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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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dauert etwas länger.«
    Er erwiderte ihr Lächeln, doch gleich darauf wurde er wieder ernst. »Das Treffen muß unbedingt stattfinden, Kitaro; unser aller Leben könnte davon abhängen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte sie.
    Er wünschte sich, es möge stimmen, und ging schweigend weiter.
    »Gute Nacht; Kitaro«, sagte er, als sie sein Stadthaus erreichten. Befangen blieb er stehen und fragte sich, ob sie wohl damit rechnete, hineingebeten zu werden. Am Ende der Allee war der Himmel dunkel; er hätte nicht gedacht, daß es schon so spät war.
    Doch sie drückte nur ihre Hand salutierend gegen die Brust und deutete ein Lächeln an. »Ich wünsche Ihnen auch eine gute Nacht, Richter«, sagte sie und ging die stille Allee zurück.
    Er sah ihr hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand; erst dann trat er in den schattigen Hauseingang und preßte seine Hand gegen die Identifikationsplatte an der Tür. Geräuschlos ging die Tür auf, und er betrat sein Heim, das ihm wie eine Stätte der Zuflucht vorkam. Hinter ihm glitt die Tür wieder ins Schloß. Seufzend öffnete er seinen Uniformrock.
    »BZ ...?« Aus einem von Lampenschein erhellten Nebenzimmer trat sie in den dunklen Flur. Sie stand in einem Kranz aus Licht, das Haar glänzte silbern, ihr Gesicht lag halb im Schatten.
    »Mond.« Er spürte, wie sich seine Brust vor Freude und Angst verkrampfte. Rasch ging er auf sie zu. »Ich habe mich leider verspätet, aber während der Konferenz ...«
    »Es hat eine erfolgreiche Jagd gegeben«, unterbrach sie ihn, sich nicht vom Fleck rührend.
    Er blieb stehen, weil sie ihm nicht entgegenkam. »Ja«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Sie müssen die Pläne geändert haben. Ich ...«
    Sie wandte sich ab, schloß die Augen und drückte ih re Stirn gegen den Türpfosten. Leise murmelte sie et was, er hörte nur Worte wie ›Außenweltler‹ und ›Schlächter‹. Dann hob sie den Kopf und funkelte ihn zornig an.
    »Verdammt noch mal!« fluchte er vehement. Sein Ärger richtete sich nicht gegen sie – sondern gegen die Welt im allgemeinen. Er haderte mit sich, weil er, der Oberste Richter, so hilflos war, genauso unfähig, das Töten zu stoppen, wie Mond selbst ... Und sie war die Königin. »Es ist unfaßbar. Es ist der helle Wahnsinn!«
    Sie streckte die Arme aus und lief zu ihm; er erkannte die Qual und die ohnmächtige Sehnsucht in ihren Augen.
    Sanft schloß er sie in die Arme und drückte sie an sich; er fühlte den groben Stoff ihrer Kleidung, ihren nachgiebigen, warmen Körper, die zarte Haut. Während er ihre hungrigen, fordernden Lippen küßte, verwandelte sich seine Wut in Begehren. Nie hätte er geglaubt, daß er so tief empfinden könnte ... daß es solche intensiven Gefühle überhaupt gab. Seine Leidenschaft verbrannte ihn, sie ließ ihn alles vergessen: seine Pflicht, seine Gewissensbisse, seine Erinnerungen; schließlich konzentrierte sich sein Universum auf diesen winzigen Augenblick im Meer aus Raum und Zeit, der ihm eine Zuflucht vor seinem Schicksal bot. »O ihr Götter«, flüsterte er, »ich will dich haben, jetzt gleich ...«
    Ihr Körper gab ihm die Antwort; mit ihren warmen, weichen Lippen verschloß sie seinen Mund, und dann führte sie ihn schweigend zu der Treppe, die in sein Schlafgemach hinaufführte.
     

TIAMAT
Karbunkel
    S ieh sie dir alle an!« Ariele hob die Hände und beschirmte die Augen gegen den spiegelnden Glast des nassen Sandes. Zwischen zwei Stellen, an denen die Vorberge ins Meer hineinragten, erstreckte sich der Strand fast eine Meile weit. Der feine, weiche Sand fühlte sich unter den Füßen wie ein Samtteppich an. Darauf bewegten sich Mers – nicht eine einzelne Kolonie, sondern gleich mehrere, die sich auf ihrer plötzlichen, unerklärlichen Wanderung denselben Ruheplatz teilten. »Was machen sie hier? Wohin ziehen sie?«
    Silky lag neben ihr auf dem Sand; der Merling preßte seine Körper gegen Arieles Bein, gerade genug, um einen Kontakt herzustellen, ohne sie zum Stolpern zu bringen. Diese Ansammlung von Mers hatten sie durch den Sender aufgespürt, den Silky in einem Ohr trug, und den Jerusha und Miroe ihr verpaßt hatten, als sie noch ganz winzig war. Silky war es gewesen, die sie zu diesem unverhofften Treffen geführt hatte. Der Merling hatte ihre und Reedes Ankunft freudig begrüßt. In ihrer Gesellschaft schien sie sich wohl zu fühlen, aber etwas In ihrem Verhalten sagte Ariele, daß sie nicht ganz zufrieden war.
    »Sie ziehen in Richtung Norden«, sagte Reede und

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