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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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nicht.« Er zuckte die Achseln. »Egal, wie hoch ich aufsteige, es gibt immer noch Ebenen dar über.«
    »Woher weißt du dann, wem du trauen kannst?«
    »Ich weiß es ja gar nicht.« Er lächelte wehmütig. »Vielleicht ist das für das Große Spiel auch gar nicht wichtig. Das Sibyllennetz hat dafür gesorgt, daß Vanamoinen zurückkehrte und hierher nach Tiamat kam. Jede Clique hat versucht, ihn zu kontrollieren, ihn zu manipulieren – ohne Erfolg. Trotzdem befindet er sich jetzt hier. Deshalb glaube ich ja so fest daran, daß er uns helfen wird. Deshalb meine ich auch, daß wir nichts erzwingen können, daß wir den Dingen ihren Lauf lassen müssen.
    »Aber sicher bist du dir nicht«, sagte sie leise. »Nein«, murmelte er, den Blick abwendend. »Ich bin mir in keinem Punkt sicher.«
    »Als ich noch klein war, brachte mir meine Großmut ter bei, daß die Mers die Kinder des Ozeans sind, und daß die Herrin sie segnet und beschützt. Und auch ich stünde unter dem Schutz der Herrin.« Vor Kummet schnürte sich ihre Kehle zusammen.
    Er zog sie in seine Arme, drückte sie an sich und küß te ihre Stirn, als wäre sie ein Kind. »Und ich dachte ein mal, mein Leben sei vorbei«, flüsterte er. Er schloß die Augen und küßte sie auf den Mund. »Götter, wie seht ich dich liebe ...«
    Auch sie machte die Augen zu; Tränen quollen unter den Lidern hervor, rannen über ihr Gesicht und tropften heiß auf seine Haut. Sie wunderte sich, daß sie inmitten dieses Sturms in seinen Armen Ruhe fand, daran glauben konnte, daß alles gut enden würde. »Die Nacht ist bald vorüber«, sagte sie; sie umrahmte sein Gesicht mit den Händen, und als sie seine Augenlider küßte, merkte sie, wie die Müdigkeit von ihr abfiel. Sie küßte seine Lippen und ließ ihre Hände über seine Brust wandern; ihre Finger forschten tiefer, und sie spürte, wie die Berührung ihn erregte.
    »Der neue Tag kann ruhig auf uns warten«, murmelte er und stieß einen Seufzer aus. »Wir haben es nicht eilig.«
     
    Reede Kullervo lag wach auf seinem Bett und starrte empor in den Käfig aus Dunkelheit; der jetzt seine ganze Welt war. So weit er sich zurückerinnern konnte, hatte er immer halbe Nächte lang wachgelegen; doch noch nie hatte er sich so gequält wie jetzt.
    Nun wußte er, wer in seinem Hirn gefangensaß –und ihn wiederum zu einem Gefangenen in einer zerstörten, alptraumhaften Szenerie machte, sich an ihm rächte für ein Verbrechen, das er gar nicht begangen hatte ...
Ich bin Vanamoinen.
Er zweifelte nicht daran, daß Gundhalinu recht hatte, daß die ganze Geschichte stimmte, auch wenn er sich nicht erinnern konnte ... Vanamoinen wußte es.
    Fluchend wälzte sich Reede auf den Bauch und vergrub sein Gesicht im Kissen. Was
mache ich hier? Was will ich überhaupt?
»Es ist der einzige Grund für Ihre Existenz!« hatte Gundhalinu ihn angeschrien.
Die Mers. Tiamat.
Es war nicht das Wasser des Lebens.
Wenn er ihnen helfen würde, würde er es verstehen,
hatte die Königin gesagt. Er wollte ihnen ja helfen, er wollte verstehen; der Wunsch nach Begreifen brannte wie ein Feuer in seinen Eingeweiden ...
    Aber die Königin und BZ Gundhalinu konnten nichts für ihn tun. Sie konnten ihm nicht das Wasser des Todes geben; das lag nur in der Macht der Quelle. Selbst wenn Gundhalinu ihm ein Labor und Ausrüstung zur Verfügung stellte, würde er es niemals schaffen, das Wasser des Todes rechtzeitig herzustellen; aber er brauchte seine regelmäßige Dosis. Bereits jetzt spürte er, daß er einen Schuß versäumt hatte; weil Gundhalinu ihm auflauern und ihn in sein Haus schleppen ließ, war er zu seiner Verabredung mit TerFauw zu spät gekommen.
    Irgendwie mußte er TerFauw dazu bringen, daß er ihm die versäumte Dosis verabreichte, bis zum nächsten Morgen mußte er sich eine plausible Lüge ausdenken ... Wenn er den Schuß nicht bekam, konnte er nicht arbeiten. Er brauchte ihn, und den nächsten, und den nächsten und ... und ... und ... Ohne das Wasser des Todes würde er sterben, doch dann wäre er niemandem mehr von Nutzen. Aber wozu lebte er überhaupt, wenn er nirgendwo einen Ausweg aus seiner Qual sah? Er war ein Mann mit zwei Gehirnen; er hatte sich wohler gefühlt, als er lediglich annahm, er sei verrückt ...
    »Reede. «
Eine Stimme, die klang, als sei sie von Rost zerfressen, sprach in der Dunkelheit seinen Namen.
    Reede stockte der Atem.
    Er stemmte sich im Bett hoch. »Wer ist da?« Vor ihm war nichts außer Finsternis, feine Abstufungen von

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