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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Gundhalinu?«
    Gundhalinu kam ins Zimmer herein; dabei bewegte er sich, als bereite ihm jeder Schritt Schmerzen; schwerfällig setzte er sich in einen Sessel. Nachdem er auf einer Uhr die Zeit abgelesen hatte, schaute er Reede wieder an. »Es geht um meine Arbeit hier auf Tiamat –und um das, was Sie offenbar vorhaben.«
    Reedes Lippen zuckten; der Griff, mit dem er seine Knie umklammert hatte, lockerte sich. »Ich gratuliere. Wie gefällt Ihnen denn Ihr Dienst als Oberster Richter?«
    Gundhalinu zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht Richter geworden, weil es meinen persönlichen Neigungen entspricht. Es ist nicht wie in der Forschung. In der Politik gibt es keine richtigen Antworten, also kann man auch nie gewinnen.«
    »Sie denken nur so, weil Sie ein Gewissen haben.« Reede lächelte matt. »Bringen Sie es zum Schweigen, und Sie werden auch wieder siegen.«
    Gundhalinu schmunzelte spöttisch. Er zog sich den Morgenmantel enger um den Körper, so daß man die Bandagen nicht mehr sah, und verknotete den Gürtel. Diskret ließ er seine Hand auf der verletzten Stelle ruhen. »Ich wünschte, das Leben wäre so einfach«, murmelte er. »Wie gefällt es Ihnen, für die Bruderschaft zu arbeiten?«
    Reede blickte zur Seite. »Mein Leben verläuft wie immer.«
    »Dann hat sich für Sie nichts geändert, als die Quelle Sie brandmarken ließ?«
    Jählings starrte Reede ihn wieder an.
    »Jaakola ist selbst unter seinesgleichen verrufen. Und was man über ihn weiß, ist nur die Spitze eines Eisbergs, die meisten seiner Schandtaten bleiben unter der Oberfläche verborgen. Er hat seine Finger überall drin, nicht?«
    Reede runzelte die Stirn. »Ließen Sie mich aufgreifen, um mich über die Quelle auszufragen? Ich könnte Ihnen nichts sagen, was Sie nicht längst schon wüßten.«
    »Das stimmt.«
    »Stehe ich unter Arrest?«
    »So weit ich weiß, haben Sie auf Tiamat nichts Illegales getan.« Gundhalinu griff in eine flache Keramikschüssel, die auf dem Tisch stand, nahm ein Stück Obst in die Hand und legte es wieder zurück.
    Reede lachte skeptisch. »Was, zur Hölle, wollen Sie dann von mir?«
    »Sie sind hier auf Tiamat, um für die Quelle das Wasser des Lebens zu synthetisieren, habe ich recht?« Reede gab keine Antwort.
    »Wieso haben Sie in der Survey-Halle ein Indiz ausgelegt, das mich auf die richtige Spur bringen sollte?«
    Reede zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht ... ich tat es einfach. Vielleicht wollte ich auch nur sehen, oh Sie schlau genug wären, die richtige Schlußfolgerung zu ziehen.«
    »Sollte es eine Warnung sein – oder ein Hilferuf?«
    Reede ballte die Fäuste. »Mir scheint, daß Sie eher Hilfe brauchen als ich.« Er deutete auf Gundhalinus Blessuren und auf sein Gesicht, das abgehärmt und müde wirkte. »Wieso interessieren Sie sich für die Mers? Ich kenne Sie doch – Sie wollen nicht wieder mit dem Wasser des Lebens herumpfuschen, in Wirklichkeit fürchten Sie sich davor. Trotzdem studieren Sie sie, als hätten sie dasselbe Ziel im Sinn wie ich. Obwohl Sie unentwegt behaupten, die Mers dürften nicht gejagt werden, tötet man sie ungehemmt weiter ... und versucht sogar, Sie umzubringen.«
    »Politik«, murmelte Gundhalinu.
    »Liebe!« widersprach Reede und beugte sich vor. »Die Gerüchte stimmen. Es liegt an der Königin, deshalb ergibt Ihre Politik nicht den geringsten Sinn. Sie ist die Frau, von der Sie mir damals auf Nummer Vier erzählten ... Daß sie die Zukunft der ganzen verfluchten Galaxis ändern würden, nur um sie wiederzusehen.« Er lachte einmal kurz auf. »Und ich hielt es für einen Witz.«
    »Mir scheint, wir beide haben uns gegenseitig unterschätzt«, entgegnete Gundhalinu mürrisch.
    Reede lachte wieder, dieses Mal herzhafter. »So könnte man es wohl ausdrücken.« Auf Gundhalinus Zügen malte sich ein Ausdruck leisen Bedauerns. Er sah Reede nicht an, sondern spielte mit dem gemusterten Ärmel seines Schlafrocks. »Ich hoffe nur, sie ist es wert«, meinte Reede.
    Gundhalinu lächelte, schaute seinen Gast wieder an und nickte. Reede spürte, wie sich langsam in seinem Kopf die Erinnerung an ein Gesicht zu formen begann, das er am liebsten vergessen hätte: dunkle Haut, glänzende Augen, umflort von einem Schleier aus geheimnisvoller Sinnlichkeit ...
ihr Gesicht. Aufhören!
    »Was mit Ihrer Frau passiert ist, tut mir leid«, sagte Gundhalinu, als hätte er Reedes Gedanken gelesen.
    »Wer hat Ihnen davon erzählt?« fragte Reede mit scharfer

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