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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Fingerspitze an die Sibyllentätowierung an ihrem Hals. »Ich meinte die Survey-Loge.«
    »Die Survey-Loge?« wunderte sie sich. »Diesen sogenannten Club, in dem versnobte Kharemoughis verkehren und über Tiamats Mängel herziehen?«
    Er lachte. »Deshalb bist du also nicht gekommen, obwohl ich es durchgesetzt habe, daß auch Tiamataner Mitglied werden können.«
    Sie stemmte sich auf einen Ellbogen hoch und spürte, wie ihr Haar über ihre Schulter rieselte. »Meine Zeit ist zu kostbar, um sie mit solchen Nichtigkeiten zu verplempern«, entgegnete sie gereizt.
    »Hinter der Survey-Loge steckt mehr, als es den Anschein hat. Der Survey, den du kennst, ist nur die Oberfläche, die Fassade – doch es gibt die verschiedensten Ebenen – wie viele es genau sind, weiß ich selbst nicht.«
    Das Lachen blieb ihr im Hals stecken, als sie seinen Gesichtsausdruck sah und merkte, daß er es ernst meinte.
    »Eigentlich dürfte ich dir das gar nicht erzählen.« Er preßte sich die Hände gegen die Augen. »Aber bei allen Göttern, wenn jemand ein Recht hat, die Wahrheit zu erfahren, dann bist du es!« Er schüttelte den Kopf. »Der richtige Survey ist eine geheime Organisation, die bis in die Zeit des Alten Imperiums zurückreicht. Sie fußt auf den früheren Gilden des Imperiums, die sich mit der Kolonisation von Welten beschäftigten. Ich erzählte dir schon von einem Mann namens Vanamoinen ...«
    Schweigend lauschte Mond, während er ihr alles erzählte; sie durchschaute mehr und mehr das merkwürdige Gespräch, das er mit Reede geführt hatte, und sie spürte, wie ihre Vorstellung vom Universum sich allmählich wandelte. »Aber die Survey-Loge kontrolliert nicht sämtliche Vorgänge in der Hegemonie ... oder etwa doch?« fragte sie zum Schluß.
    Er schüttelte den Kopf und lachte einmal kurz auf. »Nein, dafür sorgt schon die menschliche Natur. Die Loge versucht es selbstverständlich – aber viele Dinge entziehen sich ganz einfach dem Zugriff. Selbst auf den höchsten Ebenen kann der Survey nur beeinflussen, aber niemals kontrollieren.«
    »Dann gehört Reede Kullervo dem Survey an ... und die Quelle auch?«
    BZ nickte und legte den Kopf auf seinen Arm. »Innerhalb der Loge gibt es eine Clique, die sich selbst die Bruderschaft nennt; ihr Ziel ist es nicht mehr, das Wohl der Allgemeinheit zu fördern, sondern private Interessen durchzusetzen. Die Mitglieder der Bruderschaft gehen dieselben Wege wie die Loge – aber mit einem anderen Resultat. Sie betrachten die Hegemonie als Beute. Sie unterstützen alles, das die herrschende Ordnung gefährdet – Drogenhandel, politische Korruption, Krieg –, denn wenn irgendwo eine Gesellschaft aus dem Gleichgewicht gerät, profitiert die Bruderschaft von der Not der Menschen. Reede war einmal ein Günstling der Bruderschaft – jetzt ist er zu ihrem Werkzeug gemacht worden. Kitaro ...« Er brach ab. »Kitaro hatte seit Monaten versucht, dieses Treffen zu arrangieren, aber er wird so scharf beobachtet, daß ich schon glaubte, es würde nie zustandekommen.« Er schwieg, wie wenn er noch einmal über Reedes unverhofften Besuch nachdächte.
    »Und wo stehst du?« fragte Mond schließlich; sie legte sich auf die Matratze zurück, die sich weich ihrer Körperform anpaßte. »Wenn Reede der Bruderschaft gehört ...«
    »Ich kämpfe für den Status quo – oder besser gesagt, ich tat es früher einmal.« Er starrte gegen die Zimmerdecke, die sich in Halbschatten hüllte. »Diese Faktion wird manchmal auch die Goldene Mitte genannt; sie nimmt für sich in Anspruch, die Aufgaben des Survey zu erfüllen, indem sie die Ordnung innerhalb der Hegemonie aufrechterhält – darunter versteht man, daß Kharemough über den Rest des ehemaligen Alten Imperiums herrscht. Eine Zeitlang hoffte ich, es sei wirklich so einfach ...« Sein Blick verfinsterte sich.
    »Hat die Rückkehr nach Tiamat diesen Sinneswandel bei dir bewirkt?« Sie legte ihre Hand auf seine Schulter.
    »Er hatte sich schon viel früher angebahnt. Nichts ist einfach ... Was ist schon richtig, und was ist falsch?« Ein Lächeln, halb traurig, halb ironisch, umspielte seine Lippen. »Wenn es keine Ordnung gäbe, gäbe es auch kein Chaos ... und ohne Chaos brauchte es keine Ordnung zu geben. Beide Zustände bedingen sich gegenseitig, nur zusammen bilden sie ein Ganzes. Die Survey-Loge nennt dies in ihrer Eitelkeit ›das Große Spiel‹.«
    »Was – oder wer – ist das Zentrum der Loge? Wer steht an der Spitze?«
    »Ich weiß es

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