich wohl verkehrt ausgedrückt.«
    Gelinde erstaunt sah Ariele ihn an. So unbefangen und fröhlich hatte sie Reede noch nie lachen hören; ihr fiel auf, daß er überhaupt sehr selten lachte. »Die Tonhöhe stimmte nicht«, meinte sie. Er zuckte die Achseln und forderte sie mit einer Geste auf, ihn zu korrigieren.
    Während sie Silky aufmerksam beobachtete, wieder. holte sie die Lautfolge. Der Merling pendelte rhythmisch mit dem Kopf und antwortete mit ein paar Läufen in der Tonart der Mersprache. Stirnrunzelnd wiederholte Ariele im Geist die Laute und unterteilte sie in verständliche Fragmente.
»›Eine Präsenz‹«,
übersetzte sie langsam,
»›und eine Notwendigkeit‹ . . .«
    »›Es ist da‹«,
murmelte Reede. Plötzlich lachte er wie. der. »›Weil es da ist‹?«
    Sie grinste und boxte ihn auf die Schulter. »Du ... Sie verstummte, als Silky sie mit neuen Trillerläufen unterbrach. »Das war ein Mergesang«, sagte sie und schaute Reede an; in seinen Blick lag Verstehen, »Glaubst du, das könnte der Grund sein – daß sie sich alle an einem bestimmten Ort treffen, um dort gemein• sam zu singen?«
    »Warum nicht«, entgegnete er und ging vor Silky in die Hocke. »Jedenfalls finde ich es einleuchtend.« Silky berührte sein Gesicht mit der Schnauze, und er drückte seine Wange in ihr warmes, dichtes Fell. Sie gestattete ihm diese Vertraulichkeit und beschnüffelte liebevoll sein Haar.
    Ariele lächelte; bei jedem anderen, außer Reede, wärt) sie auf diesen Gunstbeweis eifersüchtig gewesen. Reed setzte sich in den Sand, schlang die Arme um die angewinkelten Knie und beobachtete verzückt die Versammlung der Mers. Wieder wünschte sich Ariele, er würde mit ihr ins Wasser gehen, damit sie zusammen mit den Merlingen schwimmen und tauchen konnten. Der Ozean war ihre Welt, und wer sie dort nie erlebt hatte, begriff nicht die wahre Schönheit und Erhabenheit ihrer Existenz. Doch jedesmal lehnte Reede ihren Vorschlag schroff und ohne Erklärung ab. Sie vermutete, sein traumatisches Erlebnis, als er zwischen den Felsen eingeklemmt war, mache ihm immer noch Angst vor dem Wasser.
    »Was glaubst du, wie weit sie wohl noch wandern werden? Oder ob dies schon ihr Treffpunkt ist?« Sie spähte den Strand entlang.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein; sie ziehen weiter nach Karbunkel.«
    »Karbunkel?« staunte sie und sah ihn an. »Und weshalb gerade dorthin?«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Ich weiß es nicht.« Er nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn durch die Finger rieseln. »Ich weiß es einfach nicht ...«
    »Bei den Titten der Herrin!« rief sie ärgerlich und verscheuchte gereizt die Frühlingsfliegen, die vor ihren Ohren summten. »Woher weißt du solche Sachen? Und warum weißt du sie? Du behauptest irgend etwas aus dem blauen Dunst heraus, und dann behältst du recht. Ich kann dich nicht ausstehen!«
    »Lügnerin«, sagte er. Der Mann, der die Mers liebte, und der nur außerhalb der Stadt aufzuleben schien, überraschte sie mit einem plötzlichen Grinsen. Er streckte die Arme aus, umfaßte ihre Knie und zog sie lachend zu sich auf den Sand hinab. »Du kannst doch nicht ohne mich leben, das hast du mir selbst gesagt.«
    Er wollte sie küssen, doch abrupt stieß sie ihn weg und spähte angestrengt hinaus aufs Meer. »Warte; warte einen Moment, Reede. Gib mir mal deine Fernsichtbrille.« Sie nahm ihm das Fernsichtgerät vom Kopf und setzte es sich selbst an die Augen. Hastig sprang sie auf und suchte den Horizont ab.
    »Was ist los?« Er rappelte sich gleichfalls hoch.
    »Da draußen ist was!« Sie kletterte auf den nächsten Felsen, und von ihrem erhöhten Standpunkt aus beobachtete sie den Ozean. Die Fernsichtbrille stellte sie auf maximale Leistung ein. »Schiffe! Die Jagd hat begonnen – kannst du sie

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