Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
sehen? Sie kommen in unsere Richtung.« Ihr wurde flau im Magen.
    Reede fluchte. »Sind sie hinter uns her?« fragte er, »Oder hinter den Mers?« Sie merkte, wie er zu ihr auf den Felsen kletterte; den Blick vermochte sie nicht von dem Schauspiel abzuwenden, das sich ihr in dem Sichtglas bot. »Es geht um die Mers«, sagte sie mit dünner Stimme.
    Als er neben ihr stand, nahm er ihr das Glas ab und überzeugte sich selbst. »Fliegt da draußen irgend et was?« Die Augen mit der Hand abschirmend, blinzelte sie gegen die Sonne. »Nein. Sie haben nur Schiffe losgeschickt. Ein Fluggerät wäre zu fremdartig, es würde die Mers nur beunruhigen.« Mittlerweile waren die Boote so nahe herangerückt, daß sie sie mit bloßem Auge aus machen konnte. Der fragende Singsang eines Mers er tönte; sie schaute nach unten, wobei ihr durch die jähe Bewegung schwindelig wurde. Drunten reckte sich Silky und lugte neugierig zu ihnen empor. »Reede!« Sie schüttelte seinen Arm. »Sie kommen immer näher. Was sollen wir bloß tun?«
    Er nahm das Sichtgerät ab und wandte sich zu ihr. »Wir müssen schleunigst von hier verschwinden. Wenn sie uns hier erwischen, stecken wir bis zum Hals in der Scheiße.«
    »Sie können uns nichts tun!« widersprach sie erschrocken und wütend. »Meine Mutter ist die Königin.
    »Aber meine nicht«, entgegnete Reede. »Mich werdet' sie von diesem Planeten verbannen.«
    »Immerhin arbeitest du für meine Mutter. Sie wird dich «
    »Fang keinen Streit an, verdammt noch mal!« Er packte ihren Arm und drängte sie, nach unten zu klettern.
    Sie riß sich los. »Reede, sie werden Silky töten!« Obwohl die Jagd wieder begonnen hatte, benahmen sich die Mers weiterhin, als hätten sie nicht das geringste zu befürchten. Reede hatte ihr erklärt, es läge an ihrer Langlebigkeit; sie kannten keine Eile, und sie hatten keine Angst vor dem Tod; sie wußten nichts von Rivalitäten, und sie brauchten keine Kultur, die sich auf Materialismus gründete, anders als die Menschen, die bleibende Monumente schufen, um ihrer eigenen, flüchtigen Existenz entgegenzuwirken. Die Mers besaßen nicht einmal das Vokabular, um sich gegenseitig vor der tödlichen Gefahr zu warnen, in der sie nun schwebten. »Bei den Augen der Herrin!« schrie Ariele. »Sie werden alle umbringen!«
    Reede spähte den Strand entlang. Er bleckte die Zähne, so daß sein Gesicht einer Fratze glich. »Scheiße!« fluchte er und ballte die Fäuste. »Scheiße!« Dann schien er einen Entschluß zu fassen. »Komm mit und hilf mir«, rief er Ariele zu. Hastig kletterte er den Felsen hinunter; sie folgte ihm und zerschrammte sich dabei die Haut. Mit fliegenden Fingern zog er irgendein Gerät aus seiner Ausrüstungstasche und fing an, es zu programmieren.
    »Was ist das?« keuchte sie außer Atem.
    »Ein Schallgerät. Es wird die Mers so in Panik versetzen, daß sie ins Meer flüchten. Die Jäger verwenden es auch, aber wenn wir es zuerst benutzen, können wir die Mers retten. Leider ist es nicht leistungsstark genug, um alle zu erreichen.« Er richtete den Apparat auf die Masse von Leibern; die Mers begannen sich zu rühren und protestierend zu kreischen.
    »Silky!« rief Ariele und lockte den Merling mit Trällerlauten an, wie eine Mutter ihr Kind herbeirufen würde. Mit den Armen rudernd, Grimassen schneidend und ihre eigene Aufregung so gut wie möglich mitteilend, rannte sie auf Silky zu. Hinter ihr brüllte Reede etwas in der Mersprache, das sie nicht verstehen konnte. Silky zuckte zusammen und starrte sie verdutzt an. Plötzlich machte sie kehrt und tappte unbeholfen über den Strand zum Wasser hin. Reede lärmte aus Leibeskräften und hetzte zu den Mers; sein irres, befremdliches Benehmen veranlaßte die Merlinge, sich zaudernd in den Ozean zurückzuziehen.
    Ariele schaute hoch, als immer mehr gescheckte Leiber in den Wellen verschwanden. »Irgendwas passiert da draußen ...« Sie zeigte auf den Horizont und strengte sich an, ein klareres Bild zu bekommen. Reede zog sich die Fernsichtbrille über die Augen und hielt für eine kurze Weile in seinem Toben inne. Dann lachte er triumphierend auf. »Die Herrin hat deine Gebete erhört«, murmelt er und streifte sich die Brille ab, um sie Ariele zu geben. »Die Sommerleute greifen ein.«
    Sie griff nach der Brille und beobachtete mit angehaltenem Atem, wie eine Handvoll Fischerboote den Kurs der wesentlich größeren Außenweltlerschiffe kreuzten. Die Aktion spielte sich in zu weiter Entfernung ab, uni

Weitere Kostenlose Bücher