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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Stimme.
    »Sobald Sie in Jaakolas Besitz übergingen, konnten wir uns denken, was passiert war.« Er zögerte. »Wir wissen sogar, was Sie in Wirklichkeit sind.«
    Reede schoß das Blut ins Gesicht.
Ein Stück Fleisch ... Mundilfoeres Kreatur ... jemand, dem man eine Gehirnwäsche verpaßt hat ... ein Wahnsinniger ...
Er sprang auf die Füße.
    »... Vanamoinen«,
sagte Gundhalinu leise.
    Reedes Knie wurden weich, und er plumpste auf die Couch zurück. »Was?«
    »Vanamoinen. Sie sind Vanamoinen. Wir haben Sie an die Bruderschaft verloren, und wir sind schon eine sehr lange Zeit hinter Ihnen her.«
    Wie erstarrt saß Reede da und lauschte; seine Zunge war wie gelähmt, so daß er weder fragen noch protestieren konnte. Er legte die Hände an sein Gesicht und zog mit den Fingern die Konturen nach, die ihm vertraut und dennoch fremd vorkamen. Plötzlich brach ihm der Schweiß aus. »So nannten sie mich – ›der neue Vanamoinen«‹, murmelte er, als die Erinnerung zurückkehrte. »Sie wußten es, sie alle wußten irgend etwas ... Aber ich kenne Vanamoinen nicht. Vanamoinen ist seit zwei• tausend Jahren tot! Sogar schon länger! Mein Name ...
mein Name
ist Reede Kullervo ...« Seine Finger krallten sich in sein Fleisch.
    »Sie bestehen aus zwei Personen, die sich einen ge. meinsamen Körper teilen«, erklärte Gundhalinu; er beugte sich vor und zwang Reede, ihn anzusehen. »Diese Personen handeln und denken aber nicht selbständig, sondern ihre Charaktere haben sich untrennbar miteinander vermischt. Die Bruderschaft brachte sich in den Besitz des Gehirncodes, den man vor Jahrtausenden vom echten Vanamoinen angefertigt hatte. Und
Sie
benutzte man dazu, um Vanamoinen wiederaufstehen zu lassen. Aber als man seine Erinnerungen in Ihre Systemkreise einspeiste, waren Sie nicht etwa hirntot; als es passierte, muß es für Sie gewesen sein wie ein Frontalzusammenstoß, denn es wurde ein beträchtlicher Schaden angerichtet.«
    »Wie wenn zwei Hologramme miteinander kollidieren«, murmelte Reede, finster vor sich hinstarrend. »Es entsteht ein totales Chaos ...« Er ließ die Hände sinken. »Wie wurde es gemacht?« fragte er; seine Stimme klang fast wieder normal. »Von einer solchen Prozedur habe ich noch nie gehört.«
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Ich habe auch keine Ahnung, wie sie Vanamoinens ... Ihre – Seele so lange konservieren konnten. Wenn Sie es nicht wissen, dann weiß es wohl keiner mehr.«
    »Meine Seele ...« Reede blickte an seinen Körper hinab; ihm war, als sähe er sich selbst aus großer Höhe; sein Geist fing an zu wirbeln und stürzte ab. »Ich erinnere mich nicht ...«, murmelte er. »Aber es wäre möglich.« Er runzelte die Stirn und schaute Gundhalinu an. »Aber warum hat man es getan?«
    »Das möchte ich ja von ihnen wissen«, drängte Gundhalinu mit sanftem Nachdruck. »Wieso sind Sie nach Tausenden von Jahren zurückgekommen?«
    »Wegen der Mers«, antwortete Reede automatisch. Jählings brach er ab. »Beim Universum – doch, ich glaube ... ich glaube, ich bin wegen der Mers hier. Ich kenne sie ...« Erstaunt sah er Gundhalinu an. »Aber es geht nicht um das Wasser des Lebens. Es wird in einem menschlichen Körper nie perfekt wirken, weil dieser genetisch nicht auf Perfektion angelegt ist.« Er schüttelte den Kopf; diese Erleuchtung machte ihn benommen,
    glücklich, doch gleichzeitig entsetzte sie ihn. »Es ist eine Illusion. Die Mers sind ...« Er streckte die Hände aus und tastete in der Luft herum.
    Gundhalinu starrte ihn auf seine übliche skeptische Weise an. Reede erwiderte seinen Blick, und in diesem Moment merkte er, daß dieser Gesichtsausdruck ihm bekannt vorkam. Er erinnerte ihn ... erinnerte ihn ... an Seine Gedanken verhedderten sich. »Mist!« fluchte er und preßte sich die Handballen gegen die Augäpfel, bis er Sterne sah. »Warum nur? Bei den Göttern, wieso sind sie ausgerechnet auf mich verfallen?«
    »Das weiß ich auch nicht, Reede«, murmelte Gundhalinu. »Es gibt aber ein paar Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, daß ein Irrtum vorliegt.«
    Reede lachte: Er faßte in sein Hemd und zog das Medaillon und den Ring heraus, die an einer Kette baumelten. »Überall lauern Gefahren, wenn man irgendwo fremd und fern von seiner Heimatwelt ist.«
    Gundhalinus Blick drückte Mitgefühl aus. »Aber jetzt sind Sie hier – Vanamoinen. Man holte Sie zurück, weil man ihr Wissen braucht. Auch ich benötige Ihre Hilfe. Und ich glaube nicht, daß es ein Zufall ist, wenn sich

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